LH Arno Kompatscher (SVP) war gestern in Rom bei seinem Freund Matteo Renzi (PD). Dieser machte ihm eine Reihe von Zusagen, wovon jene, Minister Graziano Delrio bleibe Ansprechpartner der Autonomien, wohl die sonderbarste ist: Delrio hatte von Anfang an versprochen, reichere Regionen wie unsere unverhältnismäßig stark zur Kasse zu bitten. Zudem hatte er sich dadurch ausgezeichnet, die Beibehaltung von Staatsflaggen an Südtiroler Schutzhütten zu fordern. Trotzdem: Sein Verbleib wurde gestern als Erfolg gefeiert.
Welchen Wert Renzis Worte tatsächlich haben, wird sich erst noch beweisen müssen. Noch vor kurzem hatte er zum Beispiel mitgeteilt, er würde einen Regierungsauftrag ohne Neuwahlen ablehnen, denn das wären »Methoden wie in Zeiten der ersten Republik«. Und jetzt kommt’s trotzdem anders.
Wie weit Wunsch und Wirklichkeit oft auseinanderklaffen, zeigte sich gestern ebenfalls: Während der Landeshauptmann noch in Rom verweilte, kündigte sein Stellvertreter, Christian Tommasini (PD), in Bozen an, das Land werde gegen das Stabilitätsgesetz seines Parteikollegen, Südtirolfreund Enrico Letta, vor dem Verfassungsgericht klagen, da es unsere Autonomie missachte.
4 replies on “Renzi, Wunsch und Wirklichkeit.”
ein paar Überlegungen:
Paul
Oder vielleicht gleich die Unabhängigkeit anstreben, zumindest ist dies weniger utopisch als die Vollautonomie, aber das scheinen die Herrschaften von der Brennerstraße noch nicht verstanden zu haben.
@Paul Köllensperger
Aufgrund der von Ihnen aufgezeigten Perspektiven in Italien und an Renzi (wo ich mit Ihrer Meinung ausnahmsweise total übereinstimme): Was würde dagegen sprechen, dass sich unser Süd-Tirol, im Sinne des BBD – Manifests vom italienischen Nationalstaat [Ich persönlich hasse Nationalstaaten, da diese in der Geschichte Europas im 20. Jhd nur Unglück gebracht haben] friedlich trennt?
Ja, das Geschwätz, im Dialekt “gelorfe”, von der Vollautonomie, ja das können wir uns sowas von sparen, sowas von Utopie, überhaupt bei “solchen Freunden”……
Lesenswerter Artikel “Warten auf den neuen Berlusconi”: http://www.heise.de/tp/blogs/8/155885
Einige Ausschnitte:
Um Italiens Linke steht es laut Autor Peter Nowak also nicht gut. Eine demokratiepolitische Bombe liegt aber im zwischen Renzi und Berlusconi ausgekungelten Vorschlag für das Wahlgesetz. Sollte dies durchgedrückt werden, bleibt in Italien demokratiepolitisch kein Stein mehr auf dem anderen und viele gesellschaftliche Gruppen werden sich außerhalb des Parlamentes wiederfinden.