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Bildung zum Discountpreis?
Gastkommentar im Brixner

Autor:a

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Ich hatte die Möglichkeit in der Monatszeitschrift “Brixner” einen Gastkommentar zur Diskussion um die Lehrerinnenbesoldung zu verfassen, den ich hier vollinhaltlich wiedergebe:

Bildung zum Discountpreis?

Der US-amerikanische Pädagoge und ehemalige Präsident der Harvard Universität, Derek Bok, soll den Satz geprägt haben: „If you think education is expensive, try ignorance!“ Und vordergründig scheint es in der seit Monaten hochkochenden Debatte um die Entlohnung der Südtiroler Lehrerschaft, die in der Drohung, im anstehenden Schuljahr unterrichtsbegleitende Aktivitäten auszusetzen, gipfelte, tatsächlich nur um das liebe Geld zu gehen. Die Menschen im Land sind indes hin- und hergerissen zwischen „Bildung muss uns etwas wert sein, denn sie ist unsere Fahrkarte in die Zukunft!“ und „Was erlauben sich die Lehrer, den Konflikt auf dem Rücken der Kinder auszutragen?“ Schneller, als man Bildungsmisere sagen kann, waren auch zahlreiche Kritiker und Kommentatoren auf den Plan gerufen, die für die komplexe Causa Lehrerinnenbesoldung oft einfach gestrickte, plakative – um nicht zu sagen vorurteilsbehaftete – Einwände parat hatten, die sich aber meist ebenso einfach relativieren, ja sogar entkräften lassen.

Eines noch vorweg: Wir haben in Südtirols Bildungswesen – auch im internationalen Vergleich – (noch) keinen akuten Bildungsnotstand. Vieles funktioniert – vor allem dank idealistischer und kompetenter Beschäftigter sowie einer weitgehend intakten, zeitgemäßen Infrastruktur – ziemlich gut. Doch jetzt kommt das große ABER. Wir haben definitiv ein Problem, das sich – wenn nicht umgehend gegengesteuert wird – zu einer veritablen Krise und damit tausendfach verspielten Zukunftschancen auswachsen kann.

Zurück zu den Einwänden:

  • Die Lehrerschaft trägt keinen Gehaltsstreit auf dem Rücken der Schüler aus – ungeachtet dessen, dass ein großer Teil ja selbst Kinder hat und wohl kaum gegen deren Interessen agieren würde. Sie wählt vielmehr das kleinere Übel, um eine Änderung zu erreichen. Dieses geringere Übel ist, mit dem Verzicht auf – wohlgemerkt nicht verpflichtende – Aktivitäten außerhalb der Schule, so viel Druck aufzubauen, dass die Politik endlich die Dringlichkeit erkennt. Das größere Übel wäre nämlich, voller Idealismus und Naivität weiterzumachen wie bisher, um in ein paar Jahren vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Dann sind es aber nicht mehr bloß ein paar Exkursionen, die ausfallen.
  • Südtirols Lehrerschaft verdient mehr als jene im restlichen Italien. Das ist korrekt, doch gibt es auch hier ein aber: Zum einen liegt Südtirol, was das Lohnniveau anbelangt, im italienischen Spitzenfeld und hat mit die höchsten Lebenshaltungskosten und zum anderen ist die Landeszulage an Mehrarbeit gekoppelt. In Südtirol beinhaltet ein voller Lehrauftrag an Mittel- und Oberschulen 20 Unterrichtsstunden pro Woche, im restlichen Italien hingegen nur 18. Vor allem im Vergleich zu anderen Akademikern sowie zu Berufskollegen im benachbarten Bundesland Tirol – von der Schweiz ganz zu schweigen – ist Südtirols Lehrerschaft definitiv unterbezahlt. Und so verwundert es auch nicht, dass Südtirol zunehmend (junge) Lehrkräfte an diese Länder verliert.
  • Das gängigste Argument, das gegen die Beschäftigten im Bildungsbereich und eine Aufbesserung ihrer Entlohnung vorgebracht wird, ist aber jenes der vermeintlich geringen Arbeitszeit. Eine Antwort auf die Frage, warum es dann so schwierig ist, neues, qualifiziertes pädagogisches Personal zu finden, wenn die Arbeitsbedingungen so paradiesisch sind, erhält man weit weniger oft. Eine amtliche Untersuchung darüber, wie viel Südtirols Lehrpersonen tatsächlich arbeiten, hat zuletzt der damalige Bildungslandesrat Otto Saurer 2006 in Auftrag gegeben. Ergebnis der Studie: Mit einer Jahresarbeitszeit bei Vollauftrag von durchschnittlich rund 1.650 Stunden (nur etwas mehr als ein Drittel davon entfällt auf den tatsächlichen Unterricht in den Klassen) entspricht das Pensum des Lehrpersonals in etwa jenem anderer öffentlich Bediensteter. Die Arbeitsbelastung dürfte seitdem gewiss nicht geringer geworden sein, da die Heterogenität in den Klassen, und damit auch die pädagogischen Herausforderungen, zugenommen haben.

