In letzter Zeit beschäftigt sich Markus Lobis eigenen Angaben zufolge intensiv mit der Operationszone Alpenvorland, in deren Rahmen es in Südtirol zu Verfolgung und Deportation jüdischer Mitbürgerinnen gekommen ist.
Dabei weist er unter anderem darauf hin, dass in Meran bei der Konzeption und Verlegung der sogenannten Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig eine »historische Unkorrektheit« begangen worden sei, die die darauf angeführten Menschen doppelt zu Opfern mache. Bei der Vorbereitung der Verlegung hätten die Initiatorinnen in fast allen Fällen die von Amts wegen italianisierten Vornamen der Meraner Jüdinnen aufgeschrieben worden, die dann auch so auf den Stolpersteinen aufscheinen.
Wie vielen anderen Südtirolerinnen seien diese Namen auch ihnen
vom rassistischen und totalitären faschistischen Regime aufgezwungen [worden], das die Listen mit den in Meran lebenden Jüdinnen und Juden akribisch genau führte und somit auch die Vorarbeit für das SOD-Kommando leistete, das die Deportationsaktion am 15./16. September 1943 durchführte.
In einer begleitenden Publikation von 2013 seien bei der Wiedergabe der Opferbiographien sogar die Namen ihrer Vorfahren italianisiert, von denen die meisten vermutlich nicht in der Zeit des Faschismus in Italien gelebt haben. Lediglich auf der Webseite des Projekts — deren Internetadresse übrigens den von den Faschistinnen aufgezwungenen Stadtnamen führt — scheinen laut Markus Lobis die richtigen Namen der Meraner Opfer auf.
Seinem Aufruf, die historische (Ver-)Fälschung zu beseitigen, kann ich mich nur anschließen. Schließlich ist ein Hauptsinn des Stolpersteinprojekts der, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Dies mit Namen zu tun, die ihnen von ihren Peinigerinnen (bzw. deren Verbündeten) aufgezwungen worden waren, ist völlig absurd und liefert sie ihnen auch noch im Gedenken aus.
Nachtrag vom 3. Februar 2022: Wir haben einen Hinweis auf die Webseite der Jüdischen Gemeinschaft von Meran bekommen, wo die einzelnen Stolpersteine beschrieben werden. Zwischen dem was auf den Messingplatten und in der Erläuterung auf der Webseite steht, gibt es dabei mitunter große Unterschiede. Nicht nur die Namen unterscheiden sich, sondern teils auch die Angaben zu Datum, Ort und Umständen von Deportation und Ermordung.
5 replies on “Verfälschte Stolpersteine.
Meran”
Ob im faschistischen Italien oder im nationalsozialistischen Deutschland, man manipulierte und stahl ihre Namen — bis sie am Ende eine Nummer waren. Gerade vom demokratischen Italien/Südtirol hätte man sich in all den Jahren Protest und Aufschrei erwarten können. Wieso sollte für jüdische Menschen hierzulande etwa nicht das Recht des Gruber-De-Gasperi-Abkommens auf den eigenen Namen gelten?
Man stelle sich vor: In der BRD oder Österreich hätte man Stolpersteine nur mit den amtlich auferlegten Namenszusätzen “Israel” bzw. “Sarah” verlegt.
Die Links zu den Stolpersteinen auf Deutsch führen zum Fehler 404; Page not found
Auf der Webseite des Projekts ist das. Ja, das stimmt leider. Zudem ist mir aufgefallen, dass dort sogar der Name des Künstlers falsch geschrieben wurde (Deming statt Demnig).
Che commento intelligente. A critare naturalmente sono tutti bravi. Ma avete letto quello che c’è scritto?Quando abbiamo posato le pietre voi dove eravate? La pagina é li dal 2012. Vi accorgete che esiste dopo 10 anni, e vi attaccate ad un errore di ortografia. Vergognatevi. E se usate la parola fascista in relazione al mio sito, allora vuol dire che non avete capito nulla.
Non penso che solo chi ha partecipato in prima persona a un progetto sia legittimato a esprimere un pensiero critico. Aver portato il progetto di Gunter Demnig qui da noi è certamente una grandissima e bellissima cosa, ma mi pare abbastanza evidente che alcune cose non siano andate per il verso giusto. Sono forse dettagli, ma specialmente in un contesto come questo credo che siano di fondamentale importanza.