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Neue Minderheiten.

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Staatsgrenzen spielen doch immer weniger ein[e] Rolle, 70 Prozent der relevanten Entscheidungen werden auf EU-Ebene getroffen und ein Teil Südtirol (sic) drängt zurück in die Kleinstaaterei, zur Selbstbestimmung, die wieder neues Unrecht — neue Minderheiten — schaffen würde. Ich will keine neue Option, keine neuen Schlagbäume, ich will die Grenzzäune auch innerhalb Südtirols niederreißen. Alles andere ist ewiggestriges, rassistisches, egozentrisches Verhalten, eine ganz und gar uneuropäische Idee, die, zu Ende gedacht, wieder zu Konflikten und Kriegen führt.

Sepp Kusstatscher im ff-Interview.

Die Grünen »schaffen« es nicht, den kausalen Zusammenhang zu entflechten, den sie [mehrheitlich] zwischen Selbstbestimmung auf der einen und Kleinstaaterei, neuen Minderheiten oder Option (!) auf der anderen Seite herstellen. Diese Weigerungshaltung ist — abgesehen von den sonstigen, unfassbaren Übertreibungen in Kusstatschers Aussagen — fast schon pathologisch. Und wir schauen zu, wie die Rechten Überhand nehmen.

Siehe auch: 01 02



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Comentârs

11 responses to “Neue Minderheiten.”

  1. Gorgias avatar
    Gorgias

    Ist die südtiroler Zivilgesellschaft so weit entwickelt dass sie fähig wäre einen souveränen Rechtsstaat zu bilden? Ich habe leider einige Zweifel. Ich sehe in unserem Land wenig Zivilcourage, ein schwaches Rechtsempfinden, wenig Transparenz und Bürgersinn.

    Die meisten Südtiroler sind in ihren Köpfen Untertanen geblieben. Ihr Begriff von Freiheit ist korrumpiert. Die Identitätfigur dieses Landes ist ein reaktionärer biggotter Weinhändler, der sich gegen die Einflüsse der Moderne wehrte, einschließlich der Pockenimpfung.

    Rom stellt eine Art Gegengewicht dar, das die politische Klasse eine gewisse Disziplin aufzwing. Doch wenn wir einen eigenen Staat bilden, werden der Klinsch, die Vetternwirtschaft und die neuen populistischen Strömungen sich noch verstärken.

  2. dauergast avatar
    dauergast

    Ja, zeig es ihm! Das postdemokratische (aber bestenfalls parademokratische), neoautoritäre, faschistisch durchtränkte Italien, das in Sachen Justiz, Korruption, Pressefreiheit u.v.m. europaweit am schlechtesten abschneidet, als Gegengewicht für das unmündige Südtirol.
    Die Untertänigkeit der Südtiroler zeigt sich am besten in ihrem blinden Festhalten an diesem Staat, dem sie die Vorsehung zugeschlagen hat.

  3. hello avatar
    hello

    Rom stellt eine Art Gegengewicht dar, das die politische Klasse eine gewisse Disziplin aufzwing. Doch wenn wir einen eigenen Staat bilden, werden der Klinsch, die Vetternwirtschaft und die neuen populistischen Strömungen sich noch verstärken.

    Ja genau, Rom ist ein wirklich sehr gutes Gegengewicht zu Südtirol, mit Berlusconi als obersten Statthalter. Also ich weiß nicht, aber ein wenig lächerlich bis verhöhnend klingt diese getätigte Aussage schon.
    Solange Südtirol bei Italien ist, wird es auch keine echte Demokratie geben können, wegen mangelnder Alternativen in der Parteieienlanschaft und dem ewigen Verteidigen der Autonomie, die im Stiefelstaat außerhalb unseres Landes keiner gern sieht. Bei Österreich oder einem möglichen Freistaat-Modell (oder echter Autonomie ohne ital. Staatsgewalt -und Organe) würde z.b eine Südtiroler sozialdemokratische Partei (und keine italienisch-staatliche) eine Chance haben, in der Politik für die Arbeitnehmerschaft eine Alternative zu bieten . Das ist schon lange de facto ein großer Mangel in der Südtiroler Politik, zurückzuführen eben genau auf diese bis in alle Ewigkeit unverständliche Staatszugehörigkeit zu Italien und der Rechtfertigung, dass die Südtiroler so in Rom nicht mit einer einzigen Stimme sprechen könnten, die so falsch ja auch nicht ist (jedenfalls besonders in der Vergangenheit). Nun frage ich mich wirklich was einige Südtiroler so an diesem Staat, zu dem weder ihre Urgroßeltern noch ihre Großeltern freiwillig angehören wollten, faszinierend finden?

  4. Lorenz Puff avatar
    Lorenz Puff

    Nun frage ich mich wirklich was einige Südtiroler so an diesem Staat, zu dem weder ihre Urgroßeltern noch ihre Großeltern freiwillig angehören wollten, faszinierend finden?