Generell ist das Thema Lehrerarbeitszeit komplex und auch die immer wieder ins Treffen geführten reinen Zahlenvergleiche sind selten zielführend. Beispielsweise umfasst ein Vollauftrag in Österreich oder Deutschland in der Regel mehr Stunden als in Südtirol. Gleichzeitig gibt es in diesen und anderen Ländern Stundenabschläge für Fächer mit vermehrtem Vorbereitungs- und Korrekturaufwand, was in Südtirol nicht der Fall ist. Zudem wird argumentiert, dass der Schulkalender in besagten Ländern länger sei. Dabei übersieht man gerne, dass dort die Abschlussprüfungen während der Schulzeit (Ende Mai/Anfang Juni) abgehalten werden, während sie in Südtirol nach dem regulären Schulschluss stattfinden, sich meist bis Anfang Juli hineinziehen und die Lehrkräfte bis dahin im Einsatz sind.

Der gewichtigste Unterschied ist jedoch, dass es in Italien ein inklusives Schulmodell gibt, während in Deutschland und Österreich nach wie vor auch Sonderschulen betrieben werden. In inklusiven Klassen mit hoher Heterogenität der Lernenden und entsprechendem Förder- und Differenzierungsbedarf ist der Vor- und Nachbereitungsaufwand für die Lehrenden um ein Vielfaches höher als in homogeneren Klassen. Das erklärt auch, warum Betreuungsschlüssel und Klassenschülerzahl in Südtirol niedriger sind.

Penibles Stundenzählen oder gar fixe Anwesenheitszeiten mit Stechuhr sind im Bildungssektor generell nicht sinnvoll, weil es sich beim Lehrberuf um eine Projekttätigkeit mit festgelegten Zielen handelt. Wie viele Stunden zur Erreichung dieser Ziele notwendig sind, hängt von mannigfaltigen Faktoren ab, ist entsprechend schwankend und nicht standardisierbar. Aktualitätsbezug und Vor- bzw. Nachbereitungsaufwand des Faches, Klassengröße, Unterstützungsbedarf sowie Leistungsfähigkeit, Disziplin und sozialer Hintergrund der Schülerschaft (Stichwort: Brennpunktschulen) spielen eine Rolle. In keinem Jahr investiert eine Lehrperson daher exakt gleich viel Zeit.

Die Qualität der Bildungsarbeit bestimmt wie kaum etwas anderes Erfolg und Misserfolg ganzer Gesellschaften mitunter über Generationen hinweg. Wir müssen danach trachten, dass die besten, engagiertesten und kreativsten Köpfe mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten – vom Kindergarten bis zur Matura. Wenn ein kluger Kopf direkt nach Schulabschluss in der Privatwirtschaft mitunter aber mehr Einstiegsgehalt erhält, als dessen Lehrer, von dem er alles gelernt hat, nach 20 Dienstjahren verdient, ist für beide die Motivation, ihre Fähigkeiten in der Schule einzusetzen, wohl eher enden wollend.

Dabei geht es nicht um Neid. Es geht darum, wo eine Gesellschaft Prioritäten setzt und was ihr soziale Berufe, die immense gesellschaftliche Verantwortung tragen, wert sind. Unsere Kinder sind zweifelsfrei das Wertvollste, was wir haben. Warum zahlen wir dann Leuten, denen wir sie anvertrauen (wie im Übrigen auch jenen, die sich um die Alten, Kranken und Gebrechlichen kümmern), viel weniger als jenen, denen wir unser Geld anvertrauen?

