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Mehr Überwachung, noch mehr Staat.

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Überwachung.

Mit 472 Beamten je 100.000 Einwohnerinnen lag die Polizeidichte in Italien um die Jahrtausendwende sage und schreibe 40% über dem EU-Durchschnitt (337)*. Wie regelmäßig verlautbart wird, liegt dieser Wert in Südtirol noch einmal höher, weshalb in Vergangenheit auch schon mehrmals die Forderung laut wurde, die Polizeipräsenz zu reduzieren.
Wie das folgende, dem zweiten Sicherheitsbericht des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) von 2006 entnommene Schaubild zeigt, korreliert das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ohnehin kaum mit der Polizeidichte.

Polizeidichte/Kriminalitätseinschätzung.

In Italien ist die Polizeidichte im Vergleich der untersuchten Länder am höchsten; trotzdem zeigt der Wert für die Kriminalitätseinschätzung, dass sich die Bevölkerung relativ unsicher fühlt. In den skandinavischen Ländern geht eine vergleichsweise niedrige Polizeidichte mit einem hohen Sicherheitsgefühl einher, Deutschland und Österreich erreichen mit einer durchschnittlichen Polizeidichte exzellente Werte, während in Spanien mit einer hohen Polizeipräsenz auch ein sehr hohes Sicherheitsgefühl erreicht wird.

Der italienische Staat scheint in dieser Beziehung eines der ineffizientesten ‘Systeme’ zu sein. Ob dies auf schlechte Ausbildung und Ausrüstung der Polizeikräfte, auf ihren falschen Einsatz (etwa: Büro statt Straße), auf laxe Gesetze, die keine effiziente Arbeit gestatten oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist — darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Indes scheint klar, dass, wollte man das Sicherheitsgefühl der Bürger erhöhen, nicht noch mehr Beamte nötig sind, sondern andere Stellschrauben zu betätigen wären.

Einer Pressemitteilung der Südtiroler Volkspartei vom April 2013 über ein Treffen zwischen Polizeipräsident La Vigna und Senator Karl Berger (SVP) ist denn auch folgender Satz zu entnehmen:

Die Präsenz der Ordnungshüter zu erhöhen – so Berger – sei […] nicht der richtige Weg, da Südtirol ohnehin schon eine höhere Polizeipräsenz als andere Regionen Italiens habe.

Doch jetzt soll alles anders kommen: Weil im Juni die Kinder einer prominenten Bozner Familie Opfer einer Schlägerei wurden, machte der mediale Druck die Abhaltung eines Sicherheitsgipfels nötig. Neben einer Intensivierung der Präventionsarbeit wurden dort vor allem noch mehr private Überwachung durch Installation von Kameras sowie die Aufstockung der Polizei um 40 Beamte während der Sommermonate beschlossen. Angesichts der oben beschriebenen Relationen und der Tatsache, dass die Polizeidichte hierzulande schon mehr als 40% über jener im benachbarten Österreich liegt, kann man das getrost als puren Populismus bzw. Aktionismus bezeichnen. Der Staat dürfte sich hingegen freuen, dass ihn das Land jetzt sogar auffordert, seine Präsenz in Südtirol noch einmal zu erhöhen — statt umgekehrt, wie bisher.

Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02 03

*) Zweiter Sicherheitsbericht des Bundeskriminalamts, 2006.



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