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Sprachvolontariat.

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Seit Jahren bewirbt die katalanische Sprachpolitik als vorbildlich und nachahmenswert, zuletzt etwa einmal mehr im Zusammenhang mit dem Konsumentenschutz (Stichwort: MediaWorld).
Nun holt Landesrat Tommasini (PD) mit dem »Voluntariat per les llengües« — das auch hierzulande seine katalanische Bezeichnung behält — erstmals einen kleinen Happen dieser Sprachpolitik nach Südtirol. Es handelt sich um ein Projekt der dortigen Secretaria de Polí­tica Lingüí­stica, bei dem katalanische Muttersprachlerinnen ihre Sprache auf freiwilliger Basis an andere weitergeben. Von der EU wurde es als Best Practice geadelt.

In Südtirol können sich Menschen beim Sprachvolontariat melden, die fließend Deutsch oder Dialekt sprechen. Bei informellen Treffen mit einer Lernerin soll dann für zehn Wochen — einmal wöchentlich — je eine Stunde lang gemeinsam Deutsch gesprochen werden. Das Ziel ist, den Lernerinnen die Gelegenheit zu geben, ihre Angst vor der Sprache abzubauen und sie in alltäglichen Situationen zu sprechen.

Interessierte können sich unter anderem online auf dem eigens eingerichteten Internetportal anmelden, auf welchem auch alle weiteren wichtigen Informationen zum Projekt erhältlich sind. Unklar ist bis dato, ob das Projekt nur italienischen Muttersprachlerinnen zugute kommen wird, oder ob es sich — wie in Katalonien — ausdrücklich auch an Zuwandererinnen und auswärtige Uni-Studentinnen richtet.

Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Südtirolerinnen an dieser Initiative teilnehmen — um die Deutschkenntnisse von Neuankömmlingen und Zweitsprachlerinnen zu verbessern, bestenfalls aber auch, um sprachgruppenübergreifende Freundschaften und somit den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.

Nicht zuletzt kann dieses Projekt dazu beitragen, in Hinkunft noch mehr Sprachinitiativen nach katalanischem Vorbild nach Südtirol zu bringen und/oder auch hierzulande eine neue Dimension der Sprachpolitik zu eröffnen. Vielleicht wird der Landesregierung ja endlich bewusst, dass gute Einzelmaßnahmen wie jetzt das Sprachvolontariat nur dann gesamtgesellschaftlich greifen werden, wenn sie in eine einheitliche und zielgerichtete Sprachpolitik gegossen werden.

Siehe auch: 01



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Comentârs

17 responses to “Sprachvolontariat.”

  1. pérvasion avatar

    Schade übrigens, dass gerade das Internetportal des Sprachvolontariats in einem holprig-falschen Deutsch geschrieben ist.

    Sie können ihrem/r Sprachpartner/in Bescheid sagen und der Projektleiterin eine mail schreiben, wenn Sie einen Termin nicht wahrhaben können.

    Das wäre uns sehr recht, allerdings raten wir Ihnen, erstmals mit nur einem/r Lerner/in anzufangen und erst in einem späteren Zeitpunkt weitere Lerner dazu zu nehmen.

    [usw.]

  2. Rudi avatar
    Rudi

    Auch ich begrüße die Initiative von Herrn Tommasini.
    Ich wundere mich aber, warum dieses Projekt nur dazu dienen soll, italienischsprachigen Südtirolern die deutsche Sprache zu vermitteln und nicht auch umgekehrt, den deutschsprachigen Südtirolern die italienische Sprache.
    Gibt es dafür eine Erklärung?

  3. pérvasion avatar

    Wir sollten uns endlich von diesem Proporzdenken verabschieden, dass jede Einzelmaßnahme für alle Sprachen gleich sein muss. Stichwort asymmetrische Sprachförderung und Stichwort positive Diskriminierung. Was für die deutsche Sprache sinnvoll ist, ist es nicht unbedingt für die italienische und schon gar nicht für die ladinische. Auch in Katalonien gibt es das Sprachvolontariat nur zugunsten des Katalanischen und ist als sprachpolitische Reaktion auf ein gesellschaftliches Phänomen entstanden, das wir (noch ausgeprägter als dort) auch in Südtirol kennen: »Treffen zehn Deutsche und ein Italiener aufeinander, wird Italienisch gesprochen«, heißt es doch regelmäßig. So bekommen viele Italiener nicht die Gelegenheit, im Alltag Deutsch zu reden. Dem wirkt das Projekt entgegen.