Cëla enghe: 01 02



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Comentârs

6 responses to “Bildung zum Discountpreis?
Gastkommentar im Brixner

  1. Cicero avatar
    Cicero

    Du wirst mit allem Recht haben, unterschlägst aber einen wesentlichen Aspekt: Bei Weitem nicht alle Lehrer (jene der Grundschule gar nicht) sind mit Prüfungsarbeiten bis in den Juli hinein beschäftigt. Es betrifft vor allem jene der Maturaklassen.
    Deshalb muss die Frage nach der Arbeitsbelastung auch bezüglich dieses Aspekts gestellt werden.
    Z.B. Lehrer der Grundschule, zum Teil auch jene der Mittelschule hatten de facto im letzten Schuljahr schon während des Schuljahres fünf Wochen frei und im Sommer kamen nochmals acht bis zehn Wochen dazu. In dieser ganzen Zeit haben wohl die wenigsten ständig Fortbildungen besucht bzw. Bürokratisches abzuarbeiten gehabt.
    Bezieht man diese ganze Freizeit in die Wochenarbeitszeit ein, ist diese schon wesentlich verringert.
    Was die außerschulische Arbeitszeit (Korrekturen, Vorbereitung usw.) anbelangt so ist die Berechnung Saurers schon eine Weile her, der springende Punkt ist aber der, dass niemand sie genau quantifizieren kann, solange sie nicht an der Schulstelle mit nachweisbarer Anwesenheit abgeleistet wird. Sie hängt also vom persönlichen Engagement, von der Erfahrung, also grundsätzlich von der individuellen Unterrichtsmethodik und -didaktik (z.B. mehr oder weniger Vor- und Nachbearbeitung durch den Lehrer, Arbeiten eher nach Buchvorgaben oder projektbezogen ….) ab. Also auch hier wieder große Spielräume vorhanden und eben nicht quantifizierbar.
    Das ist bei anderen anspruchsvollen Berufen z.B. in der Kranken-und Altenpflege (die auch am Menschen arbeiten) wesentlich anders.
    Nicht außer Acht zu lassen ist auch der (auch finanzielle) Vorteil, dass wenn Lehrer Eltern sind, sie immer frei haben wenn auch die Schüler Ferien haben. Sie ersparen sich zum Teil teure Betreuungsangebote im Sommer (und auch in anderen Ferien) zu organisieren.
    Gerade deshalb sollte mit einer erhöhten Entlohnung (die gerechtfertigt ist) aber auch die Verpflichtung dazukommen wenigstens im Sommer die Wochen, die nicht als regulärer Urlaub eingetragen werden, für Kinderbetreuung eingesetzt zu werden, die auch als Auffrischung für Unterrichtsinhalte oder schulergänzende Tätigkeiten mit Lerneffekt genutzt werden könnten um das oft gehörte Argument, die Lehrer seien keine Betreuer bzw. Animateure zu entkräften.
    Das würde viele Eltern (die nicht derart privilegierte Freizeit haben) nicht nur zeitlich sondern auch finanziell entlasten.
    Natürlich muss dann auch im Sommer bzw. in diesen Wochen der volle Lohn ausbezahlt werden.
    Die Arbeit des Lehrpersonals ist, da hast du Recht nicht hoch genug einzuschätzen, was aber die Diskussion um viele Privilegien nicht ausschließen darf.
    Noch ein Punkt: In der Schule braucht es nicht die klügsten Köpfe sondern, die mit pädagogischem Geschick und dem unbedingten Wunsch, bzw. diejenigen welche ihre berufliche Genugtuung daraus schöpfen, Kindern Bildung zu vermitteln und Werte fürs Leben mitzugeben.

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      Bei Weitem nicht alle Lehrer (jene der Grundschule gar nicht) sind mit Prüfungsarbeiten bis in den Juli hinein beschäftigt. Es betrifft vor allem jene der Maturaklassen.

      Das stimmt, es betrifft nicht alle. Auch die Mittelschulabschlussprüfung zählt da aber hinein. Wobei das wie im Text erwähnt ja nur einer von mehreren Aspekten ist, der im Vergleich mit Österreich oder Deutschland zu berücksichtigen ist.

      Deshalb muss die Frage nach der Arbeitsbelastung auch bezüglich dieses Aspekts gestellt werden.

