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Neue Stromzähler auch ohne Deutsch und Ladinisch.
Minorisierung

Autor:a

ai

Diese Woche wurden bei uns im Haus von den Brixner Stadtwerken sämtliche digitalen Stromzähler der ersten Generation durch neuere ersetzt, wie es meines Wissens auf staatlicher Ebene bis spätestens Ende des Jahres vorgeschrieben ist.

An der Oberseite eines jeden Zählers ist ein durchsichtiges Etui befestigt, in dem sich ein »zwölfseitiges« Faltblatt mit Erklärungen (FAQs), einer Bedienungsanleitung und Spezifikationen befindet. So wird unter anderem erklärt, um wie viel man jeweils für wie lange Zeit mehr Strom zapfen darf als vertraglich festgelegt, ohne dass es zu einer Abschaltung kommt. Durchaus eine wichtige Information. Außerdem werden zum Beispiel die am Display des Geräts abrufbaren Daten erläutert.

Allerdings hat man es auch in diesem Fall nicht für nötig oder für wert befunden, dieses kleine Faltblatt für Südtirol auf Deutsch bzw. auch auf Ladinisch zu übersetzen. Das wäre ein vergleichsweise geringer Aufwand gewesen, hätte der sprachlichen Gleichstellung genüge getan und sollte in einem mehrsprachigen Land eigentlich normal sein.

Immerhin sind die enthaltenen Informationen ja so wichtig, dass das Faltblatt jedem einzelnen Zähler beiliegt.

Wieder einmal führt so die Digitalisierung (im Vergleich zu den analogen Geräten) zu einer weiteren Italianisierung. Dies setzt sich auch am Display der Zähler fort, wo zum Beispiel folgende Informationen abrufbar sind:

  • Codice POD
  • Fascia Oraria
  • Pot.Ist. (Potenza Istantanea)
  • Lettura prelievi
  • Periodo Corrente
  • Data
  • Ora
  • Lett. Per. Prec. (Lettura Periodo Precedente)

Wie viel Arbeit hätte es verursacht, diese wenigen Begriffe zu übersetzen und eine Sprachwahl vorzusehen? In einem einsprachigen Nationalstaat, wie es Italien einer ist, kommt man aber offenbar noch nicht einmal auf die Idee, dass dies nötig oder sinnvoll sein könnte.

Dass es Sprachminderheiten mit einschlägigen Rechten gibt, hat sich entweder ebenfalls nicht herumgesprochen oder wird geflissentlich ignoriert.

Wäre es umgekehrt und ein Südtiroler Unternehmen würde irgendwo im öffentlichen Auftrag Geräte einbauen, die nur auf Deutsch funktionieren, würde es wohl nur wenige Wochen dauern, bis sie alle durch mehrsprachige ersetzt sind. So aber müssen wir uns vermutlich damit abfinden, dass wieder ein winziger Bereich unseres Alltags italianisiert wurde.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01



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Comentârs

10 responses to “Neue Stromzähler auch ohne Deutsch und Ladinisch.
Minorisierung

  1. G.P. avatar
    G.P.

    DAS Problem schlechthin: Die Mehrheit der Südtiroler wird diesen Artikel und das dargestellte Problem als Erbsenzählerei abtun.
    Umgekehrt würden Urzi & Co. bereits einen Tag später protestieren und auf die Barrikaden steigen, und drei Wochen später wären die Zähler ausgetauscht bzw. auch mit der italienischen Sprache versehen.

    1. Simon avatar

      Meistens sind Minderheiten kämpferischer als nationale Mehrheiten (die es auch gar nicht nötig haben). In Südtirol ist es leider anders.

      1. G.P. avatar
        G.P.

        Wir suhlen uns in Reichtum und Geld … und sind deshalb “geistig” träge geworden.

  2. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Die Südtiroler haben schon vor vielen Jahren begonnen sich aufzugeben. Schon mit Luis Durnwalder hat es angefangen, dass man politisch bereit war, Selbstwertgefühl mit finanziellem Wohlstand zu tauschen. Auch ein Karl Zeller hat immer davon geschwärmt, was man alles imstande ist, an Vorteilen heimzuholen, wenn man diplomatisch vorgeht, anstatt “schneidig” aufzutreten. Überall, wo man Gefahr läuft, die nationalen Gefühle der nationalen Mehrheit zu verletzen, wurde meistens sehr vorsichtig agiert. Die Liste der staatlichen Nichteinhaltung der Abmachungen ist dafür aber lang. Jene, die glauben, dass die Südtirolautonomie ein Erfolgsmodell und sogar exportfähig wäre, wollen zweierlei nicht wahrhaben. Zum einen kann es doch nicht sein, dass man überfallen wird und dann um so eine halbgare Autonomie noch froh sein soll und zum zweiten scheint Italien faktisch gar nicht in der Lage zu sein, die Abmachungen einzuhalten bzw. einhalten zu wollen. Es wird dann nicht besser, wenn wir akzeptieren, dass wir in unserem eigenen Land immer fremder werden. Der Selbstanspruch der europäischen Rechtsauffassung wäre eigentlich ein anderer.
    Was man deshalb nie aus den Augen verlieren darf: So sattelfest, wie allerortens geglaubt wird, ist Italiens Herrschaft über Südtirol gar nicht. Italiens Herrschaftsanspruch über Südtirol krankt an einem gravierenden inneren Widerspruch. Daran können auch die leidenschaftlichsten Ergiessungen z. B. eines Herrn Urzì oder auch würdevolle staatstragende Äußerungen eines Herrn Mattarella nichts ändern. Langfristig wäre die staatsseitig vertretene italienische Position gewiss nicht haltbar. Die italienischen Einigungsmythen werden wo Südtirol da mit vorkommt, zu solch inkongruenten Phantastereien, dass da schon ein Keim von Selbstzerstörung drin liegt. Man kann Vergewaltigung nicht ewig als Einigung verkaufen, ohne das ganze System zu sprengen.
    Allerdings können wir Südtiroler Italien in seinem Herrschaftswillen über Südtirol bestärken, indem wir uns kaufen lassen. Schon jetzt ist der Grad der ideellen Korruption der Südtiroler erstaunlich. Wahrscheinlich gehören wir inzwischen zu den korruptesten Provinzen Italiens. Sollten sich die Südtiroler aber doch noch rechtzeitig anders entscheiden, hätte dies durchaus Chanchen.

