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Wer ist hier der Clown?

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Ich entschuldige mich im Voraus für das, was jetzt kommt. Das Chaos, die Gedankensprünge und die Zusammenhänge, die keine sind. Dies ist kein gewöhnlicher Artikel, sondern ein Gedankenprotokoll. Spontan niedergeschrieben.

Undifferenziertheit, Bigotterie und Schwarz-Weiß-Malerei bestimmen den politischen und medialen Kurs dieser Tage. Dies ist zumindest mein Eindruck. Egal ob ich Merkel, Obama, Putin oder Tsipras höre oder ob ich Bild, Focus, Zeit oder Welt lese. Ukraine, Griechenland, Flüchtlingsströme. Symptombekämpfungen werden als Lösungen präsentiert, Täter zu Opfern — und vice versa — gemacht sowie Deutungshoheiten über richtig und falsch beansprucht.

Auslöser dafür, dass ich nun die Gedanken, die schon seit langer Zeit in meinem Kopf rumschwirren, niederschreibe, war ein kürzlich erschienenes “Vorausgeschickt” zum Thema Griechenland unter dem Titel “Am Ende nur Verlierer” von Rainer Hilpold in den Dolomiten. Es ist exemplarisch für die Art und Weise, wie ein Großteil der Medien heutzutage tickt. Die Regierung Tsipras sei — sinngemäß — des griechischen Volkes nicht würdig, eine Clowntruppe, argumentationsunempfindlich, populistisch, manipulativ und im Schwarz-Weiß-Denken verhaftet. Grautöne und Argumente sucht man paradoxerweise aber auch in Hilpolds Analyse vergeblich.

Ich bin weder “Putinversteher” noch glaube ich, dass Tsipras alles richtig macht. Im Gegenteil. Der Kremlchef bewegt sich nahezu unentwegt außerhalb demokratischer Standards und ein Linker, der sich Rechtsradikale in die Regierung holt, ist mir grundsätzlich suspekt. Es geht mir hier vielmehr um die Oberflächlichkeit, die den Diskurs bestimmt. Um die Tendenz, politische Gegner nicht argumentativ zu entzaubern, sondern auf persönlicher Ebene zu delegitimieren. Um die Heuchelei, dem Gegenüber jenes Fehlverhalten anzukreiden, das man bei sich selbst geflissentlich übersieht. Um die Taktik, Dinge nur oft genug wiederholen zu müssen, dass sie wahr werden — auch wenn sie jeglicher Grundlage entbehren.

Populismus, Radikalismus und Extremismus sind Wörter, die einem schnell über die Lippen gehen. Tsipras’ politische Heimat mag vielleicht radikal, von mir aus auch populistisch sein, aber extremistisch im politikwissenschaftlichen Sinne ist sie nicht. Und wenn wir das Wort “Extremismus” einmal nicht in seiner wissenschaftlichen Bedeutung verstehen, dann könnten wir ja auch umgekehrt argumentieren bzw. fragen: Ist ein System, das auf der einen Seite unglaublichen Reichtum und auf der anderen Seite unfassbare Armut produziert nicht auch eine Form von Extremismus? Ist es nicht extrem, dass diese Schere im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise noch weiter auseinandergeklafft ist? Ist es nicht extrem, dass Menschen mit einem Vollzeitjob sich das Leben in Europa nicht leisten können? Ist es nicht extrem, dass unser System halb Afrika als “Wirtschaftsflüchtlinge” zur Abwanderung gen Norden zwingt? Ist es nicht extrem, dass wir Leuten, die auf unsere Kinder (Kindergartenpersonal, Lehrer…), Gesundheit (Krankenschwestern, Pflegerinnen…) und körperliche Unversehrtheit (Feuerwehr, Polizei…) achtgeben, weniger bezahlen als jenen, die auf unser Geld schauen? Ist es nicht extrem, dass wir privaten Bankkonzernen, die ihre unternehmerische Sorgfaltspflicht vernachlässigt haben, ihr ureigenstes unternehmerisches Risiko abnehmen und mit öffentlichen Steuermilliarden unbedarfter Bürger die Löcher neoliberaler Exzesse stopfen? Ist es nicht extrem, wenn die Lösung des durch hohe Politik und Hochfinanz verschuldeten Desasters, die Arbeitslosenzahlen explodieren und die ohnehin schon Armen ausbluten lässt, während die Reichsten ihren Wohlstand in wirtschaftlich schweren Zeiten zu ungunstenen der Schwächsten ausbauen, ja sogar durch geschickte Spekulation die Krise selbst zu ihrem Vorteil nutzen konnten?

