von Felix von Wohlgemuth (Grüne)
Natürlich ist es ein großes Problem, wenn in Schulklassen viele die Unterrichtssprache nicht mehr richtig verstehen… wenn es eine Fremdsprache für sie ist und die Lehrkräfte sich teilweise einer babylonischen Sprachenvielfalt gegenübersehen.
In Südtirol potenziert sich dieses Problem zudem, da eine sprachliche Minderheit darauf achten muss, dass der Unterricht in der eigenen Muttersprache qualitativ hochwertig ist und bleibt.
Die Lösung der Verantwortlichen scheint nun in Sprachtests gesucht zu werden. Wer nicht deutsch spricht, kann gerne in die italienische Schule gehen.
Abgesehen davon, dass man als Gesellschaft so Probleme nicht löst, sondern nur verlagert (ist es etwa egal, wenn in italienischen Schulklassen die Mehrheit kein Italienisch mehr spricht?), scheinen mir die politisch Verantwortlichen ein zentrales Thema vollkommen auszuklammern.
Kinder mit Migrationshintergrund, welche nicht die deutsche, sondern die italienische Schule besuchen, werden sich höchstwahrscheinlich später der italienischen Sprachgruppe zugehörig fühlen (nein, nicht erklären, denn das macht ja jeder wie er gerade will — sondern eben fühlen).
Bei der aktuellen demografischen Entwicklung ist dieses Abschieben aller »nicht-deutschsprachigen« Kinder in die italienische Schule ein höchst gefährlicher und eigentlich für eine Sprachminderheit suizidaler Akt der Realitätsverweigerung.
Wenn wir die deutschsprachige Minderheit in die Zukunft retten wollen, dann müssen wir die Sprachprobleme in der deutschen Schule lösen; wir müssen mehr Kinder dort aufnehmen und in Deutsch ausbilden! Wir dürfen diese Kinder nicht zu Problemen, sondern müssen sie zu Südtirolerinnen und Südtirolern machen. Jedes Kind mit Migrationshintergrund in einer italienischen Schule ist eine Schwächung unserer auf Sprache und Kultur aufbauenden Autonomie.
Zudem muss man sich davon verabschieden, Minderheit als biologisch »rassischen« Begriff zu definieren. Teil der Minderheit kann heute auch jemand werden, dessen Eltern nicht mal in Europa geboren wurden. Man muss nur wollen und es gedanklich zulassen.
Doch wie so oft hat man wohl Angst, hier den Menschen die offene und ungeschminkte Wahrheit zuzumuten und verschanzt sich lieber hinter überkommenen und pseudopatriotischen »Schutzaktionen«.

Scrì na resposta