Schweizerische Sensibilisierungskampagne (bfu · upi)
Raserei, verwegene Überholmanöver und teilweise auch Trunkenheit am Steuer gelten hierzulande nach wie vor als Kavaliersdelikte. Trotz rekordverdächtiger Polizeidichte sind Verkehrskontrollen rar und beschränken sich meist auf die routinemäßige Überprüfung von Führerschein, KfZ-Zulassung und Versicherung, weltweit etablierte Abschreckungsinstrumente wie unangekündigte Radarkontrollen sind in Italien nicht zulässig ‹1 ‹2. Sogar Medien ‹3 oder die Verbraucherzentrale stehen im Zweifelsfall auf der Seite der Raser, anstatt auf jener der Fußgänger. Das alles trägt zu einem subjektiven Unsicherheitsgefühl auf Südtirols Straßen bei, welches sich bei näherem Hinsehen erschreckend bestätigt. Im Rahmen der jüngsten Sensibilisierungskampagne des Landes — LH Durnwalder selbst hat sich jedoch mehrmals gegen Radarkontrollen zu Wort gemeldet ‹4 — wurden Zahlen genannt, die es in sich haben: Im Bereich von Fußgängerquerungen (Zebrastreifen) haben sich laut LR Mussner 2010 allein in den vier größten Städten des Landes (Bozen, Meran, Brixen und Leifers) 136 Unfälle mit Fußgängern ereignet, dabei gab es 122 Verletzte und zwei Tote.
Ich habe versucht, diese Zahlen in den internationalen Kontext zu stellen:
Der blaue Balken stellt die Hochrechnung der von Mussner genannten Zahlen auf die vier größten Städte (Einwohner insgesamt: 176.000) dar. Demnach wären die Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer in Südtirol rund fünfmal so gefährdet, in einen Unfall mit einem Fahrzeug verwickelt zu werden, wie in Österreich oder in der Schweiz. Selbst wenn wir — grüner Balken — die Zahlen auf die gesamte Einwohnerzahl Südtirols hochrechnen (nehmen wir an, außerhalb dieser vier Städte haben sich keine Unfälle an Zebrastreifen ereignet, was aber leider nicht stimmt), ist es in Südtirol noch doppelt so wahrscheinlich, angefahren zu werden, wie in den benachbarten Alpenländern. Ein ähnliches Verhältnis gilt für die Wahrscheinlichkeit, einen tödlichen Unfall zu erleiden (Diagramm rechts).
Für Italien konnte ich leider keine Vergleichsdaten finden. Zwar führt das staatliche Statistikinstitut (Istat) zusammen mit dem Automobilclub ACI eine Unfallstatistik, Unfälle am Zebrastreifen werden darin anscheinend nicht gesondert registriert.
- Wäre es angesichts dieser horrenden Zahlen nicht höchst an der Zeit, eine ernste politische Debatte zu führen?
- Können Sensibilisierungskampagnen, wenn sie nicht durch strenge Überwachung und gesellschaftliche Ächtung von schlechtem Fahrverhalten begleitet sind, wirklich noch den Spieß umdrehen?
- Was bringen drakonische Strafen ‹5 bei laschen Kontrollen ‹6 ‹7?
- Beinhaltet Theiners Strategiepapier auch die Zuständigkeit für die Straßenverkehrsordnung und die damit einhergehende Kontrolltätigkeit?
- Wie sollte sich eine Landespolizei verhalten, um das Problem einzudämmen?
- Und schließlich: Wollen wir uns Populismus und Stammtischgeschwafel (freiheitlicher Slogan: »Polizeistaat Südtirol«) geschlagen geben?
Siehe auch 1›
33 replies on “Todesstreifen.”
ich bin kein militanter nicht-autofahrer und bringe es im jahr wohl auf eine durchschnittliche kilometeranzahl (10.000 – 15.000).
dennoch vermag ich diese “abzocke” der autofahrer nicht wirklich zu erkennen. was ist daran “abzocke”, wenn ich für eine verkehrsübertretung auch tatsächlich bestraft werde? wenn ich mich an die verkehrsregeln halte, werde ich auch nicht bestraft.
und noch was: kann mir bitte irgend jemand den grund nennen, warum autos verkauft werden dürfen, die schneller als 130 km/h fahren können? warum regeln nicht alle autos automatisch bei 130 ab, wo ich doch ohnehin nicht schneller fahren darf? (und für deutschland lässt sich sicher eine lösung finden :-). irgendwie ist das so, wie wenn ich einem fünfjährigen kind 10 lollis gebe und sage: “du darfst aber nur sieben essen”!
wenn ich höre, dass raserei zu den häufigsten unfallursachen gehört, wäre das doch die erste offensichtliche maßnahme. mit welcher begründung wollen die autobauer argumentieren, dass ihre autos schneller als 130 gehen müssen???