    Um die Italienischkenntnisse der deutschsprachigen Südtiroler zu verbessern, ist das Sprachvolontariat eben nicht so geeignet.

  4. Rudi avatar
    Rudi

    Meine Verwunderung kommt nicht von einem Proporzdenken sondern daher, dass ich das Sprachvolontariat sehr wohl auch für die deutschsprachigen Südtiroler geeignet halte bzw. mir sogar vorstellen könnte, es für die Verbesserung meiner italienischen Sprachkenntnisse zu nutzen.
    Mir fällt nicht ein Grund ein, warum das Sprachvolontariat in eine “Sprachrichtung” geeigneter sein sollte als in die andere.

  5. pérvasion avatar

    Die Maßnahme wurde konzipiert, um eine Lösung für ein Problem anzubieten, mit dem auch laut offiziellen Erhebungen (z. B. die jüngste Kolipsi-Studie der EURAC) fast ausschließlich die Italiener konfrontiert sind — nämlich, dass im Alltag zu selten jemand bereit ist, mit ihnen Deutsch zu sprechen, weil deutschsprachige Südtiroler viel zu häufig automatisch auf Italienisch umstellen. Ein Deutschsprachiger, der es möchte, hat hingegen durchaus bereits die Möglichkeit, mit Italienern soziale Kontakte zu knüpfen, die nicht sofort ins Deutsche switchen.

    Das Volontariat ist also nicht gedacht, um generell Sprachkenntnisse »zu verbessern«, wie du schreibst, sondern um bestimmte Situationen sprachlich zu erleben, die die eine Sprachgruppe im Alltag viel seltener erleben kann, als die andere. Und es muss doch möglich sein, auf asymmetrische Probleme asymmetrisch zu reagieren.

    Wenn du deine Sprachkenntnisse erweitern möchtest, wären wahrscheinlich ein sogenanntes Tandem, ein Sprachaufenthalt oder ein Kurs sinnvoller — oder du schreibst dich in einen italienischen Sportclub ein.

  6. Rudi avatar
    Rudi

    Lieber pérvasion,

    ich nehme mal an, dass Du in Bozen ode Brixen lebst, ansonsten kann ich mir nicht erklären, dass Du es für selbstverständlich hältst, dass jeder Deutschsprachige ohne weiters die Möglichkeit hat, mit Italienischsprachigen in sozialen Kontakt zu treten. Ich wage zu behaupten, dass für den Großteil der deutschsprachigen Südtiroler genau das Gegenteil zutrifft. Oder kannst Du mir etwa einen italienischen Sportclub im Ahrntal nennen?

    Aus Deinen Antworten (“es muss doch möglich sein, auf asymmetrische Probleme asymmetrisch zu reagieren”) bekomme ich den Eindruck, dass Du meine Fragen bzw. Beiträge als Kritik am Sprachvolontariat interpretiest. Deshalb möchte ich nochmals betonen, dass dem nicht so ist. Ich finde das Sprachvolontariat eine feine Sache und bedauere, dass ich es nicht nutzen kann, zumindest nicht um meine Italienischkenntnisse zu verbessern.

  7. Specht avatar
    Specht

    @Rudi

    Du benötigst vielleicht ein ganz anderes Volontariat, sei mir nicht böse. Pervasion hat jetzt doch dreimal gut erklärt, dass es ein Phänomen gibt, das statistisch fast nur die Italiener betrifft und dass dieses Volontariat dieses spezielle Problem lösen will. Wenn es im Ahrntal keinen einzigen Italiener gibt und du nicht in die Stadt (z.B. nach Bruneck) fahren willst, glaubst du dann kommt ein Volontär extra zu dir ins Dorf?

    Wenn aber dein Problem kein Einzelfall ist (ich befürchte aber, dass es so ist), dann kannst du dich ja an Herrn Tommasini wenden, damit er das Volontariat auch zum Italienischlernen anbietet.

  8. Rudi avatar
    Rudi

    Hallo Herr Specht,

    ich kann den Erklärungen von Pervasion schon folgen, aber trotzedem danke für Deine Bemühung!

    Das Ahrntal habe ich nur als Beispiel angeführt, dasselbe Problem hat natürlich auch jeder andere der eben nicht gerade in einer Stadt wohnt, z.B. oberer Vinschgau oder jedes beliebige andere Tal in Südtirol. Und das ein Volontär zu mir ins Dorf kommt, würde ich mir nicht erwarten, selbst wenn ich im Ahrntal wohnen würde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich das Problem, das dieses Projekt adressiert, auch auf dem Land in die andere Richtung sehe.

