Der Ost-West-Club stellt die Mutter aller Fragen: Welcher Frieden im Gazastreifen? Antworten sollen darauf zwei »Gesundheitsarbeiter:innen«.
Eine ist Amanda Prezioso, die für Emergency als Krankenschwester international tätig ist und letzthin im — von der israelischen Armee niedergebombten — Gazastreifen rettend »aushalf«.
Die zweite »Gesundheitsarbeiter:in« ist Jana Weissteiner, eigentlich Filmemacherin und Rai-Programmredakteurin. Im Mittelpunkt ihres Kurz-Films Grenades in Maqluba – mit Xénia G. Adães – steht Masafer Yatta und seine Geschichte. Die beiden Filmemacherinnen bereisten die Umgebung von Hebron im Westjordanland, in dem Angehörige der illegalen israelischen Siedlungen und der israelischen Armee immer wieder gewalttätig gegen Palästinenser:innen »vorgehen«. Betroffene kommen zu Wort.
Zweifellos zwei kompetente Frauen, die sich für die palästinensische Sache engagieren. Diese palästinensische Sache kaperte schon vor zwei Jahrzehnten die klerikalfaschistische Hamas.
Mafia-Metropole Gaza
Die von diversen arabischen Staaten unterstützte Hamas, der rechtsrechte israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu benutzte sie gegen die PLO, gewann in den 2000er Jahren die Wahlen in Gaza und errichtete ein islamistisches Regime. Zuvor war die israelische Armee samt den Siedlern aus Gaza abgezogen. Gaza war in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter der brutalen Fuchtel dieser Klerikalfaschisten.
Gaza ähnelte einer Hochburg der organisierten Kriminalität, die über viel Geld aus dem Westen verfügte. Über die Hilfsorganisation der UNO, über die EU — die arabischen Hamas-Partner waren eher knausrig, aber wohl für die Aufrüstung zuständig. Die EU zahlte für Gehälter, Pensionen und Sozialhilfe. Das waren allein 2022 mehr als 55 Millionen Euro. Von 2021 bis 2024 stellte die EU der Hamas mehr als 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Hamas-Elite schwamm im Geld.
Ein Großteil der Zivilbevölkerung von Gaza ist bitterarm – im September 2022 lebten fast zwei Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die israelisch-ägyptische Teilblockade des Gazastreifens ab 2007 wird zweifelsohne die wirtschaftliche Entwicklung erschwert haben, Gaza litt aber unter der totalitären Fuchtel der Hamas. Diese Islamisten bereicherten sich an den Hilfsgeldern, die sie der Bevölkerung stahlen. Die Hamas schaffte die Voraussetzungen, die Bewohner in ihre Abhängigkeit zu bringen. Sie finanzierte sich mit den westlichen Geldern ihr Waffenarsenal und das 500 km lange Tunnelsystem unter der Stadt.
Die Hamas gilt als eine der reichsten Terrororganisationen der Welt. Mindestens 500 Millionen US-Dollar – so wertvoll sollen allein die weltweiten Firmenbeteiligungen der Organisation sein, schätzt das US-Finanzministerium. Wie viel Geld darüber hinaus in der Kriegskasse ist, darüber gibt es keine genauen Angaben. Matthew Levitt, Experte für Terrorismusbekämpfung der US-Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy, schätzt das Jahresbudget der Organisation auf 300 Millionen Dollar. Hamas, eine Befreiungsorganisation?
Die Vergewaltigungs- und Mordorgie der Hamas am 7. Oktober 2023 – »Antiimperialisten«, »Antikolonialisten«, woke Linke, Feministinnen bejubelten die Brutalität an israelischen Mädchen, Frauen und Männern als Befreiungsaktion – mündete in den Krieg Israels gegen Gaza. Überzogen, unverhältnismäßig und verbrecherisch. Wohl auch mit dem Hintergedanken, die Palästinenser aus Gaza zu vertreiben.
From the river to the sea
Seit damals finden – besonders im »Westen« – fast schon täglich Demonstrationen gegen Israel statt. Dominierender Slogan dieser antiisraelischen Proteste, »from the river to the sea«, vernichtet Israel. Auch in Bozen. Und die Hamas-Freunde kaperten im Sommer das Bozner Pride-Festival.
Mit antisemitischem Schaum vor dem Mund wird Israel eines Genozids beschuldigt, die UN-Sonderbeauftragte Francesca Albanese heizt mit ihren Aussagen diese Vorwürfe an. Albanese agiert selbstgefällig, reagierte beleidigend beispielsweise auf die Kritik des Bürgermeisters von Reggio Emilia wegen der – damals noch – von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Das Zentralkomitee der Hamas lässt grüßen.
Albanese attackierte die 95-jährige Holocaust-Überlebende Liliana Segre für ihr Israel-Engagement, sprach ihr das Recht ab, sich zum »Nahostkonflikt« zu äußern. Segre sei durch ihre schrecklichen persönlichen Erfahrungen »befangen«, das heißt zu israelfreundlich.
Albanese scheint ein Fan von Verschwörungsmythen über die Macht der Juden zu sein, warnte vor einer jüdischen und vor einer israelischen Lobby, verglich Israel mit Nazideutschland, Israels rechtsrechten Premier Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler und verharmloste und leugnete das Hamas-Massaker vom 7. Oktober. Albanese relativierte den palästinensischen Terror gegen Israelis als Aktion gegen Unterdrückung.