A proposito di strisce pedonali: perché i sudtirolesi di lingua tedesca sulle strisce non si fermano e si comportano così come degli italiani qualunque?
Hier muss ich gadilu rechtgeben. Vielleicht sollte man auf dieses Problem in Südtirols Schulen (und besonders im Elternhaus!) vermehrt hinweisen! Für was gibt es sonst Zebrastreifen? Das Verhalten der Südtiroler ist hier alles andere als vorbildlich, ich bin selbst mehrmals fast “überrollt” worden, weil ich mich auf die Zebrastreifen verlassen hab.
Bravo für diesen Artikel. Subjektiv betrachtet herrscht auf Südtirols Straßen der Wilde Westen. Wenn ich mit 55 km/h (also eh schon zu schnell) durch eine Ortschaft fahre werde ich nicht selten überholt. Von Kindern verlangt man im Straßenverkehr (siehe diverse Verkehrserziehungs-Programme, die als Prävention ja ganz nett sind, aber nicht das eigentliche Übel bekämpfen) mehr Sozialkompetenz als von manchem Autofahrer oder Verkehrplaner.
Objektiv betrachtet bestätigen die oben aufgelisteten Zahlen das dumpfe Bauchgefühl, dass in diesem Bereich in Südtirol einiges im Argen liegt. Würde man uns nicht mit Österreich oder Deutschland (freie Fahrt für freie Bürger) vergleichen, die bezüglich Verkehrssicherheit alle nur europäisches Mittelmaß sind, sondern mit Finnland oder Schweden, sähe die Südtiroler Bilanz noch um einiges katastrophaler aus.
Mit ähnlichen Begründungen wie die Autobauer und Automobilverbände seit Jahrzehnten Sicherheitsmaßnahmen zugunsten von Fußgehern, Radfahrern und mehr Lebensqualität torpedieren. Stichworte: flächendeckende Tempo 30 Zonen in Städten und Dörfern, architektonische und urbanistische Maßnahmen, die die Geschwindigkeit in Städten und Dörfern generell reduzieren, Verbot von SUVs (katastrophale passive Sicherheit) in Städten und Dörfern, Einbau von Fahrtenschreibern in Autos, die bei einem Unfall oder einer Kontrolle sehr schnell unangenehme Wahrheiten (Raserei) belegen würden und und und
natürlich gilt der vertrauensgrundsatz – aber dieser entbindet nicht von der eigenverantwortung. wir sagen ja auch unseren kindern, dass sie sich nach beiden seiten vergewissern mögen, bevor sie den zebrastreifen betreten.
ich halte mich für einen rücksichtsvollen autofahrer, aber es passiert tatsächlich – aus welchen gründen auch immer – dass man einen fußgängerübergang übersieht.
ich persönlich hab übrigens nicht den eindruck, dass bezüglich zebrastreifen ein großer unterschied zwischen österreich und südtirol besteht. meist halten die autos schon an, wenn man signalisiert, dass man die straße überqueren möchte.
wo ich hingegen schon einen unterschied merke, ist bei der art und weise, wie auf den staatsstraßen gefahren wird. riskante überholmanöver und damit einhergehende raserei sind auffällig oft zu beobachten.
@ niwo
flächendeckend tempo 30 in dörfern und städten ist blödsinn
Es könnte aber schon trotzdem sein, dass das — selbst bei vorsichtigem Verhalten der Fußgänger — in Südtirol öfter passiert, als andenorts. Die Zahlen legen das nahe.
Dafür gibt es aber einen enormen Unterschied bei den Opferzahlen, und der könnte zum Beispiel auch mit der Raserei zu tun haben. Im Vergleich zur Schweiz fällt mir allerdings ein enormer Unterschied auf, was die »Anhaltemoral« betrifft. Und um gadilu zu antworten: Ich glaube nicht, dass das Fahrverhalten etwas mit der Sprache zu tun hat, schließlich fahren die italienischen Schweizer ja auch nicht automatisch wie Italiener.
