Im piemontesischen Biella ging gestern das 96. Alpinitreffen zu Ende, bei dem auch wieder mehrere hundert Teilnehmende aus Südtirol anwesend waren. Im Jahr 2012 war die Veranstaltung in Bozen über die Bühne gegangen — und immer wieder geistert der Plan herum, sie in wenigen Jahren wieder hierher zu holen.
Im Umfeld der Aufmärsche war im Laufe der letzten Jahre mehrmals von sexuellen Übergriffen die Rede. Heuer kam es jedoch zum Eklat, weil Dutzende Gebirgsjäger gefilmt wurden, wie sie die faschistische Hymne Faccetta Nera mitgrölten, die aus Lautsprechern tönte. Schon in Bozen war das Lied, das mit dem italienischen Kolonialismus in Afrika in Zusammenhang steht, 2012 gesungen worden.
In Biella machten Verantwortliche von PD und 5SB auf das Video aufmerksam und forderten die Alpinivereinigung ANA, die das alljährliche Treffen organisiert, dazu auf, den Vorfall zu verurteilen. Das tat sie allerdings nur halbherzig, indem sie erstens darauf hinwies, dass die Hymne nicht aus offiziellen Lautsprechern der Veranstaltung, sondern aus der privaten Anlage eines Lokals ertönt war und indem sie zweitens allgemein die eigene Überparteilichkeit unterstrich und sich grundsätzlich von politischer Propaganda distanzierte. Als wäre der Faschismus einfach eine mehrerer gleichwertiger politischer Ideologien. Darüber hinaus stellte die ANA fest, der Vorfall habe mit den Werten, die die Alpini seit 105 Jahren vertreten, nichts zu tun.
Allerdings fallen in jene über hundert Jahre auch die der faschistischen Ära, in deren Rahmen Alpini auch in schreckliche Greueltaten verwickelt waren. Seit wenigen Jahren feiern die italienischen Gebirgsjäger zudem einen Gedenktag, der angebliche Heldentaten im Aggressionskrieg gegen die Sowjetunion verherrlicht.
Die mangelnde Geschichtsaufarbeitung macht sich also bemerkbar — und führt nicht von ungefähr regelmäßig zu Auswüchsen wie in Bozen und Biella.
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