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Wirr for Palestine.
Eine Widerrede

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ai

Heute ist im Blog der Antifa Meran unter dem Titel Queers for Palestine! ein anonymer Gastbeitrag erschienen, der angeblich eine Reaktion auf meinen Artikel Pride – vom Fluss bis zum Meer? ist. Allerdings handelt es sich dabei leider um eine Stellungnahme, die sehr wortreich voll und ganz am Thema vorbei geht.

Ob nämlich Israelkritik grundsätzlich Antisemitismus ist (ich glaube nicht), ob das was Israel derzeit in Gaza macht, ein Genozid ist, dass die Palästina-Solidaritätsbewegung kriminalisiert wird, welches Unrecht Israel auch in der Vergangenheit begangen hat und vieles mehr ändert nichts (aber wirklich gar nichts) daran, dass der Slogan From the river to the sea sehr wohl antisemitisch ist, weil damit — im Hamas’schen Sinne — die Auslöschung Israels gefordert wird.

Hiermit wäre die Stellungnahme im Antifa-Blog schon hinreichend beantwortet.

Ich möchte aber trotzdem noch ein paar Auszüge aus Queers for Palestine! kommentieren, weil sich daran konkreter einige Fehlschlüsse aufzeigen lassen:

Constantini kritisiert die Fahne „No Pride in Genocide“. Dass Israel in Gaza einen Genozid verübt, darin sind sich mittlerweile etliche Völkerrechtler:innen, Genozidforscher:innen und UN-Expert:innen einig.

– Antifa-Gastbeitrag

Nein, ich habe das Banner und den Spruch gar nicht kritisiert, wie in meinem Beitrag leicht überprüfbar ist. Vielmehr habe ich das Banner erwähnt, weil neben ihm eine Person gelaufen ist, die fortwährend den antisemitischen Spruch skandiert hat.

Den Slogan „From The River to the Sea“ als antisemitischen Vernichtungswillen zu interpretieren, scheint besonders grotesk in einer Phase, in der der Besatzungsstaat Israel keinen Hehl daraus macht, palästinensiches Leben und Land vom Jordan bis zum Schwarzen Meer (sic) zu vernichten und ein Groß-Israel zu errichten.

– Antifa-Gastbeitrag

Ich weiß jetzt zwar nicht, was das Schwarze Meer damit zu tun hat, doch der Spruch hat eine Bedeutung völlig unabhängig davon, was Israel tut und was man natürlich (wie ich bereits in Pride – vom Fluss bis zum Meer? geschrieben habe) aufs Schärfste kritisieren soll und darf.

Und wer wie in dem Artikel argumentiert, Israel wäre die einzige Demokratie im Mittleren Osten (sic), in der queere Menschen sicher sind, will die historischen Realitäten nicht sehen: Siedlerkolonialismus, Apartheid, Genozid.

– Antifa-Gastbeitrag

Auch hier: Das eine schließt das andere nicht aus. Mit den historischen Realitäten haben wir uns hier auf — dank Harald Knoflach — sogar sehr intensiv beschäftigt, ohne aber in das vorherrschende Schwarzweißdenken zu verfallen. Denn der Nahostkonflikt ist kein Fußballspiel.

Realitätsfremdes Schwarzweißdenken ist allerdings all denen vorzuwerfen, die zwar die israelischen, aber nicht die palästinensischen Verbrechen sehen und benennen. So steht etwa im Beitrag Queers for Palestine! kein Wort über den Terrorakt vom 7. Oktober 2023, die Tatsache, dass die Hamas bis heute zahlreiche israelische Geiseln gefangen hält und dass sie (eben unter dem Slogan From the river to the sea!) offen die Vernichtung Israels und der Jüdinnen verfolgt.

Sich bei der Pride in Bozen einen Satz rauszupicken und darin Generalverdacht zu schöpfen, ohne genauere Infos zu den Gruppen dahinter, deren Politik, deren Inhalte und Aktionen zeigt: Es ist eben die genau selbe Staatsräson, die im Westen genutzt wird, um die eigene Macht aufrecht zu erhalten.

– Antifa-Gastbeitrag

Wenn bei einer Demo der Spruch Arbeit macht frei! oder meinetwegen Ausländer raus! skandiert wird, darf man sich diese meiner Meinung nach sehr wohl herauspicken, ohne zuerst genauere Infos über die Gruppen einzuholen, die dahinter stecken. Wennschon ist es deren Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ihre Parolen nicht »missverstanden« werden können.

Genauso verhält es sich mit From the river to the sea. Doch wie auch die ausführlichen Ausflüchte im Antifa-Blog zeigen, gab es da ohnehin wenig misszuverstehen.


Nachtrag vom 12. Juli 2025:

  • im Antifa-Blog wurde der Fehler mit dem Schwarzen Meer inzwischen korrigiert;
  • die Antifa hat den Gastbeitrag nicht nur in ihrem Blog, sondern auch auf Facebook und auf Mastodon geteilt.

Cëla enghe: 01 || 01



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Comentârs

One response to “Wirr for Palestine.
Eine Widerrede

  1. Wolfgang Mayr avatar
    Wolfgang Mayr

    Am Slogan “from the river to the sea” ist nicht viel herumzuinterpretieren, er ist antisemitisch. Die Islamo-Faschisten von der Hamas sind es auch.

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