      Die Frage nach der durchschnittlichen Arbeitszeit wurde in der Studie von 2006 beantwortet und hat sich seither gewiss nicht verringert. Aber ich wäre durchaus dafür, nochmals so eine Erhebung zu machen, die eben zeigt, dass Lehrpersonen während des Schuljahres viel mehr Stunden arbeiten und dadurch die längeren Ferienzeiten mitunter kompensieren.

      In dieser ganzen Zeit haben wohl die wenigsten ständig Fortbildungen besucht bzw. Bürokratisches abzuarbeiten gehabt.

      Vor- und Nachbereitung eines Schuljahres verschlingen sehr viele Stunden. Die Zeit der Sommerferien ist dennoch viel ruhiger, aber nicht arbeitsfrei, während zu Stoßzeiten weit mehr als 38 Stunden pro Woche gearbeitet werden muss.

      die Berechnung Saurers schon eine Weile her, der springende Punkt ist aber der, dass niemand sie genau quantifizieren kann, solange sie nicht an der Schulstelle mit nachweisbarer Anwesenheit abgeleistet wird. Sie hängt also vom persönlichen Engagement, von der Erfahrung, also grundsätzlich von der individuellen Unterrichtsmethodik und -didaktik (z.B. mehr oder weniger Vor- und Nachbearbeitung durch den Lehrer, Arbeiten eher nach Buchvorgaben oder projektbezogen ….) ab. Also auch hier wieder große Spielräume vorhanden und eben nicht quantifizierbar.

      Wie gesagt – die Arbeitsbelastung ist seit der apollis-Studie bestimmt nicht weniger geworden. Und es ist in der Tat schwierig quantifizierbar – so wie ich das auch in meinem Text geschrieben habe. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie viele Stunden ich zur Erreichung der vorgegebenen Ziele (Rahmenrichtlinien) benötige. Lehrer haben es leichter “eine ruhige Kugel zu schieben”, wenn sie das wollen. Aber diese Leute gibt es in anderen Berufen auch. Der Großteil arbeitet gewissenhaft. Und wenn sie das tun, dann ist die Arbeitszeit entsprechend hoch.
      Und noch ein Aspekt: Wenn Lehrer die Arbeit an der Schulstelle verrichten müssten, bräuchte es für jeden einzelnen Lehrer ein Büro bzw. einen Büroarbeitsplatz mit entsprechender Ausstattung: Computer, Diensthandy, Bürobedarf usw. Im Moment ist es nämlich so, dass sich die “privilegierten” Lehrer das alles selber finanzieren. Das kenn ich von keinem anderen Beruf, dass man sich seine eigenen Arbeitsgeräte und seinen Arbeitsplatz selbst finanzieren muss. Lehrer sind mehr oder weniger gezwungen, sich in ihrer Wohnung ein Büro einzurichten. Wenn man das auf Südtiroler Wohnungspreise hochrechnet, liegen wir bei Kosten von rund 60.000 Euro (ca. 8 m2 Büroraum) dafür. Das heißt, ich arbeite einmal die ersten beiden Jahre meiner Berufskarriere nur dafür, meinen Arbeitsplatz zu finanzieren.
      Ein weiterer Aspekt der Ableistung der Arbeitszeit in der Schule wäre, dass Lehrer um 17 Uhr nach Hause gingen, egal ob die Schularbeit nun fertig korrigiert ist, oder nicht. Und auch am Wochenende hätten Lehrer dann grundsätzlich frei.

      Nicht außer Acht zu lassen ist auch der (auch finanzielle) Vorteil, dass wenn Lehrer Eltern sind, sie immer frei haben wenn auch die Schüler Ferien haben.

      Wie gesagt – dafür finanzieren Lehrer sich ihre Arbeitsmaterialien und Arbeitsplätze selbst.

      Gerade deshalb sollte mit einer erhöhten Entlohnung (die gerechtfertigt ist) aber auch die Verpflichtung dazukommen wenigstens im Sommer die Wochen, die nicht als regulärer Urlaub eingetragen werden, für Kinderbetreuung eingesetzt zu werden.

