Manche Geschichten, die das Leben schreibt, kann man sich gar nicht ausdenken. So wie diese.
Im fernen Jahr 2008 sorgte eine Ausstellung im damals neu eröffneten Bozner Museion für Aufsehen und große Empörung. Besser gesagt war es eines der darin gezeigten Kunstwerke, der Frosch am Kreuz (»Zuerst die Füße«) von Martin Kippenberger, der die Gemüter manch gläubiger Christen zum Kochen brachte.
Binnen weniger Wochen avancierte das arme Tier zum ultimativen Kronzeugen für die unausmerzliche Rückständigkeit unseres Landes, provinziellste Provinz unter den hinterwäldlerischen Bergprovinzen dieser Welt.
Als Sezessionist musste man sich folgerichtig anhören, dass ein Land wie dieses es natürlich nicht verdient habe, jemals in die staatliche Unabhängigkeit entlassen zu werden.
In der kosmopolitischen Metropole, Welthauptstadt der lebenswertesten Hauptstädte der Erde, Heimat von Künstlern und Museen von Weltrang, erdreistet sich mit Günther Oberhollenzer 2025 ausgerechnet ein Kurator aus dem hinterwäldlerischen Pustertal, unter dem ominösen Titel Du sollst dir ein Bild machen eine Ausstellung über »zeitgenössiche Kunst und religiöses Erleben« zu gestalten. Einschließlich Kippenbergers Frosch.
Doch obschon er — was im Museion vollständig fehlte — auf Vermittlung setzt und jedes einzelne Werk kontextualisiert, erntet die »vermeintlich blasphemische Ausstellung« einen »Shitstorm von rechten Gruppen und erzkonservativen Christen«, wie Rai Südtirol es formuliert. Sogar eine Petition wurde ins Leben gerufen, die das vorzeitige Ende der sündischen Veranstaltung fordert.
Ja sowas. Dürfen die das denn — uns einfach so eines Alleinstellungsmerkmals berauben?
So traurig, ja besorgniserregend es per se auch ist. Im Lichte der empörten Empörung über die Empörten von 2008, ist das irgendwie auch wieder ein geradezu herrlicher Zufall der Geschichte.

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