Die landeseigene Südtirol Marketing Gesellschaft, die immer wieder durch ihren unsensiblen Umgang mit der heimischen Realität (01
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) auffällt, wirbt auf ihrem offiziellen Instagram-Profil seit mehreren Wochen mit einem Bild des faschistischen Siegesdenkmals in Bozen.
Ein Hinweis auf die Geschichte des mit Liktorenbündeln und Mussolini-Häuptern »geschmückten« Bauwerks fehlt ebenso, wie eine Erwähnung des Dokumentationszentrums im Keller desselben.
Stattdessen ist im Bildkommentar ganz neutral von »einem Monument mit Geschichte und Vergangenheit« und von »einem Tor zu einem weniger touristischen Teil der Südtiroler Landeshauptstadt« die Rede. Die fotografische Inszenierung mit dem Sonnenuntergang rundet das Bild einer völlig normalen, ja glanzvollen Sehenswürdigkeit ab.
Bislang haben den Beitrag immerhin 333 Nutzerinnen mit »gefällt mir« markiert.
Wenn es auf die touristische Vermarktung ankommt, scheint die SMG im wahrsten Sinne über Leichen zu gehen. Wenigstens machen mehrere Kommentatoren dem Vermarktungswahn einen Strich durch die Rechnung; im zweiten Beitrag auf dem hier wiedergegebenen Bildausschnitt fordert ein Kommentator gar den Abbruch des neuen SMG-»Werbeträgers«.
Nachtrag: Wie eigentlich allen klar sein sollte, die den obigen Artikel gelesen haben, geht es mir nicht darum, dass die SMG das Siegesdenkmal (oder sonstige unangenehme Kapitel der Südtiroler Geschichte) nicht zeigen bzw. thematisieren soll. Eher im Gegenteil: Unsere Touristikerinnen trauen den Gästen meist sowieso viel zu wenig zu, was die Realität dieses Landes betrifft. Mit reiner Postkartenidylle schafft man das aber nicht — es hätte wenigstens ein Hinweis in den Bilduntertitel gehört, wie er jetzt ja übrigens nachträglich auch von der SMG eingefügt wurde. Wenn der Social-Media-Manager bei der SMG, Florian Castlunger, im Stol-Interview nahelegt, dass derartige Vertiefungen bei Instagram eigentlich unüblich seien, dann muss man sich halt überlegen, ob Instagram der geeignete Kanal für ein derart komplexes Thema ist.
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