Vor rund einem Monat war — nicht ohne Startschwierigkeiten — die Regierungswebseite online gegangen, über die man den sogenannten Kulturbonus beantragen kann. Wie bereits festgestellt, ist dort von Mehrsprachigkeit keine Spur, obschon Italien laut eigener Verfassung (Art. 6) eigentlich die Minderheiten schützt.
In der Folge habe ich mich auch an das Regierungskommissariat in Bozen gewandt, welches ja den Auftrag hätte, über die Einhaltung der Zweisprachigkeitspflicht zu achten. Dort sieht man jedoch keinen Handlungsbedarf, da die Webseiten www.18app.italia.it und www.spid.gov.it
von den Internetportalen gesamtstaatlicher Institutionen [abhängen], von denen sie auch verwaltet werden, nämlich das Ministerratspräsidium und die Agentur für das digitale Italien (Agenzia per l’Italia digitale).
— aus der Antwort des Regierungskommissariats
Diese Begründung und diese restriktive Auslegung bedeuten freilich, dass die Zweisprachigkeitspflicht mit fortschreitender Digitalisierung der Behörden drastisch abnehmen wird, womit die Südtirolerinnen eines ihrer grundlegendsten Minderheitenschutzrechte verlustig gehen. Analoge öffentliche Dienstleistungen benötig(t)en zumeist eine Anlaufstelle im Lande, die somit der Pflicht unterliegt bzw. unterlag, die Muttersprache der Bürgerinnen zu gebrauchen. In Hinkunft wird dies immer weniger der Fall sein.
Siehe auch: ① ② ③ ④ ⑤ ⑥ ⑦ ⑧ ⑨ ⑩ ⑪ ⑫
Discriminaziun Grundrechte Minderheitenschutz Plurilinguismo Recht Service Public Sprachpfusch Vorzeigeautonomie | Bilinguismo negato Italianizzazione Zitać | | | Südtirol/o | Regierungskommissariat | Deutsch
10 replies on “Digitalisierung killt Zweisprachigkeit.”
[…] für Zweisprachigkeit zuständige Regierungskommissariat hätte vermutlich gesagt, dass das Referendum von Rom aus verwaltet wird und die Fragestellung folglich gar nicht übersetzt […]
[…] auch: [1] [2] [3] [4] [5] [6] […]
[…] auch: [1] [2] [3] [4] [5] […]
[…] auch: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] […]
[…] Siehe auch: [1] [2] [3] [4] […]
[…] Hemdsärmeligkeit, geringer Präzision und wenig Rücksicht für die in Bezug auf ihre Sprachrechte ohnehin nicht verwöhnten Südtirolerinnen und Südtiroler gesprochen […]
[…] Zum Vergleich: Hierzulande erliegt der Zentralstaat seinem »nationalen« Reflex und nimmt die zunehmende Digitalisierung zum Anlass, trotz Südtirolautonomie die Mehrsprachigkeit auszuhebeln. […]
[…] auch: [1] [2] [3] [4] [5] [6] […]
[…] Andernfalls würden immer mehr autonome Befugnisse nach Rom abwandern — und das wirkt sich dann auch auf die Zweisprachigkeit […]
[…] Zentralisierungs- und Vereinheitlichungswahn immer tiefer in die Defensive. Das hat mitunter sehr konkrete negative Auswirkungen auf die Zwei- und […]