Wenn es um die Gründung neuer Staaten in Europa geht, ist ein beliebtes Totschlagargument stets jenes, man könne doch im grenzenlosen Europa keine neuen Grenzen errichten. Das ist natürlich Schwachsinn, denn Grenzen (auch Staatsgrenzen) gibt es nach wie vor, sie sind bloß durchlässiger geworden, was dann aber auch für jene eines neuen Staates gelten würde.
Im Gegenteil: Für einen unabhängigen Staat gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die eigenen Grenzen deutlich weniger spürbar zu gestalten als sie es heute sind. Zum Beispiel — für Südtirol besonders relevant — durch eine liberalere Anerkennung von Studienabschlüssen oder Maßnahmen gegen das Geoblocking.
In Bezug auf innereuropäische Grenzkontrollen, die die Toschlägerinnen oft meinen, wenn sie von »inexistenten« Grenzen reden, ist zu sagen, dass auch die derzeit (leider) ein Revival erleben: Zum jetzigen Zeitpunkt haben zehn Schengen-Staaten Kontrollen wiedereingeführt, worunter Deutschland nur ein besonders prominenter Fall war.
Daneben führen auch Polen, Slowenien, Italien, Österreich, die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Schweden und Frankreich zumindest an einigen ihrer Übergänge zum übrigen Schengenraum Kontrollen durch. Die Tendenz ist, wenn man vom Sonderfall der Pandemiezeit absieht und die Dauer der Kontrollen berücksichtigt, steigend.
Durch die Wiedereinführung langfristigerer Grenzkontrollen wird das ohnehin trügerische Argument der nicht existierenden Grenzen zur Ablehnung von Staatsgründungen geradezu ad absurdum geführt.
Cëla enghe: 01
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