Im öffentlich-rechtlichen staatlichen Fernsehen Italiens, das zum heurigen Befreiungstag eine milde antifaschistische Rede zensiert hat, hat der Moderator einer Quizsendung am 21. April Faschismus und Kolonialismus verharmlost. Gefragt war in der Sendung L’Eredità (it. für Das Erbe), in welchem Jahr italienische Ehepaare »dem Vaterland« ihre Eheringe im Tausch gegen wertlose (Eisen-)Ringe übergeben haben. Nachdem die Kandidatin unter den vier verfügbaren Optionen korrekt die Antwort »1935« ausgewählt hatte, informierte Moderator Marco Liorni:
Es war 1935, genau. Das Gold fürs Vaterland, der Ehering fürs Vaterland. Stellen Sie sich vor: Sehr viele Familien haben diese wirklich patriotische Tat vollbracht, ihren Ehering dem Vaterland gegen eine Quittung und einen wertlosen Ring zu schenken.
– Marco Liorni
Übersetzung von mir (Original anzeigen)
Era il ’35, esatto. L’Oro alla Patria, la Fede alla Patria. Pensate: tantissime Famiglie hanno compiuto questo gesto veramente patriottico, quello di donare la fede matrimoniale alla patria con una ricevuta e un anello di nessun valore.
– Marco Liorni (Transkription von mir)
Im Dezember jenen Jahres spendeten tatsächlich viele Ehepaare ihre Ringe dem faschistisch regierten Staat. Sie taten dies, um die Fortführung des brutalen Krieges zu ermöglichen, den Italien in Äthiopien führte. Dazu aufgerufen hatte das Regime, weil der Völkerbund im Oktober wegen des Angriffs Sanktionen gegen das Land verhängt hatte. Unter anderem spendeten die italienische Königsfamilie, aber auch Persönlichkeiten wie Gabriele D’Annunzio, Guglielmo Marconi und Luigi Pirandello.
Auch die Entschuldigung von Liorni macht es nicht wirklich besser: Er habe sagen wollen, dass es sich bei der Aktion aus damaliger Sicht um eine patriotische Tat gehandelt habe. Einerseits klingt diese Erklärung wegen der Formulierung »wirklich patriotische Tat« unglaubwürdig, doch andererseits und vor allem war die Unterstützung eines kolonialen und völkerrechtswidrigen Eroberungskrieges auch aus damaliger Sicht verwerflich.
In einem von Postfaschistinnen regierten Land, wo die Streitkräfte ihre Kriegsverbrechen in Afrika seit jeher systematisch verharmlosen und sogar heroisieren (01
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) sind solche Aussagen allerdings nicht wirklich überraschend.
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