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Die Unterwerfung.

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Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) will Südtirol nach dem Eklat um Bürgermeisterin Katharina Zeller (SVP) wieder einmal »erklären«. Indes hat die ultranationalistische Hetzkampagne der letzten Tage ihre Wirkung nicht verfehlt: Der neue Brunecker Bürgermeister, Bruno Wolf (ebenfalls SVP), erschien zu seiner Eröffnungsrede im Gemeinderat prophylaktisch in italienische Nationalfarben gehüllt, um bei den Imperialisten bloß nicht anzuecken.

Das Bild wurde uns zugespielt.

Während bei der Amtsübergabe zwischen Roland Griessmair und Bruno Wolf noch keine Trikoloreschleife zu sehen war, ist sie zur Eröffnungsrede wie von Zauberhand erschienen. So hat die Kritik an einer offenen Weigerung (von Katharina Zeller) in wenigen Tagen zu einer proaktiven Unterordnung (bei Bruno Wolf) geführt. Die Wogen werden sich — wie der Landeshauptmann prognostiziert — vermutlich in kurzer Zeit glätten, die Wunden werden wohl bleiben.

Und so wie Katharina Zeller im Anschluss an den Übergriff, deren Opfer sie geworden ist, in staatsweiten Medien Abbitte geleistet — und sich als »vollkommen italienisch« (pienamente italiana) sowie Italien als ihr Vaterland (la mia patria) bezeichnet — hat, trägt auch die Brunecker Unterwerfung dazu bei, dass sich die Nationalisten bestätigt fühlen. Wir brauchen dann auch nichts mehr zu »erklären«.

So ist es damals beim Wanderschilderstreit auch gelaufen. Man wollte sich erklären — doch inzwischen sind die Südtiroler Berge und Wanderwege bis nahezu zur letzten Schutzhütte reitalianisiert und retolomeisiert, obwohl es dazu keine rechtliche Verpflichtung gibt.

Cëla enghe: 01 02 03 04



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Comentârs

8 responses to “Die Unterwerfung.”

  1. Werner Pramstrahler avatar
    Werner Pramstrahler

    Wir sind Zeugen einer Entwicklung, die ich nur mehr so bezeichnen kann: aus “Südtirol” ist die “nördlichste Provinz” geworden.
    Die, denen strukturelle Gewalt angetan wird, werden zur Rechtfertigung genötigt; in keinster Weise die, die strukturelle Gewalt anwenden. Und es gibt – das liegt in der Struktur dieser Form der Unterdrückung – immer mehr Menschen, die ihre psychische und nationale Identität angepasst haben und anpassen. Ich empfinde es als ungeheuer mühsam, dagegen zu argumentieren; es ist so selten geworden, sich im Alltag am Diskurs mit gleichgesinnten Menschen stärken zu können.

  2. Ladin avatar
    Ladin

    Es scheint, dass sie am Ende Südtirol erfolgreich italianisieren werden und die Autonomie nur eine langsame Assimilierung darstellte. Danke für euren Einsatz!

  3. G.P. avatar
    G.P.

    So stelle ich mir einen strammen Tiroler vor …
    Wie tief sind wir gesunken, wie tief werden wir noch sinken mit solchen Leuten (es werden immer mehr) ohne jegliches Rückgrat.

