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Postcolonial Italy – Mapping Colonial Heritage.

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Die Forscherinnen Markus Wurzer (Universität Graz) und Daphné Budasz (European University Institute) haben es sich mit weiteren Mitwirkenden zur Aufgabe gemacht, Spuren der »verschwiegenen Kolonialgeschichte Italiens« im öffentlichen Raum aufzuspüren und in einem sogenannten Digital-Public-History-Projekt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Unter den vier bislang unter die Lupe genommenen Städten befindet sich auch die Südtiroler Landeshauptstadt, in der — nach Florenz, aber vor Rom und Venedig — die zweitgrößte Anzahl an Spuren gefunden und in eine interaktive Karte eingezeichnet wurde:

Ausschnitt aus Postcolonial Italy – Mapping Colonial Heritage

Darunter befinden sich acht Straßen- und Plätzenamen, fünf Denkmäler (einschließlich eines Exkurses zum Alpinidenkmal in Bruneck) und eine Institution:

  • Die erst 1953 und auf Vorschlag des neofaschistischen MSI so getaufte Amba-Alagi-Straße, die an den Verlust des Kolonialimperiums erinnern (und vor dem möglichen Verlust Südtirols) warnen sollte.
  • Die Antonio-Locatelli-Straße, die 1936 nach dem Piloten und »glühenden Faschisten« benannt, nach dem Krieg in Giuseppe-Craffonara-Straße umbenannt und 1949 wieder in Antonio-Locatelli-Straße rückbenannt wurde. Locatelli war als Freiwilliger im Abessinienkrieg gewesen.
  • Die Drususstraße und die Drususbrücke, deren Namen (nach dem angeblichen Romanisierer germanischer Gebiete) die kolonialistische und expansionistische Ideologie vorwegnahmen, die später auch in Libyen und Eritrea zum Zuge kam. Stellvertretend für andere imperialistische Bezeichnungen wie Julius-Cäsar-Straße, Hadriansplatz und Claudia-Augusta-Straße.
  • Die ursprünglich 1936 eingeführte via Duca D’Aosta (nach dem »Kriegshelden« und »letzten Verteidiger« des Kolonialreichs Amedeo di Savoia-Aosta), 1946 in Spitalgasse umbenannt, 1953 auf Druck von Veteranenorganisationen als Bezeichnung einer anderen Straße, der heutigen Duca-D’Aosta-Allee, wiedereingeführt.
  • Die Padre-Reginaldo-Giuliani-Straße, wie die Locatellistraße nach einem »Märtyrer« des Abessinienkrieges benannt, 1946 in Andreas-Hofer-Straße um- und 1949 in Giulianistraße rückbenannt.
  • Die Rhodosstraße, die an die Eroberung der Dodekanesinseln erinnert, die von 1912 bis 1943 zum italienischen Kolonialreich gehörten.
  • Die 1936 so benannte Tripolisstraße, deren Name 1949 auf Vorschlag eines sozialistischen Gemeinderatsmitglieds bestätigt wurde, weil sie auf den ersten Italienisch-Türkischen Krieg und nicht auf den Faschismus Bezug nehme. Bei dieser Entscheidung seien jedoch die faschistischen Kriegsverbrechen in Libyen unberücksicht geblieben.
  • Der Mazziniplatz zu Ehren des italienischen Risorgimento und somit eines vereinigten italienischen Nationalstaats. Der Platz wurde 1939 in Piazza dell’Impero und 1946 in Mazziniplatz umbenannt.
  • Das Alpinidenkmal in Bruneck.
  • Die Siegessäule am gleichnamigen Platz (hinter dem gleichnamigen Denkmal).
  • Ein Flachrelief am Siegesplatz, das unter anderem die Befreiung versklavter Völker als ein »Geschenk« der faschistischen »Zivilisation« am Höhepunkt des faschistischen Expansionismus darstellt.
  • Die Flachreliefs und Inschriften (Verse von Virgil und Horaz) an den ehemaligen INA- und INFPS-Gebäuden am Siegesplatz.
  • Das Piffraderrelief am Gerichtsplatz.

Und schließlich die Otto-Huber-Kaserne, die nach einem faschistischen »Kriegshelden« aus Südtirol benannt ist und auf die der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) 1956 einen Bombenanschlag verübt hat. Huber ist auch in Meran eine Straße gewidmet. Einer ähnlichen Logik der Ehrung einheimischer Faschisten folgt die Benennung der Wackernellkaserne in Mals, die noch heute unter diesem Namen (teilweise) als Carabinieri-Kaserne dient.

Alle Südtirol betreffenden Texte und Bilder auf dem Portal stammen vom Schweizer Historiker Sebastian De Pretto (Universität Luzern).

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