Südtirol kommt aus der Defensive gar nicht mehr heraus: Erst vor wenigen Tagen stimmte die Landesregierung einem neuen Finanzabkommen mit Rom zu, das im Vergleich zum bisher gültigen — aber von staatlicher Seite systematisch missachteten — Mailänder Abkommen eine deutliche Schlechterstellung bedeutet. Am soeben vergangenen Wochenende schossen sich dann wichtige Mitglieder der regierenden Demokratischen Partei gegen die autonomen Regionen und Länder ein: Während des Parteitags in Renzis Heimatstadt Florenz war es keine geringere, als Verfassungsreformministerin (!) Maria Elena Boschi, die ein Plädoyer für die Abschaffung der Sonderautonomien hielt. In dieselbe Kerbe schlug auch der Präsident der Region Piemont, Sergio Chiamparino. Chiamparino ist gleichzeitig Präsident der Regionenkonferenz und fiel so mit seinen Aussagen einem Teil der von ihm vertretenen Gebiete in den Rücken. Noch vor wenigen Wochen war ein ähnlicher Vorstoß einer PD-Abgeordneten zum italienischen Parlament, Liliana Ventricelli, als Hirngespinst einer Hinterbänklerin abgetan worden. Wenn sich nun jedoch auch eine Ministerin des (SVP-gestützten!) Renzi-Kabinetts und der Präsident der Regionenkonferenz zu solchen Aussagen hinreißen lassen, macht dies deutlich, wie weit die Feindseligkeit gegen die Autonomien inzwischen gediehen ist. Renzi selbst hatte noch in seinem Buch »Stil Novo« und in mehreren öffentlichen Äußerungen die Abschaffung der Sonderautonomien gefordert. Es liegt auf der Hand, dass der Dauerbeschuss, unter dem wir inzwischen stehen, keine solide Grundlage ist, um die anstehenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme unseres Landes anzugehen. Von einem Ausbau der Autonomie zur sogenannten Vollautonomie ganz zu schweigen.
Der Landtagsabgeordnete Paul Köllensperger (5SB) ruft die SVP nun dazu auf, endlich die Konsequenzen aus dieser Lage zu ziehen und die Zusammenarbeit mit dem PD sowohl auf staatlicher Ebene, als auch im Lande unverzüglich einzustellen.
Politik Staat vs Land Vorzeigeautonomie Zentralismus | Finanzabkommen 2014 Mailänder Abkommen | Maria Elena Boschi | | Südtirol/o | 5SB/M5S PD&Co. SVP | Deutsch
14 replies on “Unter Dauerbeschuss.”
Langsam liebe ich den Paul
Folgendes Gedankenspiel:
Wenn eine wie auch immer geartete Unabhängikeit STs von Italien Kosten in der Höhe von 3 Mrd. € verursacht hätte, der Aufschrei würde wohl in keiner Relation zu den Reaktionen in Bezug zu den letztendlich hingenommenen Kosten für den Verbleib stehen.
Man erkennt daran wie lange bereits der Frosch im Wasserglas auf dem Herd steht.
Wir haben nichts zu befürchten, denn dies sind wahrscheinlich alle Freunde der Autonomie…
Da fällt mir der folgende Spruch ein:
Auch das auf Minderheiten spezialisierte Internetportal Nationalia/Ciemen berichtet über die fortwährenden Angriffe der italienischen Zentralregierung auf die Autonomien im Staate.
[…] Siehe auch: [1] [2] […]
[…] sondern geben auch schon mal wohlmeinende Ratschläge oder überzeugen durch Empathie. Ähm… Empathie. Dass sie dabei »vergessen«, dem Land die vertraglich zugesicherten Zuständigkeiten zu […]
[…] ← Vorherige Nächste → […]
[…] Siehe auch: [1] […]
Karl Zeller im TAZ-Interview über Ministerin Boschi:
und
Toi toi toi!
[…] Sie muss es ja wissen, hatte sie doch — wie zuvor schon der heutige Ministerpräsident Renzi — noch Ende 2014 ein Plädoyer für die Abschaffung aller Autonomien gehalten. […]
[…] Die Ministerin für Verfassungsreformen, Maria Elena Boschi (PD), hält während des Parteitags in Florenz eine flammende Rede für die Abschaffung der Sonderautonomi… […]
[…] auch: [1] [2] [3] [4] […]
[…] Noch vor rund drei Jahren hielt Boschi (als Ministerin!) in Florenz ein leidenschaftliches Plädoyer für die Abschaffung der Autonomien. Dass sie nun von der SVP den Südtirolerinnen vorgesetzt wird, ist an Dreistigkeit und Selbstverleugnung wohl kaum noch zu überbieten. […]