  4. Martin Brugger avatar
    Martin Brugger

    Das ist so, weil mit dem Zutun der derzeitigen Führungsspitze die Südtiroler VOLKS Partei zur Südtiroler VERWALTUNGS Partei umfunktioniert wurde: aus reinem Machterhalt und in devoter Unterwürfigkeit gegenüber dem italienischen Staat. Die Südtiroler Volkspartei ist im Alter von 80 Jahren von uns gegangen: das ist nichts besonderes, denn auch Parteien haben ihren Lebenszyklus. Unschön ist hingegen, dass sie noch am Sterbebett dem Antifaschismus auf Geheiß der heutigen Führung entsagen muss. Dafür betretenes Schweigen und hehre Worte von “NIE WIEDER”, wenn es um das Gedenken an den Holocaust geht oder bei ähnlichen Anlässen. Und so wird wohl auch die SVP mit einem grünen Kranz und rot weiß grüner Schleife verabschiedet werden und vielleicht auch mit der Hymne: “Auf zum Schwur, Tiroler Land…”. Nun ja, man hat, wie Karl Zeller immer wieder zu sagen pflegt, “den Pakt mit dem Teufel gemacht”: stimmt genau, das neue Autonomiestatut wird denn auch di “stampo” der Epigonen des Postfaschismus sein. Und die “Blümchen, die entlang des Wegrandes in Rom gesammelt wurden” so Karl Zeller und auf der letzten Landesversammlung gehört, ja das sind ja längst welke Blümchen, die nur “zurückgeholt” werden und zu einem schönen “Fascio” zur Übergabe an die Koalitionspartner gefochten werden. Also dann: “Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.”

  5. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Ganz nach Karl Zellers Wortwahl sind mir Zweifelscheißer lieber als Hosenscheißer. Man muss den Italienern nicht den Stinkefinger zeigen, aber solch eine Anbiederung ist einfach nur mehr geschmacklos. Mir fällt da der Häuptling Augenblix in Asterix, Der Kampf der Häuptlinge, ein. Wir waren einmal wie das kleine unbeugsame Dorf und irgendwie auch von unseren Feinden geachtet. Nun mutieren wir aber zu den gallisch/römischen Galliern, die ausgenutzt werden und niemand mehr ernst nimmt. Wenn ich meinem italienischen Freund aus Bozen, dem ich erst mühsam etwas über die Landesgeschichte beigebracht habe, erzähle, wie wir schrittweise teils aus Druck, teils aus vorauseilendem Gehorsam, auf unsere Eigenart verzichten, ist er überhaupt nicht glücklich darüber, sondern traurig berührt.

  6. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Passend zum Thema mit, wie ich glaube unfreiwilliger Komik :
    Alto Adige vom 22. Mai, Glossen Seite 1:
    Il tricolore/1, Con la fascia si indossa la costituzione (Gianni Oliva),
    Il tricolore/2 Per cortesia non si invochi il patriarcato (Alessio Lasta),
    und dann auf Seite 4:
    “Tangenti, arrestato il sindaco di Sorrento”, wegen Bestechung bei Projekten zu Schülerausspeisung und Kindergärten, bei Geldübergabe während eines Abendessens im Restaurant auf frischer Tat ertappt,
    dazu über dem Artikel das Foto, wie er mit umgehängter Tricoloreschärpe freundlich in die Kamera lächelt.

    Ist die Botschaft etwa: er muss zwar ins Gefängnis, aber weil er die Schärpe umhatte, hat er nicht die Ehre der Republik beschmutzt?

  7. Martin Brugger avatar
    Martin Brugger

    Auch bei Reinhold Messner scheint einiges nicht mehr zu stimmen, wenn er sich im besagten Fall auf die Seite der Nationalisten stellt. Sehr schade, denn damit demoliert er sein eigenes Image. Wir erinnern uns ja noch gut, als er in jüngeren Jahren von sich gab: “Das Taschenbuch ist meine Fahne”. Jetzt hingegen ganz nach Befehl; “Habt acht!” “Kehrt um!” (dieser Befehl meint die Kehrtwende um 180 Grad).

  8. Martin Brugger avatar
    Martin Brugger

    Auch bei Reinhold Messner scheint einiges nicht mehr zu stimmen, wenn er sich im besagten Fall auf die Seite der Nationalisten stellt. Sehr schade, denn damit demoliert er sein eigenes Image. Wir erinnern uns ja noch gut, als er in jüngeren Jahren von sich gab: “Das Taschentuch ist meine Fahne”. Jetzt hingegen ganz nach Befehl; “Habt acht!” “Kehrt um!” (dieser Befehl meint die Kehrtwende um 180 Grad).

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