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Tsipras’ und Varoufakis’ “Verbrechen”, dass sie gegen dieses System sind, dass sie politisch nicht in der neoliberalen Brüsseler Lobby sozialisiert wurden und dass sie ihre Wahlversprechen halten wollen. Sie möchten nicht auf einem Weg, der offensichtlich — seit Jahren — zu keiner nachhaltigen Lösung führt, noch schneller voran gehen. Sie wollen einen anderen Weg gehen. Ob es der richtige ist, kann ich nicht beurteilen. Aber die Forderung danach ist politisch legitim. Und viel falscher als der bisherige Weg kann er wohl nicht sein. Wenn dann EU-Parlamentspräsident Martin Schulz die vom griechischen Volk gewählte Regierung als “Spaßhanseln” und “nicht ernstzunehmende Gesprächspartner” bezeichnet, ist das nicht nur demokratiepolitisch ein starkes Stück. (Helle Aufregung herrschte, als Varoufakis seine Verhandlungsgegner im Anschluss des Terrorismus bezichtigte. Man könne nicht auf so einem Niveau miteinander sprechen, hieß es von Seiten der EU). Da passte es dann auch gut ins Bild, dass die Ankündigung einer demokratischen Urabstimmung die EU-Verantwortlichen völlig aus der Bahn wirft und auszucken lässt. Oder wie es der Postillon ausdrückte: “Wo kämen wir denn hin, wenn jetzt auf einmal die Menschen über ihr eigenes Schicksal entscheiden dürften? Wir steuern direkt in eine Volksherrschaft, wenn dieses Beispiel Schule macht.” Man mag Tsipras vieles vorwerfen können. Aber Schuld an den Problemen Griechenlands oder gar der ganzen Eurokrise trifft ihn keine. Er ist gerade einmal ein halbes Jahr im Amt. Die Milliardenkatastrophe haben schon die “ernstzunehmenden Realisten” von den Sozialdemokraten und Konservativen zu verantworten. Diese sind dann paradoxerweise genau jene, die die einzig wahre Lösung für jene Misere parat haben wollen, die sie und ihre Berater (Experten aus der Hochfinanz) zu verantworten haben und die jetzt jeden Ansatz außerhalb ihres Systems ins Lächerliche ziehen und als “Träumerei” abtun. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Das ist von der Logik her ungefähr so kohärent wie ein Einbrecher, der Alarmanlagen verkauft. Da können Tsipras und Co. noch lange Clown spielen, bis sie den Schaden anrichten werden, den ihre etablierten Kritiker bereits angerichtet haben. Wobei Clownerie das Letzte ist, was mir in den Sinn kommt, wenn ich diesen Brief von Alexis Tsipras im Handelsblatt lese oder mir diesen stringent argumentierten TED-Talk von Yanis Varoufakis ansehe, der mich inhaltlich an eine der besten und visionärsten Bundestagsreden überhaupt erinnert — Gregor Gysi 1998 anlässlich der Einführung des Euros: Man kann einen Kontinent nicht über Geld einen”. Gezwungen, Tsipras, Varoufakis oder Gysis Meinung zu teilen, bin ich deshalb trotzdem noch lange nicht. Nur soviel: wenn Gregor Gysi heute genau so präzise die Zukunft vorhersagt, wie er es damals getan hat, dann gnade uns Gott.

Das hält die deutsche Presse (und nicht nur die) aber nicht davon ab, die griechischen Politiker in lächerlichster Art und Weise persönlich anzugreifen, anstatt ihnen argumentativ entgegenzutreten – und da muss man gar nicht einmal die Bild-Zeitung zitieren. Unter dem Titel “Gianis Varoufakis verdiente sich als Finanzminister eine goldene Nase” wirft das nicht offen boulevardeske Magazin focus.de dem Wirtschaftsprofessor (Universität Athen, Cambridge University, University of Texas) vor, “abgecasht” zu haben. Er habe 75 Euro (sic!) Sitzungsgeld, eine monatliche Telefonkostenpauschale von 616 Euro sowie 1.780 Euro für sein Athener Büro zusätzlich zum Ministergehalt bezogen. Dieses belief sich für 22 Wochen auf 31.000 Euro brutto. Das verdient der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, eines jener Institute, das durch die “Milliardenkredite” an Griechenland seine selbstverschuldeten Ausfälle vom Steuerzahler ersetzt bekommt, am Tag und Wolfgang Schäuble in acht Wochen! Zudem habe Varoufakis, obwohl er keine Politikerpension beziehen wird, keine Zukunftssorgen, denn er bekomme als Professor an der Uni 2.200 Euro brutto und sei ein erfolgreicher Buchautor (Schande aber auch!). In einem Video legt focus.de dann noch nach:

