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Die mit dem Heer zündeln.

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Trotz einer im kontinentalen Vergleich sehr hohen Polizeidichte (siehe Tabelle) hat Italiens Regierung neulich beschlossen, auch das Militär auf die Straßen zu schicken, um zum Teil schwerst bewaffnet, aber ohne richtige Ausbildung Polizeiaufgaben zu erfüllen. Allem Anschein nach sind also selbst die überdurchschnittlich vielen regulären Ordnungskräfte außerstande, die Sicherheit im Lande zu garantieren.

Begonnen wurde damit, Abfalllager und Verbrennungsanlagen bei Neapel im Zuge der Müllkrise von Soldaten absichern zu lassen. Nun sind alle größeren italienischen Städte sowie allgemein »sensible Orte« an der Reihe. Sie werden von einem zunächst mehr als 62 Mio. Euro teuren und 3.000 Mann starken Kontingent überschwemmt.

Andere Demokratien gehen gerade im Hinblick auf das kriegsreiche 20. Jahrhundert weniger sorglos mit dem Einsatz von Soldatinnen im Inland um. Die Militarisierung des zivilen Umfelds erweckt schließlich beunruhigende Assoziationen, setzt dem Verhältnis zwischen Staat und Bürgerinnen die unfreundliche Fratze der Gewaltandrohung auf — und droht im Übrigen, dem internationalen Ansehen und dem Tourismus zu schaden.

Nachdem sich zudem nach kurzer Zeit bereits gezeigt hat, dass das Heer das als akut empfundene Kriminalitätsproblem nicht bremsen konnte, erwägt der Verteidigungsminister — Rechtsaußen Ignazio La Russa — konsequenterweise eine weitere Aufstockung des Kontingents.

Polizeidichte.


Nachtrag:
Verhältnis zwischen Polizeidichte und empfundener (!) Kriminalität. In Italien koinzidiert eine besonders hohe Präsenz von Ordnungshütern mit einem ziemlich ausgeprägten Unsicherheitsgefühl.

Polizeidichte/Kriminalität.

Dem Zweiten Periodischen Sicherheitsbericht der Deutschen Bundesregierung, 2006 entnommen.



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Comentârs

6 responses to “Die mit dem Heer zündeln.”

  1. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    woher sind diese zahlen?
    und sind bei italien wirklich alle polizeiorgane dazugerechnet? also polizia di stato, carabinieri, guardia di finanza, digos etc., denn mir scheinen 340’000 untertrieben.

  2. dauergast avatar
    dauergast

    Jetzt werden in Italien wirklich scharfe Geschütze aufgefahren! Und wo bleiben unsere Freunde, die sich immer so enorm (künstlich) aufregen, weil die Schützen mit Spielzeuggewehren rumspielen?

    Natürlich wird es jetzt heißen, dass die Soldaten ihre Bazookas (im Unterschied zu den Schützen) ja auch wirklich brauchen. Stimmt aber wohl nicht, oder müssen wir jetzt wirklich mit Kanonen auf Spatzen schießen (nicht einmal bildlich, sondern wortwörtlich)?

  3. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    hatte ich schon mal erwähnt dass italien immer mehr zu einem 3.weltland degradiert? ja? dann tu ichs halt nochmal: italien degradiert immer mehr zu einem 3.weltland. VIVA LA BANANA!

  4. pérvasion avatar

    Wiesion, ich muss zugeben, dass ich da mit den Quellen etwas geschlampt habe, als ich die obere Tabelle zum ersten Mal veröffentlicht habe. Ich werde aber alles daran setzen, sobald ich Zeit habe wieder herauszufinden, woher die Daten stammen. Alles andere wäre unprofessionell.

    Jedenfalls war es sicher eine glaubwürdige Quelle. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage ;-)

  5. Ander avatar
    Ander

    Schön dass du dir jedenfalls die Mühe machst. Da ich dich ja kenne, habe ich Vertrauen in deine Sachlichkeit. Nur schade, dass solche Zahlen (die dann natürlich immer noch genauer angeschaut werden müssen: wieviele davon sind auf der Straße im Einsatz, wieviele wärmen Bürosessel usw.) kaum den Weg in die große Berichterstattung nationaler Zeitungen oder geschweige denn Fernsehsendungen findet.

  6. wiesion [ch] avatar
    wiesion [ch]

    na dann bich ja beruhigt ;)

    habe nachgelesen:
    ca. 110’000 carabinieri
    ca. 100’000 PdS (inkl. DIGOS, NCOS, DCA)
    ca. 70’000 GdF

    d.h. die restlichen ca. 60’000 entfallen auf Polizia Penitenziaria, Polizia Municipale, Polizia Provinciale, Corpo Forestale. und ja, es wäre noch interessant zu wissen wieviele von denen NICHT im büro sitzen ;-)

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