      Dafür müsste man exakt wissen, wieviel Lehrer während des Schuljahres arbeiten. Ein Lehrerkollege von mir, der ein Hauptfach mit Schularbeiten usw. unterrichtet, führt Buch über seine Stunden und kommt auf 1950 pro Jahr. Warum sollte der noch mehr Stunden im Sommer leisten, wenn er so schon mehr Stunden leistet als andere öffentlich Bedienstete?

      In der Schule braucht es nicht die klügsten Köpfe sondern, die mit pädagogischem Geschick

      Ich hab ja geschrieben die “besten, engagiertesten und kreativsten”

      1. Cicero avatar
        Cicero

        Dass jetzt die bis zu 15-wöchige Freizeit für die allermeisten Lehrer während des gesamten Jahres mit extremer Zusatzbelastung in den Unterrichtswochen ausgeglichen wird, ist unglaubwürdig und glaubt wohl auch niemand.
        Außerdem habe ich nicht gefordert dass die schulbegleitende Arbeit an der Schulstelle stattfinden muss, sondern nur erwähnt dass man sie nicht quantifizieren kann, wenn sie nicht an der Schulstelle stattfindet und sie eine große individuelle Spanne (bedingt durch Faktoren, die ich genannt hatte) aufweist.
        Wobei zu sagen ist, dass ja schon ein bestimmter Teil (z.B. Korrekturen oder Erstellen von Kopien für Arbeitsblätter) an der Schulstelle oft schon am Vormittag in den Freistunden stattfindet und es dafür jedenfalls bis jetzt kein eigenes Büro ?? für jeden Lehrer gebraucht hat.
        Und dass die Aussage, dass der Vorteil den die Freizeit der Schüler denjenigen Lehrern die selbst Eltern sind bringt, weil sie keine Kinderbetreuung organisieren und bezahlen müssen, da sie selbst frei haben, dadurch kompensiert wird, dass sie sich einen persönlichen Laptop kaufen müssen (den sie sich wahrscheinlich ohnehin zulegen), um es salopp auszudrücken, ist doch hanebüchen.
        Trotzdem hätte ich nichts dagegen wenn Lehrer einen solchen gestellt bekommen, oder zumindest einen Kostenbeitrag erhalten (was es schon einmal gegeben hat).
        Wieviel Lehrer während des Jahres wirklich arbeiten wird man nie exakt ermitteln können, da wie gesagt das Engagement und die Arbeitsweise individuell unterschiedlich sind und eine große Spannbreite aufweisen.
        Dieser Faktor des geleisteten Arbeitspensums beruht immer nur auf individuellen Aussagen. Deshalb kann es auch keine Rechtfertigung geben mit Hinweis auf das (nicht nachprüfbare) Arbeitspensum übers Jahr verteilt, nicht auch die eine oder die andere freie Woche (bei wie gesagt bis zu 15 Wochen für die meisten Lehrer) für eine Kinderbetreuung (ggf. mit schulischen Inhalten) wofür viele weniger privilegierte Eltern überaus dankbar wären, einfach pauschal abzulehnen.
        Kleine Bemerkung am Rande: Auch Kindergartenköchinnen (zwar echte Landesangestellte und nicht wie Lehrer vom Land (neulich erneut) zusatzfinanziert, man da aber gewiss einen Grund findet warum das jetzt ein Riesenunterschied sei und gar nicht geht) leisten im Sommer Dienst um die Betreuungsgruppen zu verköstigen.
        Jedenfalls ist die Stimmung in der Bevölkerung was man so hört, diese dass alle dankbar dafür sind, wenn die Kinder von engagierten und pädagogisch versierten Lehrpersonen unterrichtet werden, aber viele Eltern bei Lehrern generell einen extremen ungerechtfertigten “Jammerfaktor” konstatieren, vor allem im Vergleich zu nicht minder aufreibenden und verantwortungsvollen Berufen.
        Die ausgefallenen Ausflüge, Lehrfahrten usw. werden von gar einigen als gar nicht so schlimm bzw. sogar als Vorteil aufgefasst da dem sog. traditionellen Lernen von den Eltern oft mehr Effizienz zugestanden wird.
        Dies ist natürlich keine offizielle Erhebung sondern der Eindruck den man erhält wenn man sich vermehrt mit Leuten zu diesem Thema unterhält.

      2. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Dass jetzt die bis zu 15-wöchige Freizeit für die allermeisten Lehrer während des gesamten Jahres mit extremer Zusatzbelastung in den Unterrichtswochen ausgeglichen wird, ist unglaubwürdig und glaubt wohl auch niemand.

