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Geschafft!

Neuer Erfolg für den Prontuario: Nach den vehementen Kampagnen der letzten Jahre hat der AVS begonnen, auch für Bezeichnungen kleinster Orte auf das Fälschungswerk zurückzugreifen. Damit kehren toponomastische Erfindungen zurück, die — zumindest von der Wanderbeschilderung — zum Teil schon seit Jahrzehnten verschwunden waren. Rund hundert Jahre, nachdem sie von Ettore Tolomei zum Zwecke der Assimilierung ersonnen wurden, erfahren sie somit im autonomen Südtirol eine zweite Blüte.

Dem AVS ist hierfür kein Vorwurf zu machen. Es ist nicht Sache eines privaten Vereins, Probleme der Politik zu lösen. Und die war in 40 Jahren seit Inkrafttreten des zweiten Autonomiestatuts (und in drei Jahren seit dem Wiederaufflammen der Diskussion durch nationalistisch motivierte Vereine und Medien) außerstande, eine brauchbare Lösung anzubieten. Trotz durchgehend absoluter Mehrheit im Landesparlament ist sogar die historische Toponomastik bis heute ohne rechtliches Fundament geblieben.

Nun wird also auch Tolomeis Mikrotoponomastik neue Verbreitung erlangen: Zuerst wird sie bekannt gemacht und in wenigen Jahren soll dann (geht es nach den Vorstellungen der SVP) ihre Bekanntheit als Grundlage für die Beibehaltung erhoben werden.

Das ist genauso sinnvoll, wie die nur sich selbst rechtfertigende, im luftleeren Raum schwebende Logik, die zur Aufrechterhaltung aller von Tolomei erfundenen Gemeindenamen führen soll: Landeshauptmann Luis Durnwalder hat schon mehrmals verkündet, sie müssten erhalten bleiben, weil sie bereits von Regionalgesetzen »festgestellt« worden seien. Bringen wir es auf den Punkt: Die Gemeindenamen sind in den Regionalgesetzen enthalten, weil sie (von nach wie vor gültigen faschistischen Dekreten) vorgeschrieben sind. Und jetzt sollen sie beibehalten werden, weil sie in den Regionalgesetzen enthalten sind. Die Logik ist sagenhaft.

Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4

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18 replies on “Geschafft!”

… die Lösung dieser Frage, also die kultivierte u. zivilisierte Handhabung der Orts- und Flurnamen wird wohl auch erst dann möglich sein, wenn wir Rom nicht mehr Rechenschaft schuldig sind, die geltenden Faschio-Dekrete außer Kraft sind!

Nur nebenbei erwähnt, aus Wikipedia (zum Thema Minute):

Darüber hinaus werden Zeitspannen – vor allem im Sport – auch mit 1h 30’ 45” (für 1 Stunde und 30 Minuten und 45 Sekunden) abgekürzt. Diese Schreibweise ist nicht korrekt, da ’ und ” Zeichen für Winkelminute und Winkelsekunde beim Winkelmaß sind.

Das wäre ja bei Crowdsourcing nichts Sonderliches. Trotzdem finde ich nicht, dass sich die beiden Auszüge widersprechen: Auch in meinem Zitat steht, dass es für Zeitspannen im Sport benützt wird — nur eben ist es (angeblich) nicht korrekt.

Südtirol lebt vom italienischen und deutschen Gast. Wahrscheinlich sind die Hinweisschilder auch deshalb zweisprachig, damit der italienische Feriengast sich in Südtirol wie zu Hause fühlt, und nicht auf die Idee kommt, nicht ins nahe Zillertal, Ötztal oder nach Osttirol auszuweichen

Sind die Nord- und Osttiroler auch dumme Zeitgenossen! Sollten endlich ihre Berge umbenennen, für den Tourismus. Ich würde aber in Südtirol gleich noch ein Tal fluten, damit die Deutschen nicht auf die Idee kommen, an den Gardasee zu fahren!

Vielleicht wird der Ausbau der Alemagna-Autobahn bis ins Pustertal nur deshalb verhindert, damit der Gast bei Regenwetter nicht schnell an die Adria flüchtet

die “gelbe Kante” auf die kleine Zinne, jahrzehntelang in diversen Südtiroler Kletterführern, Bildbänden und Ansichtskarten einsprachig angeführt, wird seit den 90 er Jahren auch in italienischer Sprache dem italienischen Gast schmackhaft gemacht. Ebenso der “Preußriss”

es ist noch nicht bekannt geworden, dass ein italienischer Gast sich im Gebirge verlaufen hat, weil ein Wanderweg nur in Deutsch angeschrieben wurde. Also steckt mehr dahinter, als nur primitive Anbiederung

Ich würde genau daraus schlussfolgern, dass nur Anbiederung dahintersteckt.

