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Die ASFiNAG beteiligt sich an der Italianisierung.
Nationale Logik

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ai

Ein Leser, Johannes Kager aus Bozen, hat uns eine Mitteilung der österreichischen Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFiNAG) weitergeleitet, die ihn kürzlich als Einschreiben erreicht hat. Wegen eines Mautvergehens soll er demnach insgesamt 120 Euro Ersatzmaut entrichten.

Besonders ärgerlich dabei: Auch hier wirkt wie so oft die sogenannte »nationalstaatliche Logik«. Das Schreiben wurde nämlich aus einem Land mit deutscher Amtssprache (Österreich) in eine Region mit deutscher Amtssprache (Südtirol) ausschließlich auf Italienisch geschickt, weil letztere zu Italien gehört. Noch nicht einmal die »Schutzmacht« Österreich — die ASFiNAG ist zu 100 Prozent öffentlich — ist willens und fähig, eine Mitteilung auch in ihrer eigenen Amtssprache nach Südtirol zu schicken.

ASFiNAG-Mitteilung – zum Vergrößern anklicken

Das Hauptproblem ist sicher, dass es dafür keinerlei rechtliche Verpflichtung gibt, da die innerstaatliche Autonomie diesbezüglich keinerlei Wirkung hat.

Minorisierung

Der Empfänger des Einschreibens, mit klar erkennbar deutschem Vor- und Nachnamen, wird sich diesbezüglich trotzdem auch bei der ASFiNAG beschweren und sie zu mehr Respekt und Sensibilität gegenüber uns Südtirolerinnen auffordern. Allerdings ist der Kampf gegen die vorherrschende nationalstaatliche Logik wie einer gegen Windmühlen.

Übrigens ist das wesentlich übersichtlicher als ähnliche Mitteilungen (z.B. Strafbescheide) in Italien gestaltete Schreiben auch in einem auffallend guten Italienisch gehalten. Italienischsprachige Südtirolerinnen werden also sogar von österreichischen Behörden mit einem Italienisch konfrontiert, das deutlich besser ist als das oft verhunzte Deutsch, das italienische und häufig auch Südtiroler Behörden deutschsprachigen Südtirolerinnen zumuten.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



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Comentârs

12 responses to “Die ASFiNAG beteiligt sich an der Italianisierung.
Nationale Logik

  1. Andreas avatar
    Andreas

    Interessanterweise gab es bezüglich dieses Gegenstandes auch eine parlamentarische Anfrage (durch FPÖ) im österreichischen Parlament ( https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVIII/J/2692).
    Die Antwort auf die Anfrage ist wirklich ein Witz. Ich denke Österreich ist sowieso mehr oder weniger nur noch eine Papierschutzmacht, im großen und ganzen muss sich Südtirol selbst weiterhelfen/verteidigen.

    1. G.P. avatar
      G.P.

      Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Zur Antwort kann man nur sagen, Thema komplett verfehlt, setzen, Note 4.

    2. Simon avatar

      Die Antwort ist tatsächlich eine Frechheit.

      Mich würde in diesem Zusammenhang auch interessieren, in welcher Sprache die Mitteilungen in plurinationale Staaten (Schweiz, Belgien, Luxemburg, Finnland…) geschickt werden.

  2. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Interessant ist auch, dass der Italienableger der deutschen Supermarktkette Lidl Personal für seine Geschäftsstellen in Südtirol ausschließlich in italienischer Sprache sucht.

    Moderationshinweis: Kommentar gekürzt. Bitte Netiquette (Regeln 2 und 11) beachten.

    1. Simon avatar

      Bzgl. Lidl sei auch auf diesen Beitrag verwiesen.

  3. Werner Pramstrahler avatar
    Werner Pramstrahler

    Die Züge der ÖBB fahren laut Durchsage auch nach Brennero/Brenner bzw. Bolzano/Bozen. Nur die wenigen Südtiroler Tfzf im Dienste der ÖBB und einige von diesen sensibilierte Kollegen sagen bewusst Brenner und Bozen.