Ende November, italienweit gingen propalästinensische und Pro-Hamas Aktivist:innen auf die Straße, in Turin drangen sie in die Räumlichkeiten der Tageszeitung La Stampa ein und verwüsteten – wie einst die squadristi – die Redaktion. Die UN-Sonderbeauftrage verurteilte die Aktion, sagte aber auch: »Möge sie den Journalisten als Warnung dienen, ihre Arbeit wieder richtig zu machen.«
Bozen solidale mit Hamas
Was für eine totalitäre Anmaßung. In diesem Sinne operieren die Hamas-Freunde auch hier im Land. Bozen Solidale, ein engagierter Verein für Flüchtlinge, lud mit folgendem Text zu einem Theaterabend Gaza vive ein: »La vita dei palestinesi è schiacciata da un’ideologia – il sionismo israeliano – che ha portato pulizia etnica, apartheid e, infine, genocidio. Un’ideologia che giustifica il massacro, nato molto prima di quel 7 ottobre.«
Laut Bozen Solidale führte der »israelische Zionismus« zu ethnischen Säuberungen, zu Apartheid und schlussendlich zum Genozid. Für Bozen Solidale und andere Hamas-Fans ist der Zionismus eine rassistische Siedlerideologie. Dabei ähnelt der Zionismus dem italienischen Risorgimento. Die Ideologie der Hamas hingegen ist nicht weit vom Nationalsozialismus entfernt! Auf alle Fälle setzt die Hamas auf die Vernichtung Israels – from the river to the sea.
Einige Zahlen: In Israel leben mehr als zwei Millionen Araber, 20 Prozent der Bevölkerung. 1949, nach der israelischen Staatsgründung, waren es 1,6 Millionen. Genozid?
Wie viele Juden leben noch in den arabischen Ländern?
Ein Genozid findet derzeit im sudanesischen Darfur statt. Die geistigen Brüder der Hamas, die Rapid Support Forces, metzelten mehr als 150.000 Menschen nieder, 12 Millionen sind auf der Flucht, 25 Millionen Menschen hungern.
Oder der vergessene Krieg der äthiopischen Zentralregierung gegen Tigray mit mehr als 600.000 Toten, 120.000 vergewaltigten Mädchen und Frauen, zwei Millionen vertriebenen.
Vor einigen Monaten vertrieb die aserbaidschanische Armee mehr als 100.000 Menschen aus der armenischen Enklave Arzach. Mit vielen Toten und vergewaltigten Mädchen und Frauen.
Nach 50 Jahren brutaler Besatzung darf Marokko per UNO-Beschluss die Westsahara annektieren. Das Leid unter der Bevölkerung ist groß. Free Westsahara?
Und der Freund und Mentor der Hamas, der islamistische Präsident der Türkei, führt Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im eigenen Land und in Rojava, Nordsyrien.
Die russischen Freunde der Hamas besetzten 2014 die ukrainische Halbinsel Krym, Teile der Ostukraine und halten seit dem Angriffskrieg 2022 ein Fünftel des Landes besetzt.
Una totale ignoranza
Auf Kritik reagierte Bozen Solidale ziemlich angepisst: »la sua mail, oltre ad essere offensiva e fuori luogo, risalta una totale ignoranza riguardo l’argomento.
Per questo non ci resta che consigliarle la lettura approfondita di una serie di testi, che mettiamo in calce a fine mail, in modo da potersi informare riguardo un conflitto che affonda le radici dalla fine dell’Ottocento.
Come associazione di volontariato non spetta a noi rendere partecipi le persone di tutti i conflitti che insanguinano il mondo; visto che si prende la briga di scrivere mail denigratorie, dovrebbe trovare lo stesso tempo per sensibilizzare le persone riguardo le varie guerre in corso nel Mondo e non avere pretese riguardo quello che decidiamo a livello di associazione.
Quella in Palestina, peraltro, non è una guerra ma un GENOCIDIO e non lo affermiamo noi, piccola associazione cittadina, ma l’ONU, se non è d’accordo con questa definizione, può scrivere all’ONU stessa riportando le sue considerazioni. Saranno pronti a risponderle.
La invitiamo, infine, a moderare i toni diffamatori che utlizza nelle mail che ci ha inviato.«
Perspektiven?
Die israelische Armee führt sich in Gaza auf wie die russische Armee in der Ostukraine. Kriegsverbrecherisch. Im Westjordanland agieren die israelischen Behörden samt ihren Brückenköpfen – den illegalen Siedlern – wie der faschistische Staat, aber auch das antifaschistische Nachkriegsitalien bis in die 1960er Jahre hinein, damals in Südtirol. Widerlich, menschenrechtsverletzend.
Während eine Mehrheit der israelischen Bürger:innen eine künftige Zweistaatenlösung favorisiert, wird in palästinensischen Kreisen ein altes Konzept aufgewärmt. Intellektuelle wie Diana Buttu, Sonia Boulos oder Yara Hawari plädieren für ein Großpalästina, für die Rückkehr der Nachfahren der bei der israelischen Staatsgründung 1948 Geflohenen und Vertriebenen sowie für die Einbeziehung – was das auch immer heißen mag – der israelischen Palästinenser. Mit anderen Worten, sie werben für die Zerschlagung Israels. Eben, Palestine, from the river to the sea.

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