    Was ich jedoch nicht verstehe ist Deine Aussage, dass ich ein ganz anderes Volontariat benötige. Könntest Du das bitte etwas genauer erklären? Schon mal vielen Dank!

  9. Lorena avatar
    Lorena

    @Rudi
    Natürlich hast du recht. Dieselben “Italiener – Integrationsunterstützer” denen die einseitig im Deutschen recht ist, sind dann jene die bei italienischen Einseitigkeiten entrüstet auf – und herumschreien.

    Gelten sollte: Öffentliche Initiativen, welche mit öffentlichen Steuergeldern italienischer und deutscher Südtiroler bezahlt werden, sollten sich auch an beide Bevölkerungsgruppen richten bzw. beide Gruppen ansprechen.
    Südtiroler die etwas Italienischnachhilfe brauchen kenne ich zu dutzend, sowie auch umgekeht.
    Eine löbliche Initiative, deren Auswirkungen sicher beider Bevölkerungsgruppen zugute kommen könnten.

  10. pérvasion avatar

    Hallo Rudi! Den Eindruck, dass du meinen Ausführungen folgen kannst, habe ich partout nicht. Aber du bietest mir die Gelegenheit, asymmetrische Maßnahmen — wie sie in Katalonien gang und gäbe sind, wie sie bei uns aber anscheinend in viele Köpfe nicht reingehen — für jedermann verständlich zu erklären.

    Nun, es gibt ein Problem, welches statistisch erhoben wurde. Dieses Problem ist asymmetrisch, d.h., es betrifft die Italiener. Und dasselbe Problem gibt es — jedenfalls in einem ernstzunehmenden/besorgniserregenden Ausmaß — andersrum nicht. Das heißt: Selbst auf dem Lande haben deutschsprachige Südtiroler nicht das Problem, dass zwar Italiener da sind, diese ihnen aber nur auf Deutsch antworten, wenn sie sich an sie wenden. Dies ist schließlich das Phänomen, dem mit diesem Projekt entgegengewirkt werden soll.

    Gleichzeitig sollten auch begleitende Maßnahmen greifen, welche deutschsprachigen Südtirolern allgemein dafür sensibilisieren, nicht bei jeder Gelegenheit sofort auf Italienisch umzustellen, wenn sie sich mit Italienern unterhalten. Das nämlich ist für jemanden, der eine Sprache praktizieren möchte, nicht hilfreich, sondern respektlos und kränkend.

    Eine solche begleitende Maßnahme zum Projekt ist etwa die, Kaufleute dafür zu sensibilisieren, italienischen Kunden (die das möchten) zu ermöglichen, auch in nicht ganz fehlerfreiem Deutsch bei ihnen einzukaufen, ohne dass der Angestellte gleich aus falsch verstandenem Entgegenkommen auf Italienisch umstellt. Geschäfte, die sich verpflichten, dies umzusetzen, bekommen einen »Voluntariat«-Aufkleber, den sie gut sichtbar an der Eingangstüre anbringen können (Infos dazu ebenfalls bei Infovol).

    Soviel zum Sprachvolontariat. Was du feststellst ist zweifellos ebenfalls richtig: Besonders auf dem Lande und in kleineren Gemeinden sind oftmals die Italienischkenntnisse unzureichend und verbesserungswürdig. Außerdem gibt es vielleicht keine Möglichkeit, im Alltag Italienisch zu sprechen. Wie schon der Specht geschrieben hat, sind dafür aber andere Maßnahmen nötig — denn auch die Ursache für das Problem ist nicht ein und dieselbe.

    Oder soll etwa der deutschsprachige Inhaber des Dorfladens einen Voluntariat-Kleber anbringen und mit seinen Kunden plötzlich Italienisch sprechen? Sollen die weitgehend deutschsprachigen Einwohner sich untereinander treffen und Italienisch miteinander sprechen? Das wäre doch lächerlich. Wo es keine Italiener gibt, wird es auch keine Volontäre geben.

