Christian Bianchi und Hubert Messner stellen den Landtag als Debattierclub hin. Was soll das?
von Christian Pfeifer, Chefredakteur der SWZ
Christian Bianchi und Hubert Messner wollen in die Landesregierung. Das ist ihr gutes Recht. Wie sie das aber kommunizieren, ist respektlos gegenüber ihrer Wählerschaft sowie dem Landtag, immerhin Südtirols Landesparlament.
Bis auf Gegenbeweis wird für den Landtag kandidiert, nicht für die Landesregierung.
Zuerst Christian Bianchi: Er spielt laut eigenen Aussagen mit dem Gedanken, das soeben erlangte Landtagsmandat zurückzulegen und Leiferer Bürgermeister zu bleiben, falls er nicht Landesrat wird. Dann hätte er sich die Kandidatur frisch sparen können, denn bis auf Gegenbeweis wird für den Landtag kandidiert, nicht für die Landesregierung. Danach Hubert Messner: In einem Rai-Interview lässt er wissen, dass er nicht weiß, »ob ich im Landtag nur als normaler Abgeordneter meine Zeit absitzen will«, falls er nicht Gesundheitslandesrat wird. Absitzen! Als sei das Landesparlament ein Debattierclub, in dem die Abgeordneten, die es nicht in die Regierung schaffen, die fünfjährige Amtsperiode nur absitzen und dafür monatlich 10.000 Euro brutto einstecken. Da klingt es eigenartig, wenn Messner noch am selben Tag gegenseitigen Respekt im Landtagsalltag einfordert. Die politische Unerfahrenheit hat Messner einen Streich gespielt. Er hätte sich die arrogante Aussage verkneifen können, weil die SVP bei der Bildung der Landesregierung ohnehin nicht an ihm vorbeikommt.
Der Gestaltungsdrang von Bianchi und Messner in Ehren, aber allein der Gedanke, das Mandat eventuell zurückzulegen, ist eine Verschaukelung des Wahlvolkes.
Erschienen in SWZ 44/23. Wiedergabe dank freundlicher Genehmigung des Autors.
Siehe auch: 01
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