Gestern durften wir hier bereits einen Text von Menschenrechtsanwalt Nicola Canestrini veröffentlichen, der damit auf den Trikolore-Eklat um Katharina Zeller (SVP) reagierte. Heute war Canestrini im Rai Morgengespräch, aus dem ich hier noch ein paar Auszüge zitieren will:
Als Südtiroler trifft uns natürlich das Problem der Nationalflagge doppelt, weil wir wissen, was die Trikolore in Südtirol ver[sinn]bildlicht hat: Ein Bild der Unterdrückung, der Besetzung, der Auslöschung unserer Südtiroler Identität, nicht nur während des Faschismus, sondern auch in der Nachkriegszeit.
– Nicola Canestrini
Dass Frau Ministerpräsidentin oder Herr Ministerpräsident — sie will ja ihre Identität auch selbst definieren, so wie vielleicht auch die Südtiroler ihre nationale Identität selbst definieren möchten — dass Meloni die Nationalflagge und das Thema jetzt benutzt, wundert mich nicht.
– Nicola Canestrini
Ich identifiziere mich auch nicht mit der Trikolore in Südtirol, denn ich frage mich immer noch, warum Italien in Südtirol nicht Abhilfe geschafft hat dafür, dass zum Beispiel auf dem Siegesdenkmal immer noch steht, dass der Faschismus in Südtirol uns die Künste, die Sprache und die Kultur beigebracht hätte. Also zumindest für mich als gebürtiger Südtiroler ist es ein Problem, mich mit der Nationalflagge zu identifizieren, vor allem weil sie als Keule geschwenkt wird, weil sie dazu dient, nicht Brücken sondern Mauern zu bauen. Das ist genau das Problem: Die Fahne sollte Toleranz, sollte Inklusivität bedeuten, dann wäre das natürlich auch meine Fahne. Wenn die Fahne aber dazu benutzt wird, um abzugrenzen, um — sagen wir — jemandem etwas aufzuzwingen, was man nicht will, dann ist das auf jeden Fall nicht meine Fahne. Und ich sehe darin überhaupt nichts Problematisches und schon gar nicht rechtlich Relevantes.
– Nicola Canestrini
Transkription von mir
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