Auch uns hat Varoufakis mit seinen betont lässigen Auftritten in Muskelshirt und Lederjacke genervt. Während sich die griechischen Bürger mit Geldsorgen plagen, ließ er es sich bei einem Glas Wein mit seiner Frau Danae auf einer Dachterrasse in Athen gut gehen.

Wo hier der Informationswert ist, bleibt schleierhaft. Aber die Diktion fügt sich nahtlos in die vorherrschende personen- und nicht sachzentrierte Rhethorik ein. Wir lernen: Es kommt nicht auf Inhalte an, sondern wie ich mich anziehe. Und als Inhaber eines der undankbarsten, verantwortungsvollsten und zeitaufwändigsten Jobs der Welt darf man sich nicht einmal mit seiner Frau bei einem Glas Wein entspannen. Selten bekommt man — wie hier oder hier — die andere Seite der Medaille präsentiert.

Exkurs: Wie ein 11-Millionen-Einwohner-Land von der Wirtschaftskraft des deutschen Bundeslandes Hessen überhaupt die gesamte Eurozone (350 Millionen Einwohner), ja sogar die ganze Weltwirtschaft, in seinen Grundfesten erschüttern kann, ist mir und auch Altkanzler Helmut Schmidt schleierhaft. Kann mir das mal bei Gelegenheit wer erklären?

Hilpold schließt sein “Vorausgeschickt” mit der Diagnose, dass sowohl rechter als auch linker Populismus nichts als Scherben hinterlasse. Er vergisst wie alle anderen auch jedoch darauf hinzuweisen, dass es die vermeintlich “Seriösen” und die Etablierten waren, die uns den größten wirtschaftlichen Scherbenhaufen seit 75 Jahren überhaupt eingebrockt haben.

Und natürlich darf am Ende eben auch die obligate Gleichstellung von links und rechts nicht fehlen. Rechtsradikalismus ist böse. Linksradikalismus aber auch. Auf gewaltbereiten Extremismus mag das vielleicht zutreffen, aber zwischen demokratischem Rechtsradikalismus und demokratischem Linksradikalismus (bzw. Populismus) besteht ein gravierender qualitativer Unterschied. Rechtsradikalismus geht von einem homogenen “Volkskörper” und somit von angeborenen Qualitäten aus, die eine Ungleichbehandlung und Superiorität rechtfertigen. Er richtet sich gegen Menschen, gegen das Fremde, gegen die Feinde von außen. Linksradikalismus tut das nicht. Seine Feinde sind bekehrbar, denn er richtet sich gegen ein System, nicht gegen Menschen.

Pflichtlektüre
Stephan Schulmeister: Der Weg in die Depression
Constantin Seibt: Die gefährlichste Idee Europas



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Comentârs

24 responses to “Wer ist hier der Clown?”

  1. Sabina avatar
    Sabina

    Ich geb’ dir ja sehr gern recht in deiner wichtigen Unterscheidung zwischen Rechts- und Linksradikalismus (und auch in anderem, was hier – gar nicht so chaotisch – steht), aber der letzte Satz

    Seine Feinde sind bekehrbar, denn er richtet sich gegen ein System, nicht gegen Menschen.