    Deshalb habe ich dir schon oben andere Lösungen für dieses Problem empfohlen. Wenn du so motiviert bist, dass du einen Volontär buchen würdest, bist du sicher auch motiviert genug, dir ein Tandem zu organisieren oder ab und an in die nächstgelegene Stadt zu fahren, um dort dein Italienisch im Alltag zu praktizieren. Letztere Möglichkeit haben ja die Italiener zum Beispiel kaum; denn selbst wenn sie auf dem »deutschsprachigen Lande« sind, wird ihnen in neun von zehn Fällen vorauseilend auf Italienisch geantwortet. Klar?

  11. hunter avatar
    hunter

    pervasion hat recht. das ganze hat mit einem phänomen zu tun, dass sich vielfach im germanischen sprachraum – nicht aber im romanischen – breit macht. wenn man so will ist es eine “kulturelle g’schicht”.

    wenn ein tourist in innsbruck in gebrochenem deutsch nach dem weg fragt, wird er oft eine antwort auf englisch oder meinetwegen auch italienisch, französisch oder spanisch bekommen.
    ob das nun unhöflich oder gar das gegenteil ist, bleibt dahingestellt.
    ich denke nicht, dass der auf englisch antwortende unhöflich sein möchte. es gibt wahrscheinlich die verschiedensten gründe für sein tun:

    – er möchte angeben und zeigen, welch eine weltstadt innsbruck ist, in der natürlich alle des englischen und anderer sprachen mächtig sind
    – er möchte die gelegenheit nutzen, um seine fremdsprachenkenntnisse zu üben
    – er möchte dem touristen, der offensichtlich probleme mit deutsch hat, entgegenkommen und es ihm leichter machen
    – er hat am akzent die herkunft des touristen erkannt und antwortet ihm in seiner muttersprache

    jedenfalls ist die “hemmschwelle” eine fremdsprache zu benutzen bei sprechern germanischer sprachen weit niedriger als bei sprechern romanischer sprachen, die mehr angst vor einem “sich blamieren” zu haben scheinen.

    die umgekehrte situation in einem romanischen land, würde nur in den seltesten fällen dazu führen, dass der gefragte in einer anderen sprache antwortet.
    ein franzose würde vielleicht leicht die nase rümpfen über die falsche aussprache, aber er würde kaum auf englisch oder deutsch versuchen zu antworten.
    ein italiener würde hände und füße in bewegung setzen – nicht aber eine andere sprache gebrauchen. (als nicht-südtiroler habe ich diese erfahrung auch hier gemacht. auf mein recht gebrochenes italienisch bekomme ich nahezu ausschließlich eine italienische antwort – auch wenn mein gegenüber des deutschen mächtig ist).

    ebenfalls ausdruck dieses vermeintlichen “helfen wollens” ist das “tschuschendeutsch” a la “ich nix wissen, du fragen andere kumpel”. engländer (oder auch sprecher romanischer sprachen) würden nie ihre grammatik “anpassen”. sie würden höchstens langsamer, einfacher und deutlicher sprechen, wenn sie merken, dass ihr gegenüber probleme hat, sie zu verstehen. das “tschuschendeutsch” ist ein sehr germanisches phänomen.

    dass man den menschen, die die sprache lernen wollen, mit diesem verhaltensweisen überhaupt nicht hilft, ist dabei nur den wenigsten bewusst.

    ich habe meine schamlosen pauschalierungen nicht belegt und es kommen jetzt bestimmt meldungen wie: “ich war in frankreich und da hat einer mit mir deutsch gesprochen”. ich trau mich aber zu sagen, dass sich die genannten phänomene statistisch belegen ließen.

  12. niwo avatar
    niwo

    Das von pérvasion und hunter angesprochene Phänomen geht ja soweit, dass deutschsprachige SüdtirolerInnen mit Ausländern, die teils recht gut Deutsch sprechen, von sich aus häufig nur auf Italienisch kommunizieren.
    Sehr hilfreich für eine gelungene Integration ist dieses Verhalten nicht. AusländerInnen müssen den Eindruck gewinnen Deutsch sei in Südtirol irgendeine unbedeutende Geheimsprache, die von den Eingeborenen nur intern verwendet wird.

  13. pérvasion avatar

    Lorena, an anderer Stelle bringst du zwar Verständnis auf, dass staatliche Informationskampagnen — ohne eine Rechtfertigung und im Widerspruch zu geltendem Recht — nur auf Italienisch durchgeführt werden.
    Wenn aber ein (italienischer!) Landesrat für ein dokumentiertes, statistisch erhobenes Problem eine punktgenaue (asymmetrische) Sprachförderung anbietet, willst du ihn aus Prinzip zur Symmetrie verdonnern. Das ist doch, als ob du einem Arzt vorschreibst, Meniskusoperationen grundsätzlich an beiden Knien vorzunehmen, auch wenn das Problem nur am linken Knie vorliegt. Wir sollten uns auf die Gesundheit beider Beine konzentrieren, und nicht auf spiegelbildliche Therapien.

