Am Freitag, den 21. April organisierten die örtliche Schützenkompanie und der Südtiroler Schützenbund in Leifers eine Podiumsdiskussion zum Thema »Italianisierung in unseren Schulen« und stellten ihn unter den — mit Verlaub — bescheuerten und beleidigenden Titel »Pizza im Kopf«.
Was soll eine etwaige Italianisierung mit einem italienischen Gericht zu tun haben, das weltweit (und auch in Südtirol) zu den beliebtesten gehört?
Der Kampf um die deutsche Schule in Südtirol hat jahrzehntelang gedauert. Heute hat Südtirol ein gut funktionierendes deutsches Schulsystem, das der wesentliche Pfeiler des Minderheitenschutzes ist. Doch neuerdings wird mit Experimenten wie “Immersion”, “CLIL” und “Mehrsprachigkeit” an unserem bewährten deutschen Schulsystem gesägt. Zwangsverpflichtungen von deutschen Schülern zur Teilnahme an nationalistischen italienischen Feierlichkeiten, wie unlängst in Leifers, tun ein Übriges.
Soll aus unserer deutschen Schule eine italienische Schule mit (teilweise) deutscher Unterrichtssprache werden? Sollen unsere Kinder zu “deutschsprachigen Italienern” erzogen werden?
— Veranstaltungsankündigung
Die Mehrsprachigkeit ist für das öffentliche Schulsystem in einem mehrsprachigen Land ein wichtiges Ziel, das man wohl kaum als »Experiment« bezeichnen kann. Es darf und muss eine vorurteilsfreie Diskussion über die Methoden der Sprachvermittlung und die damit verbundenen Risiken geben — die speziell für eine Minderheitensprache im Nationalstaat bestehen. Wir haben das stets betont.
Dies darf aber kein Vorwand sein, um auch nur implizit die Verständigung zwischen den Sprachgruppen zu unterminieren, plumpen Antiitalianismus zu betreiben oder einen Rückzug in die Einsprachigkeit zu propagieren.
Die erfolgreiche »deutsche Schule« ist schon heute fortschrittlich, offen und inklusiv — und das sollte sie auch bleiben. »Völkische« Experimente kann sich Südtirol nicht leisten.
12 replies on “Nix im Schädel?”
Beleidigung ist das keine, denn mit Pizza bringt wohl nicht einmal der größte Italienhasser etwas Schlechtes in Verbindung. Es sei denn, es ist eine amerikanische☺
Speck schmeckt auch vielen Menschen… wenn dir aber jemand sagt, du hättest Speck im Kopf, ist das aber wahrscheinlich trotzdem nicht nett gemeint.
Da muss ich wohl eher lachen.
Wie sind kein mehrsprachiges Land, und es gibt auch keinen Grund weshalb wir eines werden sollten.
In Zahlreichen Einsprachigen Länder wie etwa auch Nordtirol, sind die Menschen dennoch in der Lage sich mit Menschen aus anderen Ländern zu unterhalten… Wie denn nur…
Südtirol ist kein mehrsprachiges Land? Tell me more…
1910 waren 90% der Südtiroler deutscher Muttersprache; geografisch isolierte 3,8% ladinisch.
Damit ist das Land einsprachig.
Willkommen im 21. Jahrhundert.
Nur weil in manchen deutschen/französischen/englischen Städten Personen in erheblichen Ausmass zugewandert sind werden sie auch nicht magisch Mehrsprachig.
Doch, werden sie. Nein, nicht magisch.
Und hierzulande ist Italienisch darüberhinaus seit fast 100 Jahren Amtssprache.
Der Abend war getragen von gegenseitigem Respekt in der Diskussion, jeder konne seine Ansichten darlegen und ich bin sicher, dass die allermeisten Besucher dies ebenso empfunden haben. Die Vortragsankündigung war gewagt, aber das haben Überschriften, die Aufmerksamkeit erregen sollen, nun so mal an sich.
Schützen – das traue ich mich mal so plakativ zu sagen – sind ebenso für Mehrsprachigkeit, es stört die meisten von ihnen nur, wenn es beim Sprachunterrricht mehr um Weltanschauung und die Vermittlung eines Wertekanons geht, als um das möglichst gute und schnelle Lernen.
Simon hat sich offenbar geärgert, das lese ich zumindest aus diesem Beitrag heraus. Das geht für mich in Ordnung.
Mir gefallen die ansonsten wohl überlegten und wunderbar sachlichen Artikel auf BBD allerdings besser.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Brigitte Foppa, die bei dieser Diskussion dabei war (offensichtlich lag den Schützen etwas daran, mehrere Meinungen zu Wort kommen zu lassen), auf Facebook groß verkündet hat, dass sie gegen “Knödel im Kopf” ist.
Zwar nicht schön, aber das war (wie auch der Titel des obigen Beitrags) eine Reaktion auf den belämmerten Titel der Veranstaltung. Übrigens: Der Arbeitstitel meines Artikels bis kurz vor seiner Veröffentlichung lautete »Sch… im Kopf« (der Vollständigkeit halber).