    schnürt mir – Stichwort Kulturrevolution – trotzdem die Kehle zu. Schon allein die Vorstellung Menschen seien “bekehrbar” ist in ihrer manipulativen Missachtung der den Menschen innewohnenden Fähigkeit und dem Recht, das eigene Leben selbst zu denken und zu bestimmen zum Glück auch im linken Diskurs überwunden. Das was letzteren vom rechten Diskurs allerdings sehr klar unterscheidet, ist die Betonung des Rechts auf selbstbestimmtes Leben auch unabhängig von gängigen Fähigkeitsdiskursen (Stichwort Behinderungen, soziale Bedingungen von Ungleichheit etc.). Und dem neoliberalen Individualisierungsdruck (Du kannst, also mach! Und zwar alles selbst!) setzt ein genuin linker Diskurs einen erweiterten und differenzierten Fähigkeitenbegriff (Du kannst, also hast du das Recht zu tun! Nur dort, wo du nicht kannst, gibt es andere, die es gemeinsam mit dir tun.) gegenüber. Aber das führt jetzt wohl ein bisschen zu weit. Oder vielleicht – gerade wenn es um Griechenland geht – auch nicht?

    1. Harald Knoflach avatar

      stimmt. “bekehrbar” ist unglücklich formuliert. es impliziert fremdbestimmtheit und zwang. ich meinte damit jedoch, dass es im gegensatz zum rechten ideal meiner freien willensentscheidung unterliegt, teil von etwas zu sein.

      1. pérvasion avatar

        Seine Feinde sind bekehrbar, denn er richtet sich gegen ein System, nicht gegen Menschen.

        Ich lese da, dass es um die »Bekehrung« eines Systems geht und ausdrücklich nicht um die Bekehrung von Menschen. Oder?

      2. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Jein. Eine “Bekehrung” des Systems bedarf doch auch immer Menschen, die umdenken. Das System trägt sich ja nicht selbst. Aber mit “Bekehrung” ist nicht das Aufoktroyieren gemeint, sondern die Möglichkeit, sich frei (um)zuentscheiden. Diese Möglichkeit geben mir die Rechten nicht, denn deren Ordnungsprinzip beruht auf unveränderlichen Merkmalen.

  2. Hubert Trocker avatar
    Hubert Trocker

    ich finde den Artikel von Herrn Knoflach mehr als treffend.
    Sogar der letzte Satz, der anscheinend nicht allen gefällt, kann ich nur unterschreiben, denn was ist korrekter als eine Bekehrung nach erwiesener Fehlentscheidungen der großen Herren und Damen in der Politik und in der Bankenwelt. Was sich als Fehler herausgestellt hat – und das wird wohl keiner ernsthaft bezweifeln – bedarf einer Umkehr und die das bewerkstelligen müssten, sind nun mal Diejenigen, welche sozusagen auf Staatskosten (in Wirklichkeit ist es das Geld der kleinen Leute) gesundstoßen.
    Das System ist also nicht nur hinterfragen, sondern umzukehren und die das tun müssen sind angehalten, sich zu bekehren, oder?

  3. Libertè avatar

    Linkes Bullshit-Bingo!
    Rechts mag vlt schlimmer sein wie links aber beides ist komplett fürn Hugo!

    Linksradikalismus hetzt genauso wie die Rechten, gegen Amerika, gegen Juden und gegen alle die etwas leisten! Ein Artikel der mich unglaublich wütend, angesichts ihrer Naivität und Falschheit, macht! Ein weiterer Beweis dass BBD langsam in den linken Sumpf absinkt, siehe auch Steffl und seinen Theorien.

    1. Libertè avatar

      Der Clown, ist langsam aber sicher das gesamte BBD Team!
      Ich verstehe die SVP immer besser!

    2. Harald Knoflach avatar

      Guter Libertè. Du scheinst überhaupt nicht verstanden zu haben, worum es in dem Artikel geht.
      1. Es geht darum, dass viele Medien die notwendige kritische Distanz vermissen lassen und wie auch viele Politiker immer mehr den argumentativen Diskurs verlassen und stattdessen mit persönlichen Diffamierungen arbeiten. Ich habe in meinem Artikel für niemanden Partei ergriffen.
      2. Es geht darum, dass eine derart oberflächliche und undifferenzierte Berichterstattung der Komplexität der Sache nicht gerecht wird und die Bevölkerung durch einfache “Wahrheiten” und “Lösungen” aufgehetzt, geblendet und was weiß ich alles wird.
      3. Es geht auch darum, dass gewisse neoliberale Exzesse, die durch die derzeitigen Regelungen erst ermöglicht werden, das demokratisch-FREIHEITLICHE System gefährden, indem elementare demokratische Grundsätze unterwandert und zweifelhafte Praktiken zur “Geldvermehrung” auf Kosten anderer angewendet werden. Es sind jedoch ausschließlich die freiheitlich-demokratischen Grundwerte, die das anglo-amerikanisch-europäische System so erfolgreich und lebenswert machen. Die dürfen wir uns nicht wegnehmen lassen.