    1. Andreas avatar
      Andreas

      Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber auch die automatisierten Ansagen am Bahnhof bevorzugen die italienische Variante: z.B. ” S3 nach Brennero Brenner fährt ein.
      In der S3 an den Bildschirmen allerdings steht dann aber “Brenner Brennero” und auch bei der Durchsage im Zug ist der deutsche Name erstgereiht. Ich kann mir vorstellen, dass die Erstreihung des Italienischen mit RFI selbst zu tun hat, die eine Bahndatenbank speisen, wo es eben nur die Bahnhöfe in der Form “Merano Meran” usw gibt und die ÖBB, DB darauf zurückgreifen.
      Interessanterweise gibt es auch dazu eine parlamentarische Anfrage (https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVIII/J/3241)

    2. Lorenz Winkler avatar
      Lorenz Winkler

      Es gibt aber auch Ausnahmen. Ich habe mich letztes Jahr bei der ÖBB über diese Durchsagenreihung beschwert. Heuer bin ich in Regionalzügen zum Brenner gefahren, wo die Reihung nun tatsächlich umgedreht wurde (DE/IT). Mich wundert aber nun, warum es mal so mal anders ist; Es dürfte doch immer dasselbe IT-System dahinter stehen?

      1. Werner Pramstrahler avatar
        Werner Pramstrahler

        Wobei, aber ich werde gezielt nachfragen, bei der elektronischen Durchsage die Folge AT / IT eingehalten wird; bei der mündlichen ist meist die Folge Exonym / Endonym üblich. Vermutung: In den internationalen Eisenbahndatenbanken sind die Namen in dieser Reihung/Schreibweise angeführt. Wenn ich z.B. im österreichischen Eisenbahnforum einen Beitrag verfasse und beispielsweise „Meran“ schreibe, wird dies automatisiert als „Merano“ wiedergegeben, weshalb ich stets Großbuchstaben einfüge, um dies zu umgehen („MerAn“).
        Aus mir nahe stehender Quelle weiß ich, dass bei der mündlichen Durchsage manche Regio-Tfzf nur das Endonym verwenden.
        Andererseits, und ich bin sehr regelmäßig in Nordtirol, wird mir immer wieder gespiegelt, ich sei „eigentlich“ Italiener und solle nicht an alten Geschichten rühren. Mein Fazit: Nordtirol genügt sich selbst, Südtirol wird keineswegs mehr als „abgetrennter“ Landesteil empfunden, Italien ist toll und cool.

    3. Simon avatar

      Hierzu auch noch zwei verwandte Beiträge: [1] [2]

    4. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Zu den ÖBB habe ich auch mehrere kuriose Erfahrungen. Am Hauptbahnhof in Wien war es unmöglich, eine Fahrkarte nach Brixen in Südtirol zu erhalten. Die freundliche Dame am Schalter erklärte mir, dass es dieses Brixen in Südtirol nicht gebe, sondern nur ein Brixen i.Th. im Bundesland Tirol. In ihrem Computer gab es nur dieses Brixen. Gleiches ist mir am Hauptbahnhof in Innsbruck passiert, wo eine junge Dame am Schalter mich unbedingt nach Brixen im Thale schicken wollte. Auf mein Beharren, unbedingt nach Brixen in Südtirol fahren zu wollen, reagierte ein älterer Kollege, der die Diskussion mitbekommen hatte und der die junge Kollegin aufklärte, dass es auch ein Brixen in Südtirol gibt. In den ÖBB-Computern ist leider nur die amtliche italienische Bezeichnung unserer Bahnhöfe enthalten, die zwar zweisprachig ist, aber mit der italienischen Bezeichnung an erster Stelle. Man muss also das Glück haben, auf einen Bahnbeamten zu treffen, der von Geschichte und Geographie eine Ahnung hat und auch die deutschen Südtiroler Ortsnamen kennt, oder man muss den italienischen Namen verwenden, um dann eine Fahrkarte zu erhalten, auf der auch der deutsche, angeblich gar nicht existierende Name enthalten ist.

    5. Werner Pramstrahler avatar
      Werner Pramstrahler

      Es ist schon viele Jahre her, in der Ära vor dem Siegeszug der Apps, da wollte ich von Ibk über Salzburg nach Celovec. Leider hat mich das ÖBB-Reisebüro auch nicht auf Anhieb verstanden.
      Umso mehr freut mich diese Initiative der ÖBB, von der ich hoffe, dass sie trotz Wechsel im Ministerium auch fortgesetzt wird.

      Werner

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