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Beati coloro che…
Nazionalismo tossico

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Beati coloro che, dopo anni di pressioni, sono riusciti a fargli dire che si sente italiano — e adesso se ne rallegrano.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02



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7 responses to “Beati coloro che…
Nazionalismo tossico

  1. Werner Pramstrahler avatar
    Werner Pramstrahler

    Ganz offenbar genügt es nicht, ein:e Südtiroler:in zu sein, um sich selbstverständlich als Teil der regionalen (!) Gesellschaft zu fühlen – oder umgekehrt, um von dieser als selbstverständlich dazugehörig anerkannt zu werden. Aus “Außensicht”, insbesondere der italienischen, aber nicht nur, wird das Bekenntnis zur italienischen Nation gefordert oder einfach vorausgesetzt; ich behaupte, dass dies wiederum auf die Innensicht zurückwirkt.
    In diesem Zusammenhang sehe ich ein drängendes Forschungsdesiderat: Wie entstehen individuelle und kollektive Identitäten in Südtirol – und wie verändern sie sich über die Zeit und in unterschiedlichen sozialen Lagen? Von besonderem Interesse ist für mich dabei die Frage, ob und wie sich längere Phasen der Abwesenheit – etwa durch längerfristige Ausbildung oder Erwerbstätigkeit außerhalb der Landesgrenzen – auf die Konstruktion, Erosion und Rekontextualisierung als „Südtiroler:in“ auswirken.

    Ob Herr Sinner tatsächlich „gedrängt“ wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Reines Bauchgefühl: Wahrscheinlicher erscheint mir, dass ihm – als hochmobiler Weltbürger mit Wohnsitz außerhalb Italiens und angesichts seiner langjährigen Abwesenheit aus Südtirol – die Thematik schlicht egal ist. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen – Sportler als Identifikationsfiguren des italienischen Nationalstaates – dürfte die Positionierung als stolzer Italiener die in jeder Hinsicht anschlussfähigste, folgenärmste und somit am einfachsten durchzuhaltende Positionierung sein.

    1. G.P. avatar
      G.P.

      Es dürfte wohl auch das Geld einen entscheidenden Anteil an der Positionierung haben. Er hat hochdotierte Werbeverträge mit mehreren italienischen Firmen, da kann er schlecht sagen, er fühle sich nicht als Italiener.

    2. Martin Piger avatar
      Martin Piger

      Ein bisschen Geduld, lieber Herr Pramstrahler. Diese Thematik ist Teil meiner Forschungen und ich arbeite daran in den nächsten Jahren darüber zu publizieren. Meine Ansicht ist, dass es für einen Südtiroler zumindest problematisch ist, sich als Italiener zu deklarieren, weil man dadurch sein (Süd-)Tirolersein implizit verhöhnt. Das geht ganz automatisch, ohne nbewusste Entscheidung, es ist in der Sache selber angelegt. Manche sind zu abgestumpft, um dies zu bemerken, aber viele spüren halt doch, dass sich das irgenwie “falsch anfühlt”.

    3. Simon avatar

      Dem von dir formulierten »Forschungsdesiderat« schließe ich mich an, lieber Werner.

      Dass Sinner ge- und bedrängt wird, steht für mich persönlich außer Frage. Ob seine Antworten hingegen ehrlich sind bzw. ob ihm die Thematik egal ist, kann ich auch nicht sagen. Wie jede andere auch, soll Sinner frei sein, sich als das zu fühlen, was er will.

      Der konzertierte nationalistische Druck wirkt sich aber nicht nur auf Sinner selbst, sondern wohl auf ganz Südtirol aus. Am Beispiel des Tennisspielers wird »uns« von Medien und Politik gezeigt, wer wir zu sein haben. Womit wir wiederum beim Forschungsdesiderat wären, um herauszufinden, ob und inwieweit sich dies gesellschaftlich auswirkt.

  2. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Auf dem Feld der Identitäten gibt es sehr viel Durcheinander, sehr viel Unklares. Was heißt es, Italiener zu sein, Deutscher zu sein, Österreicher oder Tiroler zu sein? Was heisst es, “italianissimo” zu sein, wie es der Sinner für einige Italiener ist? Wenn man nur auf die Staatsangehörigkeit schaut, sind die Südtiroler aktuell natürlich auch Italiener. Das ist aber in diesem Fall ganz sicher nicht gemeint. Diese Art von Italiener-Sein würde die echten Italiener natürlich zu sehr verunsichern. Hier geht es wirklich um “gelebtes Italiener-Sein”, von der Fahne über die Hymne zu den Feiertagen und der Verehrung der Sprache und der angeblichen Geschichte. Auf dieser Ebene können Südtiroler offensichtlich keine Italiener sein, es sei denn man wendet sich gegen seine eigene Kultur, wendet sich gegen die eigene Geschichte, die von Italien nach wie vor geleugnet wird. Das bisschen oberflächliche Faschismus-Gedenken spielt dabei überhaupt keine Rolle. Nach wie vor werden die Südtiroler angehalten, bei den klassischen Italien-Feierlichkeiten, wie z.B. den 4. November mitzumachen. Beklemmend die Fotos der Südtiroler Bürgermeister gemeinsam mit den staatlichen Vertretern vor den faschistischen Beinhäusern zum Gedenken an die Kriegstoten (und dass die gefallen seien, um uns zu vereinen). Den angeblichen Mehrwert für einen Südtiroler, von der italienischen Einigung mitbedacht zu werden, erschließt sich einem nicht.
    Es würde den Rahmen eines Blogbeitrags sprengen, im Detail zu erläutern, was alles dazu beiträgt, dass wir Südtiroler tagein, tagaus einer pausenlosen Gehirnwäsche ausgesetzt sind, die in bestimmten Situationen punktuell Höhepunkte erreicht, wie bei den Bürgermeisterwahlen in Meran und jetzt eben mit dieser Sinner-Geschichte. Die psychische Gewalt, die man als Südtiroler dabei erfährt, ist enorm. Das Zeller- und damit gleichzeitige Südtiroler-Bashing habe ich wirklich physisch am ganzen Körper gefühlt. Ob der italienische Nationalismus nicht doch irgendwann den Bogen überspannt, entscheiden wir Südtiroler eigentlich selber. Bisher ist jedoch nur eine breite Ergebenheit zu bemerken, unterstützt von den politischen “Eliten”, die sich immer mehr als willige Erfüllungsgehilfen für die Assimilierung der Südtiroler erweisen.
    Auf jeden Fall ist diese Situation eine psychische Belastung der Südtiroler, auch wenn viele dies bewusst nicht mehr wahrnehmen (wollen).

    1. Werner Pramstrahler avatar
      Werner Pramstrahler

      Das ist eine interessante Ausgangsthese, lieber Herr Pliger. Ich wäre ein Fallbeispiel für diese von Ihnen skizzierte Befindlichkeit. Welche anderen Bewältigungsformen gibt es noch? Und wovon hängt es ab, welche Bewältigungsform gewählt wird? Welche orientieren sich an welchen Institutionen…. Interessant, wenn hierzu wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen.

  3. Walter Kircher avatar
    Walter Kircher

    … dieses Nationengehabe ist in der heutigen EU unsäglich! Daß Spitzensportler weiterhin glauben dies zelebrieren zu müssen – “per fare bella figura e darsi delle arie” ist einfach traurig!
    Meine kulturelle Heimat ist der Altbairische Raum und meine politische Zugehörigkeit ist Europa der REGIONEN! Klingt nicht akademisch, für mich aber gültig!

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