Wie die dreisprachige Freie Universität Bozen (FUB) mitteilt, wird es an der einsprachig englischen Fakultät für Informatik ab September dieses Jahres einen einsprachig italienischen Masterstudiengang »für Native-Cloud-Anwendungen in einer virtuellen Umgebung« geben.
Finanziell getragen wird diese hervorragende Gelegenheit, die Staatssprache an der Südtiroler Uni zu Lasten der anderen Sprachen weiter zu stärken, von VMware Italy Srl sowie den Südtiroler Unternehmen Alperia AG (öffentlich), Volksbank und ICOS AG (die aber auch im deutschen Pressetext der Uni ICOS SpA heißt).
In einem dieser Partnerunternehmen, die 11 von 16 Studienplätzen durch Stipendien fördern, dürfen dann die Teilnehmenden ein Abschlussprojekt absolvieren.
Damit wird laut Aussendung der FUB gewährleistet, dass die Studierenden von Beginn »an mit realen Bedürfnissen der Wirtschaftswelt« konfrontiert werden. Zu denen offenbar die deutsche Sprache in Südtirol nicht zählt.
Interessant ist jedenfalls auch, dass sich Unternehmen bei der Freien Universität Studiengänge kaufen können, um ihren eigenen Personalbedarf zu decken.
3 replies on “Italienischer Cloud-Computing-Masterstudiengang.”
War der (kulturpolitische) Anspruch nicht mal mindestens Dreisprachigkeit an der sogenannten Freien Universität in Bozen?
Mittlerweile hat man eher den Eindruck, wenn man all die Berichte auf BBD über all die Jahre verfolgt, dass es in Südtirol bereits länger einen regelrechten Kulturkampf gegen alles, was nicht national und Italienisch ist, gibt.
Dass Informatik- und Masterlehrgänge ausschließlich in englischer Sprache unterrichtet werden, kennt man. Es geht um Internationalität. Aber wieso nur einsprachig Italienisch an einer mehrsprachigen Universität und das in einem mehrsprachigen Land mit Gebot des verpflichtenden Minderheitenschutzes?
Vgl. auch: “Sprachen sind Instrumente der Macht und der Herrschaft. Mit ihnen zieht der Nationalstaat ideelle Grenzen”
in:
https://www.nzz.ch/feuilleton/ukraine-russlands-krieg-ist-auch-ein-kampf-der-sprache-ld.1679160
Interessanter Artikel. Bezüglich Ukraine finde ich allerdings einiges auch etwas irreführend, insbesondere die Gleichsetzung des Russischen (das lange Zeit die Kolonialsprache war und heute von Putin zur Rechtfertigung von Angriffskriegen missbraucht wird) mit anderen Minderheitensprachen. Das habe ich auch hier zu erklären versucht.
Serbisch-Kroatisch-Bosnisch, die sprachwissenschaftlich eine Sprache sind, mit dem Verhältnis Russisch-Ukrainisch in einem Atemzug zu erwähnen, ist ebenfalls irreführend. Ukrainisch hat dem Wortschatz nach die größten Ähnlichkeiten bzw. Gemeinsamkeiten mit Polnisch, Slowakisch und Belarusisch, erst dann folgt Russisch.