    … das frage ich mich auch schon lange….

    schöne Grüße aus Bozen in Tirol

  5. Gorgias avatar
    Gorgias

    Die Untertänigkeit der Südtiroler zeigt sich am besten in ihrem blinden Festhalten an diesem Staat, dem sie die Vorsehung zugeschlagen hat.

    Nein, sie zeigt sich öffentlich fast nicht stattfindenden Kritik an der Landesregierung. Sie zeigt sich an der fehlenden Zivilcourage. Das System Südtirol fängt oben an mit dem Postenschacher und hört unten auf mit der Beitragsvergabe. Dies hat die letzten Jahrzehnte den Charakter der Bevölkerung geprägt.

    Italien fungiert als Gegengewicht auch wenn es kein Musterbeispiel an Rechtsstaatlichkeit ist. Das Gegengewicht entsteht dadurch, daß es einen weiteren Pol gibt, so daß sich beide (zumindest teilweise) blockieren, wenn Südtirol ein eigener Staat wäre, würde diese Rolle Italiens wegfallen.

  6. niwo avatar
    niwo

    @gorgias

    Rom stellt eine Art Gegengewicht dar, das die politische Klasse eine gewisse Disziplin aufzwing. Doch wenn wir einen eigenen Staat bilden, werden der Klinsch, die Vetternwirtschaft und die neuen populistischen Strömungen sich noch verstärken.

    Pervasion hat in diesem Blog schon zigmal Beispiele aufgezeigt, wo Kleinstaaten, wie etwa Luxemburg oder Zypern in diversen Disziplinen (Korruption, Justiz usw.) um Lichtjahre besser abschneiden als Italien. Im Übrigen schneidet in diesen Rankings jedes westliche Land um Welten besser ab als Italien.
    Gerade die Zugehörigkeit zu Italien zwingt eine Mehrheit der Südtiroler zur Wahl einer ethnischen Partei und ist Hauptgrund, dass sich noch keine pluralistischere Parteienlandschaft gebildet hat. Und wenn eine Partei über Jahrzehnte an der Macht ist führt dies eben zu bestimmten Verfilzungen.

    Das große Glück der Grünen in Südtirol ist es, dass sich noch keine MitteLinks Partei gebildet hat, die neben ökosozialen und sprachübergreifenden Themen, ein Modell für einen Freistaat Südtirol verfolgt. Da müßten sich die Grünen möglicherweise trotz Klimawandels warm anziehen.
    Jedenfalls würde dann eine Wahl darüber bestimmen was ein wesentlicher Teil der Mittelinks orientierten SüdtirolerInnen zu diesem Thema sagt.

  7. jonny avatar
    jonny

    Auch ich glaube, dass das Tiroler Volk nicht bereit ist für eine Art Eigenständigkeit, in der wir uns selbst verwalten, kontrollieren und koordinieren.

    Gerade die Zugehörigkeit zu Italien zwingt eine Mehrheit der Südtiroler zur Wahl einer ethnischen Partei und ist Hauptgrund, dass sich noch keine pluralistischere Parteienlandschaft gebildet hat.

    Das ist Blödsinn, oder anders gesagt Manipulation, denn warum sollte ein Vertreter einer sozialdemokratischen, Südtiroler Partei, oder ein Vertreter einer rechtsliberalen Südtiroler Partei unsere Belange in Rom schlechter vertreten als ein Svp-ler??
    Wir haben in unserem schönen Land die demokratische Kultur vergessen, und zwar auf Kosten von wirklicher Pluralität und Meinungsvielfalt, und das wird sich in einem Freistaat Südtirol nicht so schnell ändern, denn aus Bittstellern können nicht in kurzer Zeit demokratisch denkende Menschen werden. Und seien wir ehrlich, wer hier in diesem Land etwas erreichen will, muss entweder Geld, viel Geld haben, oder ein Arschkriecher der SVP sein.

  8. gadilu avatar
    gadilu

    Concordo con Jonny. Peraltro, la sua esposizione costituisce anche, in filigrana, un sensato punto di vista critico rivolto alla filosofia che infroma il progetto di BBD (lo ripeto: filosofia della quale anch’io mi sento responsabile e dunque intendo le parole di Jonny anche come salutare critica nei MIEI confronti).

    Il punto è quello della “ricetta magica”. BBD tende a pensare che cambiando cornice istituzionale il resto viene poi da sé: maggiore democrazia, fine del dominio della SVP, integrazione dei gruppi linguistici, poistiva evoluzione di una cosiddetta “sudtirolesità  indivisa”. Bene, credere questo è possibile, ma si possono anche trovare buoni motivi per essere scettici (e Jonny li ha in parte elencati). È comunque eslcuso che vi sia un legame causale tra le due cose: il cambio della cornice istituzionale non garantisce, DI PER Sà‰, la mutazione delle condizioni di base di questa società  (che sono tali, ovviamente, non solo in virtù di un determinato modello istituzionale, sicuramente influente, ma anche per mille altri motivi).