  14. pérvasion avatar

    Hunter, ich weiß nicht, ob deine Beobachtungen wissenschaftlich belegbar sind. Sie sind zwar pauschalisierend, aber zumindest nicht verunglimpfend — denn ich wüsste nicht, welches Verhalten grundsätzlich das bessere bzw. das schlechtere ist. Das hängt wohl vom Kontext ab.

    Was aber sehr wohl statistisch erhoben wurde, ist, dass Angehörige nationaler Minderheiten — selbst wenn es wie die katalanische sehr große Sprachgemeinschaften sind — viel schneller in die Staatssprache »switchen« als umgekehrt. Dabei scheint es relativ irrelevant zu sein, ob die Minderheitensprache germanisch oder romanisch ist.

  15. phoenixblob avatar
    phoenixblob

    Ich komme auch aus einem dieser besagten Dörfer, wo die deutsche Sprachgruppe einen Anteil von 98-99% hat.
    Auch ich spreche mit den meisten Italienern Italienisch. OK, bei italienischen Touristen außerhalb Südtirol ist das logisch, weil da die meisten nicht Deutsch sprechen. Aber ich versuche auch bei italienischsprachigen Südtirolern Italienisch zu sprechen, nicht um ihnen zu entgegenzukommen, sondern um damit meine Italienischkenntnisse aufzufrischen bzw. zu verbessern. Denn Übung macht den Meister. :)

    Ich lese halbwegs regelmäßig italienische Zeitungen und sehe auch regelmäßig italienische Fernsehsendungen.
    Das hat nun zur Folge, dass ich kaum Schwierigkeiten habe italienische Texte zu lesen, aber beim Sprechen habe ich hin und wieder doch meine Probleme und deswegen versuche ich eben möglichst oft Italienisch zu sprechen.

    Zwei Vorwürfe werde ich mir gefallen lassen müssen:
    1. dass ich egoistisch bin, weil ich damit dem italienischsprachigen Südtiroler die Chance nehme, besser Deutsch zu lernen -> mögliche Lösung: ich spreche Italienisch, mein Konservationspartner Deutsch, aber ist das realistisch?
    2. ich sollte in die nächstgelegene Stadt fahren, um dort mein Italienisch zu praktizieren.

    Tja, das ist alles nicht so leicht…

    Mit diesem Kommentar möchte ich die Problematik von einer anderen Sichtweise her beleuchten.

  16. Rudi avatar
    Rudi

    Hallo pérvasion,

    vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Ich wusste in der Tat nicht den Hintergrund bzw. die Motivation für diese Initiative und ich verspreche Dir, dass ich es jetzt verstanden habe :-)

    Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass die Initiative auch deutschsprachigen Südtirolern zugute kommen könnte, auch wenn das zu lösende Problem nicht dieselbe Ursache hat.

    @hunter: Deine Beschreibung vom ”tschuschendeutsch” kann ich nur bestätigen. Ich habe selbst ein paar Jahre in Deutschland gelebt und musste diese Tatsache oft genug erleben. Zum Beispiel wurde eine Ausländerin von einem Bankbeamten ungefähr wie folgt bedeutsch: “Sie nix mehr Geld haben auf Konto, …” usw. Ich finde das sehr unhöflich und es bestätigt meine These, dass jeder der sich in einer (fremden) Sprache nicht richtig ausdrücken kann, als etwas dümmlich rüberkommt und auch dementsprechend behandelt wird. Gilt natürlich auch in Südtirol zwischen Deutschen und Italienern.

    @Pervasion: Kannst Du mir einen Tipp geben, wie ich ein Tandem organisieren könnte?

  17. pérvasion avatar

    Rudi, das ist eine gute Frage. Üblicherweise sucht man sich eine Tandempartnerschaft meines Wissens per Kleinanzeige. Doch es wäre keine schlechte Idee, als nächsten Schritt in eine umfassende Sprachpolitik eine landesweite Tandem-Plattform nach dem Vorbild des Sprachvolontariats einzurichten. Man sollte diese Anregung den Kulturlandesräten Tommasini, Kasslatter und Mussner zukommen lassen!

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