      Zudem siehst du in den wenigen Zeilen, die du schreibst, ziemlich alles falsch:
      1. Linksradikalismus muss nicht notwendigerweise mit Hetze zu tun haben. Und nicht jede argumentierte Kritik (wie ich sie gemacht habe) ist gleichzeitig Hetze. Freilich gibt es linksradikalen Antiamerikanismus, Antisemitismus. Aber es gibt da keine Kausalität. Schon gar nicht, wenn man es rein ideologisch betrachtet. Deine Kritik erinnert mich ein bisschen an jene, die Selbstbestimmung/Unabhängigkeit notwendigerweise mit Rückwärtsgewandtheit und Kleinstaaterei gleichsetzen – egal wie man sie anlegt und argumentiert.
      2. Rechtsradikalismus ist a priori ausschließend und daher – nicht nur meiner Meinung nach – bedenklicher, da er sich gegen Menschen und nicht gegen von Menschen geschaffene Systeme richtet. Bei Linksradikalismus hab ich Wahlfreiheit. Bei Rechtsradikalismus nicht. Bei Extremismus (der sich im Gegensatz zum Radikalismus per Definition außerhalb der demokratischen Grundordnung bewegt), der meist auch gewaltaffin ist, sehe ich hingegen kaum noch Unterschiede. Im Gegenteil – weltweit betrachtet war – zumindest was die Opferzahlen betrifft – Linksextremismus (Stichwort Maos Kulturrevolution, Stalinistische Säuberungen, Pol Pots Massensäuberungen – was für ein Euphemismus) noch verheerender.
      3. Ich finde es lustig, dass du einen Artikel, in dem ich die Kritik an Varoufakis Gehalt als lächerlich abtue, mit “Hetze gegen jene, die was leisten” in Verbindung bringst. Altenpfleger/innen, Krankenhausbedienstete, Pädagogen usw. usw. schaffen einen enormen Mehrwert für unsere Gesellschaft und leisten unglaublich viel. Gewisse Investmentbanker, die durch einen Mausklick Existenzen zerstören, nichts produzieren, nichts dienstleisten und keinen Mehrwert schaffen, leisten in meinen Augen einen Dreck. Dennoch bekommen sie das 1000-fache der Krankenschwester bezahlt.
      Freilich soll ein Unternehmer, der innovativ, fleißig und clever ist, auch viel Geld verdienen. So wie eben andere, die viel leisten.

      Erklär mir mal wie du die Diskrepanz bezüglich Bezahlung zwischen der Leistung einer Altenpflegerin und jener eines Hedgfondmanagers rechtfertigst. Oder ist das, was die Altenpflegerin macht in deinen Augen keine Leistung. Wenn man die marktgesteuerte Entlohnung ansieht, könnte man das zumindest denken.

      1. Libertè avatar

        Erklär mir mal wie du die Diskrepanz bezüglich Bezahlung zwischen der Leistung einer Altenpflegerin und jener eines Hedgfondmanagers rechtfertigst

        -freie Menschen treffen nicht immer rationale Entscheidungen.
        Ich persönlich bin von dieser Neid-Debatte angewidert!

      2. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        jetzt krieg ich aber echt langsam einen hals mit dir. neiddebatte? hast du sie noch alle?

