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Urzì schießt mit Kanonen auf Villanders.

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In einem Salto-Beitrag weist Christoph Franceschini darauf hin, dass der in Venetien gewählte Bozner Parlamentsabgeordnete Alessandro Urzì (FdI) wieder einmal mit Kanonen auf Spatzen schießt, wenn den italienischsprachigen Südtirolerinnen auch nur ein Beistrich in ihrer Sprache vorenthalten wird, während Minderheitenschutzgesetze ungestraft seit Jahrzehnten mehr oder minder systematisch ignoriert werden und von tatsächlicher Gleichstellung längst nicht die Rede sein kann (vgl. 01 02).

Im vorliegenden Fall geht der Rechtsaußen gegen die Gemeinde Villanders vor, die Anfang Juni allen Bürgerinnen über 14 Jahren einen Fragebogen in deutscher Sprache zum Gemeindeentwicklungsplan habe zustellen lassen. Wer eine Kopie in italienischer Sprache benötige, könne sie im Gemeindeamt abholen oder direkt beim Bürgermeister (via WhatsApp) beantragen. Das ist bei knapp 1.900 Einwohnerinnen, von denen rund 20 italienischer Muttersprache sind, unter anderem eine Maßnahme, um nicht hunderte Bögen unnötig in doppelter Ausfertigung zu verschicken. In anderen Minderheitengebieten würde dies im Sinne der affirmative action nicht nur keinen Skandal auslösen, sondern wäre die Normalität.

Nicht so in Südtirol, wo zwar den Deutschsprachigen täglich einsprachige Ärztinnen, einsprachige Produktetiketten und Packungsbeilagen, einsprachige Sicherheitsbeamte und einsprachige Internetportale zugemutet werden, Italienischsprachige jedoch als schwerst diskriminiert gelten, wenn sie mit einem Fragebogen in deutscher Sprache konfrontiert sind. Da interveniert zuerst der Brixner FdI-Gemeinderat und Landtagskandidat Antonio Bova, berichtet die Tageszeitung A. Adige (am 14. Juni) und richtet Urzì am 19. Juni sogar eine schriftliche Anfrage an den italienischen Innenminister Matteo Piantedosi — wegen Diskriminierung der »italienischen Bürger italienischer Sprache«.

Übrigens: Vielleicht könnte der Minister in seiner Antwort auch gleich klären, warum es von seinem eigenen Haus zum Beispiel noch immer keine ladinische Identitätskarte gibt, obwohl die gesetzlich vorgeschrieben ist. Aber man wird wohl wie gewohnt mit zweierlei Maß messen, zugunsten der nicht existenten italienischen Minderheit.

Siehe auch: 01



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