E chi ha parlato di lingue (ho detto “di lingua tedesca” non per alludere all’eloquio)? Io, per esempio, mi fermo sempre. Perfino stando attento a chi ho dietro (perché talvolta frenare prima delle strisce pedonali può essere rischioso – tamponamento – o comunque neppure utile – se chi sta dietro ti sorpassa mettendo così in pericolo il pedone che tu stai facendo attraversare!).
Secondo me avete ragione a ritenere che parte delle responsabilità sia degli automobilisti e che occorrerebbe più sensibilizzazione. Non credo che abbassare ulteriormente il limite nei centri abitati porti immediatamente qualcosa, per esperienza ritengo che la maggior probabilità di fare incidenti sia nelle situazioni di traffico intenso e promiscuo (auto, moto, bici, bus, tutto assieme); dove le velocità sono basse, ma l’attenzione richiesta e lo stress sono alti e le condizioni di visibilità non sempre ottimali.
Quest’ultima condizione rappresenta purtroppo un altro punto dolente: rilevo che in molti casi, senza preoccuparsene troppo, le strisce vengono posizionate dove la visibilità è in parte ostruita dalle aree di sosta, dalle abitazioni, dalle piante oppure dove l’illuminazione è scarsa.
pèrvasion trifft den Nagel auf den Kopf. Die Zahlen sind erschreckend und bestätigen meine Erfahrungen. Mein Sohn wurde dieses Jahr um Haaresbreite nicht von einem Lkw überrollt, er befand sich auf dem Zebrastreifen, der Lkw fuhr mit geschätzten 80-90 km/h durchs Dorfzentrum. Leider versäumen es alle Verantwortlichen, effektive Maßnahmen zu setzen. In Gesprächen mit Gemeinderatsmitgliedern wurde mir bewusst, dass eine effektive Geschwindigkeitsbegrenzung nicht gewünscht ist und mit allerhand Stammtischgelabre abgetan wird. Wir haben eine Wirkungskette die fatal ist: Die Polizei ist ineffektiv bzw. sind ihnen die Hände gebunden (Radarkontrollen), die Landespolitik setzt auf “Aufklärung” und nicht auf bauliche Maßnahmen, auf Gemeindeebene herrscht einfach Unwissenheit. Hier kann man weder von deutschen noch italienischen Schuldigen sprechen, wie gesagt, es geht durch alle Instanzen. Zudem lernt man nicht mal aus Fehlern: Vor ein paar Jahren wurde ein Schulkind auf derselben Stelle überfahren und getötet. Einzige Maßnahme bisher: Ein Schülerlotse wurde eingesetzt!
Noch was: Ich unterstützte ausdrücklich die Aktion der Grünen gegen den Motorradlärm und überhöhte Geschwindigkeit derselben. Auch ich wohne an einer “Panoramastraße” die an Wochenende von Motorradfahrern heimgesucht wird. Ein großer Anteil der Motorradfahrer halten sich weder an Geschwindigkeitsbegrenzung (100 km/h im Ortsgebiet wird von vielen erreicht) noch an Lärmgrenzwerte. Ich frage mich nur, wie lange das noch von der Bevölkerung, aber auch Gästen so hingenommen werden kann.
Natürlich soll man bestraft werden, aber eine Beispiel:
1.)Auf der MEBO bin ich ,seit es diese Strasse gibt, nie gestoppt und kontrolliert worden. Das legt nahe, dass man auf dieser Schnellstrasse ohne grosses Risiko die Regeln ignorieren kann. Wenn man dann aber erwischt wird, gehts richtig an die Haushaltskasse(150-500€).
2.) Ich fahre seit ca. 2 Jahren regelmässig 10-12 mal im Jahr nach Kiefersfelden, und seit ca. 20 Monaten halte ich mich an alle Regeln, denn in den ersten 4 Monaten wurde ich 6 mal erwischt, jedes mal zu schnell. Das erste Mal habe ich noch gelächelt, 37,50 Euro für 23 km/h zu schnell, aber wenn man bei jeder Fahrt mindestens 3 Polizeistreifen sieht und einmal angehalten wird, dann ändert sich die Grundeinstellung, egal ob es um Geschwindigkeit, Überholverbot oder Zebrastreifen geht.