        in meinem vergleich geht es doch nicht um neid?
        wie du richtig sagst, treffen “freie menschen” nicht immer die richtigen bzw. rationale entscheidungen.
        daher haben wir uns auch in der freien welt regeln auferlegt. in einer absolut freien welt könnte ich dich auch einfach umbringen und mir dein geld unter den nagel reißen. unsere gesellschaft hat jedoch demokratisch entschieden, dass dies kein erstrebenswertes verhalten ist und es daher sanktioniert.
        auch haben wir uns entschieden, systeme zu schaffen, die menschen, die nicht selbst für ihren unterhalt sorgen können (menschen mit behinderungen, alte menschen usw.) oder unverschuldet in not geraten sind (krankheit usw.) auffangen.
        eine pflegerin (alleinstehend mit zwei kindern), die einen anderen menschen mit krebs im endstadium betreut, bekommt mitunter nur etwas mehr als 1000 euro netto im monat. das reicht in in unseren breiten nicht oder nur knapp zum überleben. diese pflegerin ist riesigen psychischen und körperlichen belastungen ausgesetzt und trägt zudem eine große verantwortung.
        auf der anderen seite haben wir einen spekulanten an der rohstoffbörse, der nicht an den rohstoffen selbst, sondern an kursgewinnen interessiert ist. durch sein handeln bringt er indirekt andere menschen um. z.b. wenn er durch milliardeneinkäufe ein lebensnotwendiges gut wie weizen oder reis künstlich verknappt um den preis in die höhe zu treiben und millionengewinne zu machen. die folge ist eine hungersnot in einem armen land, wo sich der preis für reis oder weizen dadurch verdreifacht hat. dieser spekulant verdient ca. das 1000-fache unserer pflegerin.

        wenn wir das marktwirtschaftliche leistungsprinzip anlegen, orte ich da eine diskrepanz und handlungsbedarf, der mit neid ungefähr soviel zu tun hat wie hansi hinterseer mit musik. es kann nicht sein, dass jemand, der für das leben anderer menschen verantwortlich ist, sich das eigene leben trotz vollzeitjobs nicht leisten kann. und ein anderer, der mehr zerstörung als mehrwert bringt, im überschuss lebt.

        hier braucht es auch in der freien welt regeln, die das korrigieren. so wie wir mord, diebstahl und anderes verhalten sanktioniert haben und so wie wir uns für eine solidarische umverteilung (stichwort alte und kranke) entschieden haben.

        angenommen – was ich dir nie wünsche – du bekommst die diagnose krebs (unheilbar). dann fallen eines tages alle krankenpfleger sowie hegdefondmanager und börsenspekulanten tot um. jetzt überleg einmal ganz kurz, wen du mehr vermissen würdest. und jetzt halte dir vor augen, dass erstere in unserer gesellschaft kaum das auslangen finden. (frei nach volker pispers).

        wenn du nicht kapierst, dass das nichts mit neid zu tun hat, dann tust du mir echt leid.

      3. Libertè avatar

        Ich denke du hast nicht verstanden zu was Getreide “Spekulationen” gut sind.

        Wie möchtest du das “regeln”, ohne in elementare Rechte einzugreifen? Des weiteren wird ein Investmentbankar mehr Arbeiten. Auch wird keinem ein Beruf aufgezwungen.

        angenommen – was ich dir nie wünsche – du bekommst die diagnose krebs (unheilbar). dann fallen eines tages alle krankenpfleger sowie hegdefondmanager und börsenspekulanten tot um. jetzt überleg einmal ganz kurz, wen du mehr vermissen würdest

      4. Harald Knoflach avatar

        ein weiteres indiz, wie absurd dein neid-debatten-vorwurf ist, ist die tatsache, dass ich in meinem artikel ja ausgerechnet den vorwurf erhebe, dass medien neid-debatten führen (siehe varoufakis-gehalt).

        Ich denke du hast nicht verstanden zu was Getreide “Spekulationen” gut sind.

        erklär’s mir bitte

        Wie möchtest du das “regeln”, ohne in elementare Rechte einzugreifen?

        gibt es ein elementares recht auf spekulation? das recht auf leben und einen würdigen lebensunterhalt (als vollzeitbeschäftiger) ist für mich höherwertig als das recht auf spekulation. sorry.

        Des weiteren wird ein Investmentbankar mehr Arbeiten.

        und wenn er 100 stunden am tag arbeiten würde, was sich nicht ganz ausgeht, besteht immer noch eine ungesunde diskrepanz.
        auch ein einbrecher kann einen 18-stunden-arbeitstag haben. das heißt noch lange nicht, dass er sich deswegen sein geld verdient.

        Auch wird keinem ein Beruf aufgezwungen.

        richtig. aber wir leben in einem system, in dem die incentives (sprich entlohnung und prestige) für berufe, die wir nicht brauchen, viel viel höher ist, als für berufe, auf die wir alle angewiesen sind. und das ist sagenhaft dumm. daher sollten wir an ein paar stellschrauben drehen, dass sich die incentives verschieben.
        zudem kommt eben auch noch eine moralische komponente dazu. so wie wir – wie schon gesagt – gewisses verhalten sanktionieren, so sollten auch gewisse praktiken in der finanzwelt verboten werden (z.b. leerverkäufe). wenn jetzt jemand sagt, leerverkäufe sind ein notwendiges korrektiv im system, dann heißt das einzig und allein, dass das system default ist und nicht etwa, dass man leerverkäufe weiterhin erlauben sollte.

