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IS-Terror in Russland?

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Russische Oppositionelle werden verräumt, islamistische Terroristen können sich frei bewegen?

Russland wird seit der ersten Wahl Wladimir Putins zum Präsidenten mit harter Hand regiert. Aus dem autoritären wurde inzwischen ein totalitäres Regime. Die Opfer: Menschen in Tschetschenien, Georgien, Syrien, die russische Demokratie und die russischen Demokratinnen und Demokraten.

Seit zwei Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine, eine übergroße Mehrheit der Russinnen und Russen befürwortet den Eroberungskrieg. Dem Präsidenten, seinem Apparat und der Bevölkerungsmehrheit sind die ukrainischen Opfer herzlich egal — wie auch die eigenen.

Tausende flohen aus dem Kriegsstaat, Journalistinnen und Journalisten, Oppositionelle wurden ermordet. Das Regime legte ein Kontrollnetz über das ganze Land.

In seiner Frühphase sorgte Putin dafür — er half nach, er ließ nachhelfen —, dass sich die Bevölkerung hinter ihren Präsidenten stellte. Bomben in Wohnhäusern, angeblich von tschetschenischen Terroristen gelegt, schweißten Putin und sein Volk zusammen.

Diese tödliche Strategie Putins recherchierten mutige Journalistinnen und Journalisten, die ihre Recherchen nicht überlebten. Christine Belton, Autorin des Buchs Putins Netz griff diese Ungeheuerlichkeiten auf.

Jetzt sollen IS-Terroristen zugeschlagen, mehr als 100 Menschen in der Nähe von Moskau ermordet haben. Vor dem Bekennerschreiben beeilten sich die Ermittler mitzuteilen, dass die IS-Killer mit einem Kleinbus mit ukrainischem Kennzeichen »angereist« seien. Echt?

Die Attentäter seien bereits festgenommen worden und zwar an der ukrainischen Grenze, ließen russische Behörden die Öffentlichkeit wissen. An der ukrainischen Grenze! Das soll heißen, die Ukraine und die sie unterstützenden westlichen Staaten tragen die Verantwortung für das Massaker.

Ein Blick zurück in die späten 1990er Jahre: Eine Serie von Anschlägen in russischen Städten sorgte für Panik. Schnell waren die Schuldigen gefunden, Islamisten aus dem zerbombten Tschetschenien.

»Aber um auf Ihre Frage zu den Terroranschlägen zurückzukommen: Ich bin mir nicht sicher, ob Putin selbst dahintersteckte«, sagte Belton im Zeit-Gespräch, »vielleicht waren es auch Leute aus seinem engsten Kreis, Hardliner wie Nikolai Patruschew, die zweifellos bei einigen der dunkelsten Machenschaften des Kremls ihre Hände mit im Spiel gehabt haben.«

Putin und sein Sicherheitsapparat folgen einer jahrhundertelangen Tradition, stellte Belton eine Verbindung zum zaristischen Geheimdienst Ochrana, der seine Fortführung in der sowjetischen Geheimpolizei Tscheka fand, her. Diese Dienste waren in die schlimmsten Terroranschläge verwickelt, schreckten vor keiner Gräueltat zurück, beschreibt Belton im Zeit-Interview die »dunklen Mächte«, die halfen, Macht zu erobern und sie auch zu erhalten.

Genauso funktioniert laut Belton auch Putins Geheimdienst. »Trotzdem hat jahrelang niemand recht daran glauben wollen, dass der FSB, eine Nachfolgeorganisation des KGB, in die Serie von Sprengstoffanschlägen auf Wohnhäuser verwickelt war, die halfen, Putin an die Macht zu bringen — obwohl es deutliche Hinweise darauf gab«, weist Belton auf die reale Macht im russischen Staat hin.

Den Anschlägen fielen Hunderte von Menschen zum Opfer und lieferten Putin einen Vorwand für den zweiten Tschetschenienkrieg. Dieser Krieg nutzte damals dem farblosen Bürokraten — der sozialdemokratische deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte seinen Freund Putin als »lupenreinen Demokraten« — zum politischen Aufstieg. Putin war zuvor gerade einmal fünf Prozent der russischen Bevölkerung ein Begriff, sein brutaler Tschetschenienkrieg ließ ihn zum Nationalhelden werden. Belton erinnert daran, dass der FSB Putins Freund Patruschew unterstand.

Was damals möglich war, ist jetzt um einiges realer. Das Volk steht geeint hinter Putin, er kann sich auf seinen Sicherheitsapparat verlassen, störende Elemente in diesem totalitären Staat gibt es kaum mehr. Sie wurden beseitigt, wie Alexei Nawalny in einem Gefangenenlager. In einem solchen Staat fahren Terroristen mit einem Bus aus der Ukraine quer durch das Land, um ausgerechnet in der Nähe von Moskau einen Anschlag zu verüben? Und sie fahren dann wieder zurück an die ukrainische Grenze?

Seit dem Februar 2022 überzieht Russland das Nachbarland Ukraine täglich mit Terror. Mit Vorliebe zielen russische Soldaten auf Wohnviertel. Terror pur: Die gesamte Ukraine ist eine Crocus City Hall.


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