Und genau das fehlt in Südtirol!!
Das Diagramm auf dem sich die Argumentation des Artikels stützt
halte ich fürist grob irreführend.Könntest du bitte die Quellen, mit denen du diese Statistik erstellt hast verlinken, oder zumindest aufschlüsseln wie du zu diesen Ergebnissen kommst.
Statistiken, deren Interpretation und vor allem der Vergleich (!) ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Es ist große Vorsicht geboten, denn nur allzu leicht liest man nur das heraus, was einem passt und übersieht dabei die den ein oder anderen Kohärenz-Makel.
1) Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Einwohnerzahl und Anzahl der Unfälle. Dein Diagramm und dein Text suggeriert das aber.
2) Ich habe auf kfv.at und udv.de keine Statistik finden können, die die Verbindung Unfälle – Einwohner herstellt. Wahrscheinlich aus gutem Grund. (siehe 1) Deshalb ist es ebenfalls irreführend, wenn du diese Seiten als Quelle unter dem Diagramm hinschreibst. Es ist in diesem Falle keine Quelle, sondern bereits eine Interpretation derselben. Die Daten für dieses Diagramm entstammen einzig aus deinem Taschenrechner, nicht von der genannten Quelle.
3) Der blaue Balken hat in einem seriösen Vergleich nichts zu suchen. Städte haben eine ungleich höhere Verkehrsdichte (Auto, Fußgänger) als ländliche Gebiete man denke nur an den Tourismus – und Pendlerverkehr.
Ebenfalls hat eine Stadt viel mehr Fußgängerquerungen. Wird das hochgerechnet, so ist das nicht mehr repräsentativ. Somit ist auch der grüne Balken falsch, passt aber zur Argumentation des Artikels.
Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Einwohnerzahl und Anzahl der Unfälle. Mein Diagramm und mein Text suggerieren das auch nicht. Es wird lediglich das eine in’s Verhältnis zum anderen gesetzt — das tut auch die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu), die ich für eine der seriösesten Institutionen auf diesem Gebiet halte:
Tatsächlich stellen die Statistiken bei kfv.at und udv.de keine Verbindung Unfälle-Einwohner her. Es sind nur die Quellen für die Rohdaten.
Link udv.de (Daten).
Link kfv.at (Daten).
Nachdem ich im Text darauf hingewiesen habe, dass (mir) für Südtirol nur Daten für die vier größten Städte vorliegen, haben m.E. beide Balken ihre Berechtigung: Dem Leser wird klar, dass der blaue Balken eine zu hohe Annahme bildet, der grüne jedoch eine zu niedrige — weshalb der reale Wert irgendwo dazwischen liegt. Selbst wenn wir jedoch den grünen Balken gelten lassen, darauf wird im Text hingewiesen, ist die Wahrscheinlichkeit, als Fußgänger am Zebrastreifen in einen Verkehrsunfall mit einem Fahrzeug verwickelt zu werden, rund doppelt so hoch wie in Österreich oder der Schweiz. Da der blaue und der grüne Balken nicht verständlich sind, bis man den Text gelesen hat, besteht auch nicht die Gefahr, dass jemand ein verzerrtes Bild kriegt, weil er ausschließlich das Diagramm betrachtet hat (ohne den Text zu lesen).
Eben nicht. Du errechnest aus Einwohnerzahl und Anzahl der Unfälle die Wahrscheinlichkeit überfahren zu werden. Damit stellst du einen kausalen Zusammenhang her, der faktisch nicht da ist. Und auf diesen Trugschluss stützt sich der gesamte zweite Absatz und dein Diagramm untermauert diesen Zusammenhang.
Die Wahrscheinlichkeit ist wieder nur eine Interpretation deinerseits. Die bfu stellt das Verhältnis Einwohner/Unfälle zwar dar, macht aber nicht den Fehler es als Wahrscheinlichkeit zu interpretieren.
Sicher, man kann alles in ein Verhältnis setzen. Ich kritisiere hier vor allem aber welche Schlüsse aus diesem Verhältnis gezogen werden.
