Die Protestmärsche in diesen Tagen mögen landesuntypisch sein. Aber sie sind allemal besser als Bürger, die den Hintern nicht hochkriegen und die Welt so hinnehmen, als wäre sie gottgegeben […].
Wer protestiert, der kämpft um Aufmerksamkeit. Um Aufmerksamkeit für Anliegen, die von der Politik nicht bearbeitet werden. Die Kritik von Protestgruppen, so sagte es seinerzeit der Soziologe Niklas Luhmann, sei eine Art „Immunsystem“ der Gesellschaft: Es reagiert, wenn aufkommende Probleme ignoriert werden.
Mann kann die Proteste dieser Tage belächeln, man kann sie ignorieren. Man kann ihnen aber auch, unabhängig davon, ob man ihnen inhaltlich zustimmt oder nicht, etwas Optimistisches abverlangen: Die Menschen wollen mitsprechen und sie können mitsprechen.
Chefredakteurin Alexandra Aschbacher im Leitartikel der letzten ff (Nr. 23 vom 6. Juni) anlässlich der Kundgebungen für Klima, Löhne und ein wolffreies Südtirol
Schön, wenn wir uns tatsächlich darauf einigen können, dass die Welt nicht gottgegeben — und Mitsprache etwas Positives — ist. Das sieht die ff ja manchmal anders, so gar nicht »unabhängig davon«, ob einem Anliegen inhaltlich zugestimmt wird oder nicht.
Wir bleiben dran.