        Wir reden hier auf Basis von Vermutungen – die einzige Studie in Südtirol die es dazu gibt, ist die von 2006. Und die besagt – entgegen deinen Vermutungen – dass die Gesamtarbeitszeit in etwa jener anderer öffentlich Bediensteter entspricht. Aber dein Bauchgefühl zählt sicher mehr. Schon klar.

        solange sie nicht an der Schulstelle mit nachweisbarer Anwesenheit abgeleistet wird.

        Sorry, das klang für mich nach einer Forderung, dass sie dort abgeleistet werden soll.

        es dafür jedenfalls bis jetzt kein eigenes Büro ?? für jeden Lehrer gebraucht hat.

        Ja, solange nicht alle gleichzeitig dort sind und viele zu Hause arbeiten – wie im Moment der Fall – geht das. Wenn alle gleichzeitig von 8 bis 17 Uhr in der Schule sind, dann geht das nicht mehr.

        dass sie sich einen persönlichen Laptop kaufen müssen (den sie sich wahrscheinlich ohnehin zulegen), um es salopp auszudrücken, ist doch hanebüchen.

        Es geht um den Heimarbeitsplatz, nicht um einen Laptop. Das, was der Arbeitgeber im Normalfall jedem Angestellten mit Bürotätigkeit zur Verfügung stellt (Lehrer sein ist zu rund 60 % Bürotätigkeit), finanzieren sich Lehrer selbst.

        Deshalb kann es auch keine Rechtfertigung geben mit Hinweis auf das (nicht nachprüfbare) Arbeitspensum übers Jahr verteilt, nicht auch die eine oder die andere freie Woche (bei wie gesagt bis zu 15 Wochen für die meisten Lehrer) für eine Kinderbetreuung (ggf. mit schulischen Inhalten) wofür viele weniger privilegierte Eltern überaus dankbar wären, einfach pauschal abzulehnen.

        Wie du sagst: Wir wissen nicht, wie viele Stunden Lehrer arbeiten. Und der Beruf bringt es mit sich, dass die Arbeitszeit fluktuiert – von Fach zu Fach, von Jahr zu Jahr usw. Daher ist es genauso hanebüchen, zu sagen, Lehrer müssten im Sommer für Kinderbetreuung zur Verfügung stehen. Es könnte ja sein, dass Lehrer bereits mehr Stunden gearbeitet haben, als in anderen Berufen. Wie gesagt – ein Kollege von mir führt Buch und kommt auf 1950 Stunden.

        Auch Kindergartenköchinnen

        Ich kenne deren Vertrag nicht, aber nehme an, dass die ein fixes Stundenpensum haben.

        bei Lehrern generell einen extremen ungerechtfertigten “Jammerfaktor” konstatieren, vor allem im Vergleich zu nicht minder aufreibenden und verantwortungsvollen Berufen.

        Es stimmt, dass es auch andere – mitunter sogar mehr – aufreibende und verantwortungsvolle Berufe gibt. Und viele davon sind unterbezahlt. Die Lehrer wehren sich jetzt halt und ich hoffe, dass es auch die anderen unterbezahlten Berufsgruppen tun.

  2. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Was nicht zu unterschätzen ist, ist die Verantwortung. Jedem/r Lehrer*in sind zahlreiche Minderjährige anvertraut, für deren Handeln im Unterricht und dann auch bei Lehr- und sonstigen Ausflügen zuerst einmal der Lehrkraft zur Verantwortung gezogen wird. Jede Altersstufe birgt da besondere Risiken, die die Lehrer*innen nie zur Gänze im Griff haben können. Wenn Minderjährige in irgendeiner Weise zu Schaden kommen, kann das für die Lehrperson sehr unangenehme Folgen haben, auch wenn die sich größte Mühe gegeben hat, achtsam zu sein. Dies ist eine bewusst zumeist gar nicht mehr wahrgenommener Stresszustand, der sich aber dennoch durchs ganze Schuljahr zieht.

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      Ja, diese Aktivitäten sind immer – so sehr sie auch oft gewinnbringend für alle Beteiligten (Schüler wie Lehrer) sind – eine verantwortungstechnische Gratwanderung.

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