Laut dem neu veröffentlichten Sprachbarometer (ASTAT, 2025), das eine wachsende national(staatlich)e Identifikation verzeichnen lässt, ist die große Bedeutung der beiden gleichgestellten Landessprachen Deutsch (81%) und Italienisch (80%) »für ein gutes Zusammeleben« in der Wahrnehmung der Bevölkerung relativ ausgeglichen. Dies ist grundsätzlich eine positive Veränderung im Vergleich zum Sprachbarometer 2014, als Italienisch (81,8%) klar vor Standarddeutsch (72,2%) lag.
Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die veränderte Einschätzung der deutschen Sprachgruppe zurückzuführen, die der Beherrschung von Standarddeutsch heute eine größere Wichtigkeit beimisst als 2004 und 2014. Sie erfolgt jedoch (Stichwort: Standardsprachenideologie) bei einem gleichzeitigen, klaren Rückgang der Bedeutung des deutschen Dialekts. Alle anderen Gruppen — die italienische und die ladinische sowie die »Anderen« — halten nach wie vor Italienisch für die Sprache, die für ein »gutes Zusammenleben« am wichtigsten ist.
Leider lässt sich aus den verfügbaren Daten nicht eruieren, inwieweit sich diejenigen, die dem deutschen Dialekt eine große Bedeutung bescheinigen, mit denjenigen überlappen, die Standarddeutsch für »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« für das Zusammenleben halten. Eine Aussage darüber, wie viele Deutsch insgesamt (also egal ob Standard oder Dialekt) als wichtig einstufen, kann ebenfalls nicht gemacht werden; wier wissen nur, dass es mindestens 81 und maximal 100 Prozent1da 81% + 51% mehr als 100% ergibt der Befragten sind.
Anders als 2004 wurden die Antworten »ausschlaggebend«und »sehr wichtig« 2014 und 2025 nur aggregiert veröffentlicht. Folglich ist es nicht mehr möglich, die Ergebnisse nuancierter zu bewerten.
Doch wie hat sich die Einschätzung bezüglich der einzelnen Sprachen im Laufe der Jahre verändert?
Die Bedeutung der italienischen Sprache wurde stets als sehr hoch eingeschätzt, und zwar von sämtlichen Gruppen — am höchsten von der italienischen Sprachgruppe selbst, am niedrigsten von der deutschen Sprachgruppe. In allen Gruppen ist der Wert jedoch 2025 sowohl im Vergleich zu 2004 als auch im Vergleich zu 2014 etwas gesunken.
Die Einschätzung bezüglich der deutschen Standardsprache war über die Jahre etwas größeren Fluktuationen ausgesetzt. Mit Ausnahme der italienischen Sprachgruppe, in deren Augen die Bedeutung von Standarddeutsch konstant gesunken ist, ist sie nach Ansicht der anderen Gruppen seit 2014 wieder gestiegen. Die deutsche Sprachgruppe misst der deutschen Hochsprache heute eine größere Bedeutung zu als 2004 und 2014. Bei den Ladinerinnen war dieser Wert 2004 am höchsten (92,8%) — damals und nur damals sogar höher als der Wert für Italienisch (90,1%).
Regelrecht eingebrochen ist für alle Sprachgruppen die Bedeutung des deutschen Dialekts: Nur noch eine knappe Mehrheit der Gesamtbevölkerung (51%) findet heute noch, dass es für ein gutes Zusammenleben »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« sei, den hierzulande gesprochenen und für Südtirol charakteristischen Tiroler Dialekt zu beherrschen.
In Bezug auf die ladinische Sprache, die im Großteil des Landes leider keine gleichgestellte Amtssprache ist, finden heute nur noch fünf bis sechs Prozent, dass sie eine große Bedeutung habe. Selbst unter den Ladinerinnen selbst, bei denen der Wert drastisch höher liegt, kam es zwischen 2014 und 2025 zu einem auffälligen Rückgang von rund fünf Prozentpunkten. Insgesamt finden heute leider nur (über die Jahre relativ stabile) sechs Prozent der Bevölkerung, dass die älteste und kleinste Sprache »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« für das Zusammenleben sei. Der Befund mag zutreffen, dass Ladinisch diese Bedeutung außerhalb der Ladinia nicht hat, doch er offenbart eine bedauerliche Situation.
Cëla enghe: 01
- 1da 81% + 51% mehr als 100% ergibt






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