      5. libertè avatar
        libertè

        Keiner zwingt jemanden den Banken (im Gegensatz zum Staat) Geld zu geben, es ist jedermanns persönliche Entscheidung was damit geschieht!

        Und wie möchtest du diese incentives verschieben?? Ohne durch massive staatliche Eingriffe
        Ich habe kein Problem (^=Neid) auf Investmentbanker!
        Solange wir Steuerquozen im deutlichen >50% Bereich haben, kann es nur folgende Devisen geben: Deregulation und Steuer- und Schuldenabbau.

      6. Harald Knoflach avatar

        du hast vergessen mir zu erklären, wozu getreidespekulation gut ist.

        Keiner zwingt jemanden den Banken (im Gegensatz zum Staat) Geld zu geben, es ist jedermanns persönliche Entscheidung was damit geschieht!

        wir können gern einmal versuchen, den markt alles regeln zu lassen. das wird dann ein relativ kurzes experiment.

        ich kenne einen ex-investmentbanker und weiß daher, dass ich ein problem mit ihnen habe, das nix mit neid zu tun hat sondern mit moral (klingt blöd, ist aber so). der ex-banker sieht das ähnlich.

  4. pérvasion avatar

    Zu Links- und Rechtsextremismus (nicht unbedingt im politikwissenschaftlichen Sinn): http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-11/schroeder-extremismus-kommentar

  5. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Der Tsipras hat gezeigt, wie “links” er ist. Durch das “Sparpaket” werden weitere Milliarden schön gerecht verteilt. Von unten nach oben. Die echten Linksparteien in Griechenland haben geschlossen dagegen gestimmt. Für das Volk gestimmt. Schon lustig, dass sogenannte Linksextreme und Rechtsextreme (Kommunisten und Golden Dawn) Politik im Interesse des Volkes machen, während der der Rest Politik für Banken und Konzerne macht.
    @Harald. Was wäre, wenn sich Griechenland für einen sofortigen Stopp der Einwanderung ausspricht und zwar mit 100% in einen Referendum? Wären dann alle “Nazis” oder doch vielleicht Leute, die von ihrem Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch machen?

    1. Harald Knoflach avatar

      Naja. Die Mehrheit von dem, was die Goldene Morgenröte macht, ist bestimmt nicht im “Interesse” des Volkes, vor allem, wenn man Volk als alle Menschen definiert, die in Griechenland wohnen.

      Wie kommst du auf die Idee, dass ich meinen könnte, dass im Falle eines “Antieinwanderungsreferendums” alle Befürworter Nazis wären? Ich würde das Ergebnis natürlich akzeptieren. Und wenn es mir nicht gefallen würde, bliebe mir immer noch, auf demokratischem Wege dagegen zu kämpfen.

      Mein Kommentar zum damaligen Schweizer Referendum:

      Von Schotten und Spinnern.

      1. Tirola Bua avatar
        Tirola Bua

        Danke für Deine Antwort. Das ist genau die Antwort, die man sich von einem Demokraten erwarten würde.

  6. Harald Knoflach avatar
    Harald Knoflach

    für liberte was zum ärgern:

    https://www.youtube.com/watch?v=V_lSdsuqP9w

    1. pérvasion avatar

      Echt genialst.

    2. libertè avatar
      libertè

      Ich ärgere mich dass ein derartiger geistiger Dünnpfiff veröffentlicht wird:
      torstenh.de/volker-pispers-ist-ein-ekelhafter-antiwestlicher-propagandist/

      1. hunter avatar
        hunter

        natürlich vereinfacht und überspitzt volker pispers. das ist ja nicht die tagesschau, was er da macht. das nennt sich kabarett. und das macht er genial – und lustig noch dazu.

      2. libertè avatar
        libertè

        *randomTolleSacheAusNSDAPprogrammFisch*
        Das ist das Programm wegen dem Steffl kein Teil dieser Partei ist!

        @hunter ich kenne die Person nicht, mir gefällt nur dieser Artikel.

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