  3. Martin Brugger avatar
    Martin Brugger

    Die Zeit ist gekommen, um den Weg ins Verderben zu verlassen und der eingeschlagenen Südtirolpolitik der Selbstaufgabe die Stirn zu bieten und diese auf friedfertigem Weg zu kippen und zu invertieren. Dazu bedarf es, ungeachtet weltanschaulicher Unterschiede, die dies bisher verhindert haben, der Konzentration aller Kräfte die gewillt sind, dies zu erreichen.

    1. G.P. avatar
      G.P.

      Meiner Meinung nach hat sich Südtirol schon längst aufgegeben (Danke, SVP!) und der Weg ins Verderben ist vorgezeichnet.

      1. Kritischer Beobachter avatar
        Kritischer Beobachter

        Leider teile ich diese Einschätzung. Ich glaube nicht mehr an eine Kehrtwende. Schritt für Schritt wird unsere Eigenheit still und unaufhaltsam preisgegeben – bis schließlich nichts mehr davon übrig bleibt. Und auch die letzten SERIÖSEN Mahner werden verstummen – jene wenigen, so kommt mir vor, nur noch hier auf dieser Plattform zu finden sind. Vielleicht gäbe es noch Hoffnung, und manchem würde ein Licht aufgehen, wenn in den ‚gewichtigen‘ Medien täglich darüber berichtet würde. Denn an Stoff für eine tägliche Missstandsberichterstattung mangelt es wahrlich nicht

      2. Martin Brugger avatar
        Martin Brugger

        Das würde ich so nicht sagen: die so genannte “Verwaltungs-” bzw. “Verwalterpartei”, wie ich sie nenne, bestehend aus Vertretern der Wirtschaftslobbys, dominanter Medien und “Affaristi”, hält die Südtiroler Volks Partei in Geißelhaft und gar manche SVP-Funktionäre erliegen den Verlockungen von Macht, Einfluss und gut dotierten Pöstchen, die ihnen winken, wenn sie genau das tun, was die Verwaltungspartei von ihnen will.
        Aber eben nicht alle und es werden angesichts der unzähligen Vorfälle weniger! Auf diese können die Südtiroler dann auch zählen!

        Es ist dies eine Spielart von Sadomasochismus die sich uns da offenbart: da braucht es immer einen der “rupft” und einen, der “gerupft” wird, so wie bei einem ungleichen “Hahnenkampf”. Die S.V.P lässt sich halt schon seit Jahren von der “Verwalterpartei” rupfen, die jetzt von ihr verlangt, sich für einen “pugno di competenze ridicole” bedingungslos den “Fratelli d’Italia” anzubiedern und auszuliefern.

        Die Drahtzieher der Koalition haben sich bereits “verdünnisiert” oder sind dabei dies zu tun: vom “Berater” des Landeshauptmanns hört man nur mehr wenig, der Obmann einer Wirtschaftslobby versucht sich nun in “arte” Bürgermeister und ein anderer scheint vor seinem Abgang mit einem Mandat im Europaparlament zu liebäugeln. Sie entziehen sich ihrer Verantwortung und hinterlassen in Südtirol einen politischen Scherbenhaufen!

        Die “Fratelli” schicken sich derweil an, die demokratischen Einrichtungen Italiens zu untergraben. Das, was politisch in Südtirol passiert, interessiert sie nur am Rande, denn sie sind einzig bestrebt, unseren politisch “nicht gerade hellen Köpfen” das “Blaue vom Himmel” zu versprechen, um in Europa den Eindruck vermitteln zu lassen, minderheitenfreundlich zu sein, damit ihnen auch dort “Tür und Tor” in jene Einrichtungen geöffnet werden, die sie wohl dann ebenfalls gerne untergraben möchten.

        Wir Südtiroler stehen dann da, wie die “Crucchi” di “quel paese” und werweiß: sobald dann die Autonomiereform über die Bühne ist, dann ist wohl schwer zu erraten, dass die “Fratelli” ihrer hiesigen Helfer und Helfershelfer in eine “Birreria Bavarese” zu einem “Crucco” – einem Krug Bier – einladen!

  4. Martin Brugger avatar
    Martin Brugger

    Damit liegt der Ball und die Verantwortung einzig bei der S.V.P: sich diesem Szenario der Verwaltungspartei ausliefern, oder einen geordneten Rückzug veranlassen, der sie selbst wieder auf den richten Weg führt und aufblühen lässt? Das ist die Frage!

  5. Simon avatar

    Der Landtagsabgeordnete Andreas Leiter Reber (Freie Fraktion) hat genau zu diesem Thema am 3. September eine Anfrage zur aktuellen Fragestunde (Nr. 96/09/25) eingereicht. Bin gespannt, was dabei rauskommt.

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