Anlässlich seines Aufenthalts in Innsbruck wurde Carles Puigdemont, EU-Parlamentarier und 130. Präsident von Katalonien, von Sabina Drescher für die SWZ interviewt. Dabei wurde er auch mit folgender Frage konfrontiert:
Wäre eine weitreichende Autonomie, wie sie etwa Südtirol innehat, eine Alternative für Katalonien?
– Sabina Drescher
Gemeint ist eine Alternative zur Ausübung des Selbstbestimmungsrechts für die Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit. Ich weiß ja nicht, ob es andere so von sich selbst eingenommene Minderheiten gibt, die sich immerfort als Vorbild für Katalonien (‹1 ‹2) aufdrängen, anstatt die Katalaninnen in ihren Bestrebungen zu unterstützen. Bekannt sind mir keine.
Ich möchte hier aber auf eine vergleichende Aufstellung hinweisen, die in der Publikation »Mehr Eigenständigkeit wagen – Südtirols Autonomie heute und morgen« (POLITiS) von 2016 enthalten ist. Sie zeigt unmissverständlich, wie mangelhaft die Südtiroler Autonomie im Vergleich zur katalanischen (und auch zur åländischen) in vielen wichtigen Bereichen ist.
Demnach beantwortet sich Frau Dreschers Frage quasi von selbst — eine Autonomie wie die unsere kann für Katalonien keine Alternative sein.
3 replies on “Ein Südtiroler Weg für Katalonien?”
Eigentlich nur peinlich eine solche Fragestellung — insbesondere, wenn man diese maßgebliche “weitreichende Autonomie, wie sie etwa Südtirol innehat” und den tatsächlichen Zustand heranzieht.
Laut Regional Authority Index liegt Katalonien auch recht weit vor Südtirol, was Autonomie betrifft
aus dem Interview:
Diese Interpretation mutet so dermaßen antiquiert an. Das wäre ungefähr so, wie wenn Scheidungen nur möglich wären, wenn mein Partner mich schlägt und missbraucht. Ansonsten bin ich gezwungen, in der Ehe zu verbleiben. Eine Scheidung ohne Einverständnis des Partners ist nicht möglich.
Gemäss Regional Authority Index hätten wir mehr Autonomie, wenn wir ganz normal bei Österreich hätten verbleiben dürfen, als nun effektiv durch unsere Sondersituation erforderlich in Italien?