Das ultrazentralistische Frankreich ist gerade im Begriff, von Paris aus eine Gebietsreform umzusetzen, die die bisherigen 22 Regionen auf 13 reduziert. Wie im Hexagon üblich, wird dabei wenig Rücksicht auf geschichtliche und kulturelle Aspekte genommen. Trotz massiver Widerstände aus Elsass, Bretagne und Nordkatalonien — Korsika bleibt als Region erhalten — wurde Präsident Hollandes Projekt am 19. November von der Nationalversammlung gutgeheißen. Abänderungsanträge, die den historischen Gebieten ihre sehr eingeschränkte »Autonomie« als eigene Region auch weiterhin gesichert hätten, wurden abgewiesen. Nun wird das Elsass mit den bisherigen Regionen Lothringen und Champagne-Ardennen zusammengelegt; Nordkatalonien bildete bereits mit dem Languedoc eine Region, die jetzt jedoch zusätzlich mit Midi-Pyrenées und künftiger Hauptstadt in Tolosa (Toulouse) fusioniert wird. So werden Elsässer und Nordkatalanen zusätzlich marginalisiert. Die Bretagne bleibt zwar als eigenständiges Gebiet erhalten, doch die historische Hauptstadt Naoned (Nantes), die schon vor Jahrzehnten — vom kollaborationistischen Vichy-Regime — einfach einer anderen Region zugeschlagen wurde, kehrt auch diesmal nicht »zurück«. Kleine Hoffnungsschimmer bilden einerseits neue Zuständigkeiten, die die neuen Regionen im Vergleich zu den alten etwas aufwerten und in das europäische Subsidiaritätssystem integrieren sollen; andererseits die Möglichkeit, einen Regionenwechsel anzustreben. Allerdings wird letzteres durch sehr hohe Hürden quasi unmöglich gemacht.
Schon wird in Italien, auch im PD, über eine ähnliche Zusammenlegung von Regionen nachgedacht — und zwar teilweise mit dem ausdrücklichen Ziel, die Sonderautonomien aufzuheben und in größere Regionen mit Normalstatut einzubinden. Einige der bereits im Netz herumschwirrenden Vorschläge sehen etwa die Wiedererrichtung der faschistischen Region Triveneto vor, die Südtirol-Trentino, Friaul-Julien und Venetien zusammenfasst. Selbstverständlich steht derartigen Absichten das Gruber-Degasperi-Abkommen im Weg, doch selbst wenn die Absichten kaum umsetzbar sind
- zeigt sich einmal mehr sehr deutlich, dass die Tendenz in Italien nicht in eine Richtung geht, die der Autonomie unseres Landes zuträglich wäre, sondern wennschon in die entgegengesetzte;
- rückt der Wunsch nach einer Region Südtirol jetzt wohl noch weiter in die Ferne;
- wird deutlich, wie wenig Sensibilität in einem national ausgerichteten Zentralstaat für die Erfordernisse sprachlich-kultureller Minderheiten vorhanden ist;
- bestätigt sich, dass wir ohne völkerrechtlichen Vertrag wohl schon längst den assimilatorischen Gelüsten (und Automatismen) des Nationalstaats zum Opfer gefallen wären.
Siehe auch: 01
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