Das ist zwar gut gemeint und ich kann das nachvollziehen. Ich will dir auch keine böse Absicht unterstellen aber das gesamte Diagramm und die daraus resultierende Schlussfolgerung ist aus den genannten Gründen falsch und irreführend.
Zudem kommt hinzu :
4) Die Studien sind nicht vergleichbar, weil sie unterschiedliche Untersuchungsmuster haben :
– bei der deutschen Studie wurden die Unfälle direkt an Zebrastreifen in Städten (Hannover, Karlsruhe und Stuttgart) erhoben.
– bei der Österreichischen Studie wurden Unfälle an Schutzwegen in ganz Österreich erhoben.
– bei der Schweizer Studie wurden die polizeilich registrierten Personenschäden auf Fußgängerstreifen in der gesamten Schweiz erhoben.
– bei der Südtiroler Studie wurden Unfälle mit Fußgängern an Fußgängerquerungen (das ist nicht das selbe wie ein Zebrastreifen!) in Städten (Bozen, Meran, Brixen und Leifers) erhoben.
Stadt ≠Nation
Fußgängerquerungen ≠Zebrastreifen ≠Schutzweg
registrierte Personenschäden ≠Unfälle
Ich habe diese Daten miteinander verglichen:
Wie du siehst, habe ich nicht (wie du behauptest) registrierte Unfälle mit Personenschäden verglichen, sondern durchaus Gleiches mit Gleichem.
Ich habe auch ausschließlich Unfälle an Zebrastreifen miteinander verglichen. Du irrst, wenn du behauptest, ein Schutzweg (Österreich) und ein Fussgängerstreifen (Schweiz) wären nicht dasselbe. Wenn du bei Wikipedia unter Zebrastreifen nachschlägst, wirst du unschwer herausfinden, dass dies die amtlichen Bezeichnungen für Zebrastreifen in den jeweiligen Ländern sind.
Die amtlichen Daten, von denen bei udv.de die Rede ist, beziehen sich auf das gesamte Bundesgebiet — anders als die Studie, von welcher im weiteren Verlauf des Artikels die Rede ist.
Die einzigen Daten, welche nicht 1:1 vergleichbar sind, sind jene Südtirols, und zwar, weil sie sich nur auf die vier größten Städte beziehen. Darauf habe ich jedoch im Artikel hingewiesen — und deshalb die Zahlen auch zweimal hochgerechnet (blauer und grüner Balken). Ich habe übrigens noch am Sonntag den zuständigen Landesrat angeschrieben, um die vollständigen Zahlen zu bekommen, und werde die beiden Balken zu einem zusammenfassen, falls ich die nötigen Daten erhalte. Jedenfalls wird sich der Wert dann irgendwo zwischen blauem und grünem Balken einpendeln.
Das einzige, was ich mir gefallen lasse, ist der Zweifel, ob man die Unfallzahlen (Verletzte, Getötete…) in ein direktes Verhältnis zur Einwohnerzahl stellen soll. Meines Erachtens ist dies ein aussagekräftiger Index (auch die Schweizer hätten diesen Index nicht erstellt, wenn er nichts aussagen würde), jedenfalls der aussagekräftigste, den man mit den verfügbaren Daten erlangt.
Dass Menschen durch Autofahrer zu Tode kommen ist eigentlich erst die Spitze des großen Verhängnisses. Das Auto ist ein Übel. Das beginnt im Kleinen, deshalb aber nicht weniger Fundamentalen, also beim Ästhetischen. Autos riechen übel, nehmen Platz, sind laut, und es gibt auf der ganzen Welt keinen Wagen, der nicht eine Beleidigung für das Auge darstellen würde. Und was soll dieser Blödsinn mit dem schnellen Herumgefahre? Wie beschränkt muss man sein, um darin ein Vergnügen zu sehen? Und die nächste Unfassbarkeit, die einen mit der flachen Hand an die Stirn klatschen lässt, ist die Selbstverständlichkeit mit welcher die Leute auf diesen hässlichen Maschinen durch die Gegend schießen. Also jeder. Jeder hat den Führerschein. Jeder Einfaltspinsel – Leute denen man nichteinmal seine Tulpen anvertrauen würde, während man zur Kur nach Hintertupfingen fährt – bekommt den Führerschein. Ich glaube Einstein hat mal gesagt: “Ein kluger Kopf passt in keinen Helm”. Analog: Wer in vollem Bewusstsein eine Gefahr eingeht ist dumm. Oder zumindest gemeingefährlich. Obwohl ich das Autofahren bei Strafe verbieten würde, möchte ich nicht sagen, dass sämtliche Autofahrer schlechte Menschen sind. Aber die meisten.
aja, mit den Begrifflichkeiten (Fußgängerquerungen ≠Zebrastreifen ≠Schutzweg) hab ich mich vertan, das war unüberlegt.
Unterstreichung von mir. Quelle: Wikipedia.
Somit wäre auch geklärt, dass es internationaler Usus ist, Unfallstatistiken in Bezug auf die Einwohnerzahl miteinander zu vergleichen (weitere Beispiele im Wikipedia-Artikel). Aus Sicht des Fußgängers wäre es wohl nicht sinnvoll, die Zahlen auf die Menge der zugelassenen Fahrzeuge zu beziehen.
Hervorhebung von mir.
Ein Indiz. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber sicher kein Beweis und kein kausaler Zusammenhang.
Ich wiederhole mich : Vergleichen kann man alles. Die Schlussfolgerungen die man daraus zieht sind das entscheidende.
@pv
Menschen kommen doch auch wegen Motorräder, Fahrrädern, Joggern ums Leben, wegen Flugzeugen, wegen Hubschraubern,oder? Alles verbieten? Zurück in die Steinzeit?
@PV:
:vogel:
Das ganze Leben ist ein Abwägen von Gefahren und wir können sie nur so klein wie möglich halten.
@m.gruber: Demontage missglückt.
Auch ich finde, daß der Indikator Getötete/Einwohnerzahl sinnvoll ist. Mir würde kein besserer einfallen, die Getöteten im Verhältnis zu der Zahl der Kraftfahrzeuge zu setzen, würde nicht viel ändern, da diese in den genannten Ländern im Bezug zu den Einwohnern ähnlich hoch ist. Sicherlich liesse sich ein noch aussagekräftigerer Indikator finden, allerdings geht dann ein wichtiges Merkmal eines guten Indikators verloren: die. Nachvollziehbarkeit. Auch möchte ich m.gruber in Schutz nehmen, es freut mich, wenn sich jemand derartige Mühe macht und somit das Niveau des Blogs wieder einmal herausragend ist.
@dauergast: keines von beidem.
Obwohl die meisten Jogger einen mehr als zweifelhaften Charakter haben, würde ich das Joggen nicht verbieten. Den Rest aber natürlich schon. Der Kern meines obigen Beitrages bleibt aber, wenn man es realistisch betrachtet, der Ruf nach einer massiven Verschärfung der Vorausetzungen für den Autoführerschein.
Was schlägst du dann vor? 100 Punkte bei der Matura? IQ-Test? Alles unter 130 wird aussortiert? Oder gleich nur die diejenigen die ein Suma cum Guttenberg hingelegt haben?
Fragen über Fragen…
@pv
Da hast du recht, das Erlangen eines Führerscheins, aber auch das Behalten eines Führerscheins, müsste viel schwieriger sein.
Aber das rechtfertigt noch lange nicht deine Aussage, dass die meisten Autofahrer schlechte Menschen sind.
Ach, und noch was, woher kennst du denn den Charakter der meisten Jogger?
@Flo
Da wird es schon irgendwelche Psycho-Tests geben, die eine Prognose über das Verantwortungsbewusstsein des Aspiranten erlauben. Darauf sollte der Prüfungsschwerpunkt gelegt werden. Auf das Verantwortungsbewusstsein.
@ Jonny
Ich kenne den Jogger nur als verschwitzten, rotköpfigen und spuckenden Zeitgenossen. Hast Du Dir nie gedacht: “Wer nichts zu verbergen hat, kann es nicht so eilig haben”?
Dann wird halt bei diesem Test gelogen, biss sich die Balken biegen und irgendetwas vor geheuchelt.
Ich wäre ja dann gleich dafür, keine Menschen mehr fahren zu lassen, denn Menschen werden immer Fehler machen. Also, back to the Steinzeit. Obwohl, da gabs sicher auch Leute, die sich aufgeregt haben, dass die Jäger bei der Mammutjagd zu schnell gerannt sind und dabei ein Kaninchen zertreten haben…
In Städten und Dörfern ist eine Geschwindigkeit von über 30 km/h bei Mischverkehr (Fußgeher, Radfahrer und Auto, die sich denselben Straßenraum teilen) generell ein Sicherheitsproblem. Dies belegen auch die Unfallzahlen. Überall dort, wo man Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit eingeführt hat und auch die entsprechenden architektonischen Maßnahmen gesetzt hat, sind die Unfallzahlen drastisch gesunken. Ein interessanter Ansatz diesbezüglich ist auch das shared space Prinzip: http://de.wikipedia.org/wiki/Shared_Space
Wieviele Schneisen wir uns in unseren Städten und Dörfern leisten wollen, wo es keinen Mischverkehr im eigentlichen Sinne geben soll, also Straßen, die vorwiegend dem Autoverkehr dienen, ist eine urbanistische und politische Entscheidung. Dass ich in einem Gewerbegebiet eine LKW taugliche Zufahrtsstraße benötige ist klar. Was weniger klar ist, warum Durchfahrtstraßen, die teilweise sogar durch eine Umfahrung entlastet werden nicht architektonisch fußgeher- und radfahrergerecht gestaltet werden und auf Tempo 30 zurückgestuft werden.
Zwei Beipiele:
Brixen: Dort hat man nun eine tolle, teure Westumfahrung, die sehr wenig genutzt wird. Die großartige Entlastung auf der Brennerstraße ist bis jetzt ausgeblieben. Unter anderem auch deshalb, da es keinen politischen Konsens darüber gibt die Brennerstraße drastisch zurückzubauen und sie somit wieder zu einem fußgeher- und radfahrerfreundlichen städtischen Raum zu machen.
Bruneck: Der Pusterer Hauptort rühmt sich, den ersten Umfahrungsring der Alpen zu haben (O-Ton BM Tschurtschenthaler).
An die eigentlichen Hausaufgaben, die ursprünglichen Zufahrtsstraßen zur Stadt, zurückzubauen und daraus Straßen zu machen, wo man sich als Fußgeher und Radfahrer wieder wohl fühlt und nicht regelmäßig Kopf und Kragen riskiert, hat man bisher nicht gedacht. Die Taufererstraße und Andreas-Hofer-Straße vom Nordring Richtung Stadtzentrum, die immerhin Wohngebiete mit weit über 1000 Einwohnern mit dem Stadtzentrum verbinden, sind für Fußgeher und Radfahrer eine Zumutung. Hier bedarf es einer Straßenraumgestaltung, die mehr als Tempo 30 unmöglich machen. Ansonsten stellt sich die Frage, was der tolle Ring soll.
@ niwo
muss ich mir dann am radl einen tacho montieren?
flächendeckend hieße für mich im ganzen orts- bzw. stadtgebiet. wenn es nach wie vor aber adern gibt, auf denen ich auch 50 bis 70 durch die stadt fahren kann, ist eine 30er beschränkung in innerstädtischen gebieten bzw. in ortskernen schon zu rechtfertigen.
aber wie gesagt. 30 fahr ich freihändig mitm radl und ess ein wurstsemmel dabei :-) – ich verantwortungsloser narr.
Boh; io son generalmente contrario ai limiti troppo bassi; primo perchè non vengono generalmente rispettati, secondo perchè il limite dovrebbe essere un’indicazione di velocità massima, non la velocità a cui effettivamente viaggi. Se il limite è 50 nessuno ti impedisce di viaggiare a 30 se la situazione del traffico lo richiede; anzi, a volte stai fermo proprio. Per contro limiti troppo alti invitano a correre, anche dove non vi siano le condizioni per farlo.
Il problema è anche quando la gente si regola sempre solo col tachimetro. Non sto facendo un invito a correre come i pazzi; dico solo che non ci si può affidare solo a limiti bassissimi, dissuasiori, autovelox. E dico anche che guidando una moto alle 6 di mattina i 50 km/h potrebbero essere anche leggermente infranti senza pericolo, ma guidando un camion nel traffico delle 6 di sera i 50 potrebbero già essere pericolosamente troppo alti. Non credo che con la sola repressione possa si aver ragione della mancanza di giudizio.
Leider gibt es keine genaueren Daten für Südtirol:
Wir werden also mit dem blauen und dem grünen Diagrammbalken vorlieb nehmen müssen.