Mal im Ernst: Die Ortsnamensgebung sollte grundsätzlich kein Betätigungsfeld für Touristiker sein.

Es verlaufen sich auch nicht dauernd Italiener in Apulien, nur weil dort diverse griechische Ortsnamen existieren. Die Stadt Calimera hat nicht einmal einen italienischen Ortsnamen, obwohl die Übersetzung nicht einmal besonders schwer wäre.

Auch in Südtirol gibt es viele sogenannte historische Ortsnamen, die nicht »deutsch« sind, vielleicht sogar die Mehrzahl… Kastelbell, Gomagoi, Kastelruth, Rivellaun, Trutsch u.v.m., einschließlich der beiden auf dem hier oben abgebildeten Schild.

AVS… certo che loro mezze misure non le conoscono: prima eliminano più o meno tutti i nomi italiani, anche quelli storici (ed anche parecchi ladini); poi ora ci ripensano e rispolverano tutto il prontuario.
Da questo si evince solo una cosa, a mio avviso: che dei nomi storici non gliene frega nulla a nessuno. Manca la sensibilità  che li riconosca come qualcosa da preservare, come ogni altro prodotto culturale. Quindi si possono eliminare o mettere nomi non secondo un principio di storicità , ma solo in base al fatto che vengano riconosciuti “italiani” o “tedeschi”.
Hai voglia poi a dire che i partiti italiani hanno una posizione indifendibile su questa questione: gli uni prima cancellano l’italiano dai cartelli, poi nelle discussioni salta fuori l’argomento dei nomi storici, come un’escamotage per non dire di aver fatto pulizia linguistica. Poi ci si aggiungono i guru del turismo, lo Stato e gli italiani disagiati che piagnucolano che han paura di perdersi nei boschi e si sa dove si va a finire…
Davvero, credo che ogni parola sul tema sia una parola sprecata: quella sui nomi storici, è una battaglia persa. Mi pare che nella stragrande maggioranza della popolazione non sia presente la sensibilità  adatta. Credo che il 90% di tutti gli abitanti pensi alla questione nella forma “nomi italiani contro nomi tedeschi”, con tutte le conseguenze del caso…

Credo che il 90% di tutti gli abitanti pensi alla questione nella forma ”nomi italiani contro nomi tedeschi”, con tutte le conseguenze del caso…

Purtroppo hai ragione.

Tra l’altro gli Schützen hanno riassunto abbastanza bene la posizione che — proprio in questo senso — ho difeso alla loro Podiumsdiskussion:

Simon Constantini vom Internetblog Brennerbasisdemokratie sprach sich für ein mehrsprachiges Südtirol aus, in dem nicht so sehr die Sprachgruppen im Vordergrund stehen: man müsse nicht unterscheiden zwischen deutsch und italienisch, sondern zwischen demokratisch/historisch und totalitär. Die Wissenschaftler könnten das Problem nicht lösen, sondern nur der Politik Werkzeuge in die Hand geben. Die Ortsnamengebung müsse eine Sache der Gemeinden sein, die durch Volksbefragung gelöst werden solle.

Brennerbasisdemokratie sprach sich für ein mehrsprachiges Südtirol aus

Südtirol ist mehrsprachig. Dies extra von der BBD zu betonen, ist daher unnötig. Nötig wäre vielmehr davon zu warnen, dass Südtirol aufpassen sollte, nicht zu einem Reservat zu verkommen. Geschützt durch Autonomie, Brennergrenze und Schutzmacht AUT

Wie du oben sicher gelesen hast, habe ich nicht gefordert, dass Südtirol mehrsprachig wird, sondern, dass darin

nicht so sehr die Sprachgruppen im Vordergrund stehen

bzw. eben, dass die eigene »Muttersprache« (fast) genauso ein privates Merkmal wird, wie das Bekenntnis zu einer Religion. Du solltest also schon alles zitieren, was relevant ist.

Das mit dem Reservat müsstest du hingegen noch etwas ausführen… damit man versteht, was du meinst.

… nach dem heutigen Beschluss von LH und Landesregierung (25.06.12) bräuchte es jetzt halt die Fach-frau/-mann, welche es versteht die zwei- bzw. dreisprachigen Schilder grafisch korrekt und verständlich zu verwirklichen!
– Es sollte klar ersichtlich sein, dass es nicht drei Orte sind sondern der eine-und-selbe, jedoch deutlich ersichtlich sein, welches ist der Name und was sind die “Entsprechungen”!
– Nach wie vor sollten “haarsträubende Übersetzungen” unterbleiben!
– Die deutschen Entsprechungen für ladinische Namen sollten möglichst vermieden werden, ich hoffe wenigstens dabei hat Rom nichts einzuwenden!
– Für technische Begriffe sollten ausschließlich Piktogramme verwendet werden! (Fotos von mustergültigen Beispielen in Graubünden können geliefert werden!)

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