    Una domanda, semplice semplice, ci porta al cuore del problema: che cosa impedisce alla società  sudtirolese, già  adesso, in QUESTA cornice istituzionale, di muovere alcuni significativi passi verso un tipo di sviluppo auspicato dalla maggioranza delle persone che scrivono su questo blog? La risposta non può essere: la paura che ci venga sottratta l’autonomia (in generale), bensì che ci venga sottratta QUESTA AUTONOMIA. Ma la paura di perdere QUESTA AUTONOMIA rimarrebbe la stessa, anzi aumenterebbe, una volta che, sposando la causa dell’autodeterminazione (e dunque dovendo far mutare pelle, in profondità , anche all’autonomia) saremmo costretti a ridisignare tutti gli equilibri che per adesso nessuno si sente disposto a liquidare.

  9. jonny avatar
    jonny

    Eine Frage hier in die Runde:
    Wenn schon so viel Menschen in Südtirol für mehr Miteinander statt nebeneinander eintreten, warum hat eine interethnische Partei in diesem Land keine Chance? Wenn das Tiroler Volk, wir, schon so weit wären, um das Miteinander zu leben, zu zelebrieren, dann müsste doch der erste Schritt dieses Volkes, oder eines Teiles davon, die Gründung einer sozialen, demokratischen und interethnischen Partei für dieses Teil Volk sein, und zwar mit grossem Erfolg!!! Wieviele “Mischmaschfamilien gibt es denn in Südtirol? Wieviele sagen, ich fühle mich nicht “Deutscher” oder “Italiener”, sondern “Südtiroler?
    Aber nein, die Deutschen wählen deutsch, und die Italiener wählen italienisch, vielleicht nicht alle, aber sicher 95%.

    Und solange sich das nicht ändert, nützt uns ein Freistaat auch nichts.

  10. gadilu avatar
    gadilu

    Diciamo che nella prospettiva di BBD le cose sarebbero dovute andare così. Noi lanciamo questa idea, qualche politico di professione la “importa” all’interno del proprio partito, così si originano cartelli che indicano questo obiettivo (indipendenza e società  post-etnica), magari addirittura coalizioni che parimenti perseguono la medesima finalità , la società  civile partecipa, ampie discussioni, si creano istituzioni “simbolo”… alla fine si arriva a proporre un referendum senza drammi. Tempo previsto (ottimiisticamente): 25 anni (fino al referendum). Ognuno può constatare a quale punto sia questo processo…

  11. pérvasion avatar

    – Gadilu weiß genau, dass es bei [bbd] nicht um Automatismen oder um Zauberformeln geht, sondern um einen langwierigen Prozess. Ich habe auch nie davon gesprochen, dass die Änderung des institutionellen Rahmens ganz von alleine zu einer ungeteilten, postethnischen Gesellschaft führen würde. Das wäre doch vollkommen naiv.

    – Ich bin jedoch der Auffassung, dass die Loslösung vom Nationalstaat eine wichtige Voraussetzung für eine Entwicklung in diese Richtung ist. Es gibt, wie bei jedem politischen Prozess, keine hundertprozentige Garantie, dass dies dann auch glückt.

    – Der einzige Automatismus, von dem ich überzeugt bin, das ist die Überwindung der Sammelpartei durch die Änderung der Rahmenbedingungen.

    – Zu jonnys Frage, warum in diesem Land keine (wahrlich) interethnische Partei eine Chance hat: Dies hängt meiner Auffassung nach damit zusammen, dass diese unsere Autonomie nach ethnischen — und zwar getrennten ethnischen — Grundsätzen aufgebaut ist. Jede Aufweichung ist in dieser Hinsicht eine Schwächung der Autonomie, für die innerhalb des Nationalstaats auch keine Alternative in Sicht ist.

    – Ich kann dies weiterführend an meiner Person beschreiben: Obwohl ich eine Gesellschaft befürworte, in der die Ethnie, oder die Sprachgruppenzugehörigkeit nachrangig ist, glaube ich nicht daran, dass ein dezidiert mehrsprachiges Schulmodell sinnvoll wäre — ganz einfach, weil dafür die Voraussetzungen fehlen.

    – Ob die Südtiroler Gesellschaft schon jetzt »so weit ist, das Miteinander zu leben«, weiß ich nicht. Mir geht es darum, die Voraussetzungen für ein neues, anderes Modell zu schaffen.

    – Mein primäres Ziel war es (vielleicht im Unterschied zu gadilu) nie, Parteipolitik zu betreiben oder aber dass sich eine Partei direkt dieser Idee annimmt. Für mich ist dieses Projekt ein gesellschaftliches; wenn die Menschen erst in diese Richtung denken, dann werden sich auch politische Angebote dafür ergeben. Das ist wie eingangs erwähnt kein schneller Prozess, doch einige, kleine Schritte wurden bereits gemacht. Und ich denke doch, dass einige gesellschaftliche oder politische Entwicklungen ohne die [bbd] nicht zustande gekommen wären und/oder anders ausgegangen wären.

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