→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Deutsche Schule: Entwicklung negativer als prognostiziert.
2002-2015

Autor:a

ai

Vor knapp einer Woche hatte ich versucht, anhand von offiziellen Zahlen darauf aufmerksam zu machen, wie sich die Anteile der deutschen, italienischen und ladinischen Schulen an der Schulbevölkerung seit rund einem Vierteljahrhundert zum Nachteil jener mit deutscher Unterrichtssprache entwickeln.

Diesbezüglich ist auch interessant, dass das Astat im Jahr 2005 eine Prognose über die Entwicklung der Schülerzahlen bis 2015 herausgegeben hatte, in der — unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung, einschließlich der zu erwartenden Zu- und Abwanderung — bereits eine negative Entwicklung für die Schulen mit deutscher Unterrichtssprache angekündigt wurde.

Allerdings läuft dieser Prozess in Wirklichkeit um ein Vielfaches (!) schneller ab, als es die Statistikerinnen vorhergesagt hatten.

Grundschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Das Statistikinstitut hatte damals beispielsweise progonostiziert, dass der Anteil an Schülerinnen, die eine Grundschule mit deutscher Unterrichtssprache besuchen, von 76,3 Prozent (2002) um 0,6 Prozentpunkte auf 75,7 Prozent (2015) sinken würde. Im selben Zeitraum hätte der Anteil der italienischen Grundschulen steigen sollen, nämlich um ebenfalls 0,6 Punkte.

In Wirklichkeit jedoch war diese Entwicklung zu Lasten der deutschen und zu Gunsten der italienischen Schule über sechsmal so ausgeprägt, wie 2005 erwartet worden war.

Mittelschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Noch ausgeprägter war der Unterschied zwischen Progonose und Realität im Fall der Mittelschule: Um 0,8 Punkte hätte der Anteil der Einrichtungen mit deutscher Unterrichtssprache von 2002 (76,7 Prozent) bis 2015 (75,9 Prozent) fallen, der der italienischen um 0,5 Punkte (von 19,1 Prozent auf 19,6 Prozent) steigen sollen.

Stattdessen fiel der Anteil der deutschen Mittelschulen über sechsmal so stark (-5,0 Punkte), während der der italienischen Schulen gar knapp zehnmal so stark (+4,9 Punkte) stieg, wie das Astat vorhergesehen hatte.

Oberschule

Zum Vergrößern anklicken. Strichlinie: Prognose.

Völlig daneben lagen die Statistikerinnen bei der Oberschule: Hier war eigentlich bis 2015 sogar eine leichte Veränderung zugunsten der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache (+0,5 Punkte) prognostiziert worden.

In der Realität jedoch auch hier: deutliche Abnahme des Anteils der deutschen Oberschulen am Gesamtkuchen (-4,8 Punkte), bei gleichzeitiger Zunahme für die italienischen Schulen (+3,6 Punkte).

Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob den zuständigen Politikerinnen diese Zahlen überhaupt bekannt sind — und falls ja, welche Schlüsse sie daraus ziehen. Aus einer sprach- und minderheitenpolitischen Perspektive müsste diese Entwicklung eigentlich Grund zur Sorge sein.

Wichtige Hinweise:

Einige Zahlen sind Rundungen, deshalb ergeben etwa die Summen aller Anteile nicht notwendigerweise genau 100 Prozent.

Die ladinischen Schulen wurden in diesen Betrachtungen nicht etwa aus mangelndem Interesse vernachlässigt, sondern weil es so etwas wie eine ladinische Schule streng genommen gar nicht gibt. In den ladinischen Ortschaften besuchen alle Schülerinnen dieselben, paritätischen Schulen (mit hauptsächlich deutscher und italienischer Unterrichtssprache), in denen Ladinisch eine eher geringe Rolle spielt. Aussagen über die Minderheit lassen sich daraus m. M. n. kaum extrapolieren.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

One response to “Deutsche Schule: Entwicklung negativer als prognostiziert.
2002-2015

  1. G.P. avatar
    G.P.

    Aus einer sprach- und minderheitenpolitischen Perspektive müsste diese Entwicklung eigentlich Grund zur Sorge sein.

    Aber doch nicht bei unseren SVP-Politikern. Da steht Sprach- und Minderheitenschutz an letzter Stelle.

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL