„Israel ist der Jude unter den Staaten“ ist ein Zitat Léon Poliakovs, das die zwanghafte Beschäftigung mit dem im Vergleich kleinen jüdischen Staat meint. Im Kalten Krieg hat die Wendung an Bedeutung gewonnen, als die Sowjetunion zusammen mit der PLO und der globalen Linken Israel gezielt zum kolonialen Außenposten des Westens stilisiert hat, um es ideell aus der Weltgemeinschaft der Staaten auszusondern.
Von Boykottaufrufen oder wöchentlichen Demonstrationen (wie jene der Pro-Palästina-Aktivisten in Bozen) etwa gegen Saudi-Arabien, Russland oder China, mit denen Rothoblaas und zahlreiche andere Südtiroler Firmen Handel treiben, hört man indes nichts. Und dies trotz krasser Menschenrechtsverletzungen gegenüber Minderheiten, politisch Andersdenkenden und Frauen.
Wie schafft man es, nicht selbst in antisemitische Denkkonzepte zu verfallen, die, wollte man dem Historiker David Nirenberg Glauben schenken, grundlegend sind für die westliche Ideenwelt. Unterbewusst reproduzieren wir wirkmächtige judenfeindliche Bilder, die so alt sind wie das Christentum oder der Islam.
Auszüge aus Gerücht über die Juden – Südtiroler Antisemitismus in Zeiten des Gaza-Krieges, einem Gastbeitrag von Josef Prackwieser in der dieswöchigen ff (Nr. 30/2025). Darin erwähnt er auch die Salto-Karikatur von Benno Simma und Haralds Artikel darüber auf .
Prackwieser ist Vorsitzender der Michael-Gaismair-Gesellschaft, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Autonomiezentrum der Eurac und Kurator im Gründungsteam des NS-Dokumentationszentrums München.
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