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Drei Reisepässe (ein Nationalstaat).

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ai

DreiSepässe.

  • Belgischer Reisepass: Viersprachig Niederländisch, Französisch, Deutsch, Englisch. Die Deutsche Sprachgemeinschaft bildet rund 0,7% der Bevölkerung Belgiens.
  • Schweizer Reisepass: Fünfsprachig Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch, Englisch. Rund 0,4% der Schweizerinnen sind RätoromanInnen.
  • Italienischer Reisepass. Einsprachig. Rund 0,5% der italienischen Staatsbürgerinnen gehören der deutschen Sprachgruppe an. Andere Sprachen wie Friaulisch und Sardisch werden von noch wesentlich mehr Bürgerinnen gesprochen.

Vor Jahren hatte sich SVP-Senator Oskar Peterlini vergeblich dafür eingesetzt, dass der italienische Reisepass auch die deutsche Sprache angemessen berücksichtigt.

Aber natürlich handelt es sich nur um eine symbolische Angelegenheit — die hier abgebildeten Reisepässe sind nämlich symptomatisch für den Umgang der jeweiligen Länder mit sprachlicher Vielfalt. Eine reine Symptombekämpfung ist also nicht mit der Lösung des zugrundeliegenden Problems (die strukturelle Einsprachigkeit von Nationalstaaten) zu verwechseln.

Dass der italienische Reisepass wiederum ganz typisch für einen Nationalstaat — und kein Alleinstellungsmerkmal für Italien — ist, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01



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Comentârs

20 responses to “Drei Reisepässe (ein Nationalstaat).”

  1. pérvasion avatar

    Natürlich gilt dasselbe wie für den italienischen für den österreichischen Pass, der die Minderheitensprachen (Slowenisch, Kroatisch…) auch nicht berücksichtigt.

    1. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Der Schweizer Reisepass ist nicht nur fünfsprachig, sondern er steht auch für ein komplett anderes Verständnis von “Staatsbürgerschaft”. In der Schweiz fängt das damit an, dass man von einer Gemeinde das Heimatrecht erhält, in Italien (und auch in Österreich) ist es eine Art Gnadenakt des Staates, der die Staatsbürgerschaft verleiht, so wie man früher als Untertan aufgenommen wurde. Italien ist dabei allerdings gegenüber seinen “Landsleuten” im ehemaligen Jugoslawien und in Südamerika, die haufenweis den italienischen Pass erhalten (z.B. Papst Franziskus), wesentlich großzügiger als Österreich, das zwar einer Reihe von Sportlern und Opernsängern sowie der Vizebürgermeisterin von Wien (Besitzerin eines griechischen Passes), aber weder den Südtirolern noch den Slowenen (in Slowenien) seinen Pass gewährt und sich auch dagegen wehrt, dass die Slowenen in Kärnten den slowenischen Passe erhalten.

    2. Fritz avatar
      Fritz

      Das hätte wohl zu Folge, dass der russische, chinesische, indische, südafrikanische und amerikanische Reisepass um einiges dicker ausfallen würde, als der von Deutschland und dem Vatikan.
      In Frankreich leben gut ein halbes Dutzend Minderheiten. Ob die ihre Reisepässe auch so ohne weiters in deutscher Sprache verlegen würden, wie z.B. die Polen, Tschechen, Russen, Slowenen, Rumänen usw… , wage ich zu bezweifeln.

      Der nächste Schritt wäre dann wohl, dass man das neu entdecke dritte Geschlecht auch noch zu berücksichtigen müsste. Und nicht zu vergessen wäre was selbst schon DER SPIEGEL zugibt: von den ca. 4,5 Millionen Moslems in Deutschland beherrschen ca. 1,2 Millionen Migranten kaum die dt Sprache … also auch in türkischer Sprache?

      1. Libertè avatar
        Libertè

        Deshalb braucht es einen europäischen Pass von den Bezirken ausgestellt. (ENG- FRZ-DEU-Lokalsprache)

  2. Libertè avatar
    Libertè

    Interessant ist auch dass die meisten Länder es auch auf Englisch hinkriegen außer Italien.

  3. Senoner avatar
    Senoner

    Noch eklatanter wird der Vergleich, wenn man nicht die Prozente sondern absolute Zahlen nennt:
    Schweiz: Romansch=35.000, Englisch=73.000, Italienisch=470.000
    Belgien: Deutsch=76.000
    Italien: Deutsch=320.000, Ladinisch=30.000

  4. ola avatar
    ola

    Danke dafür, dass ihr das thematisiert.
    Erwähnenswert finde ich auch, dass es den rund 60.000 Sorben in Deutschland in dieser Hinsicht nicht viel besser ergeht.
    Doppelter Daumen hoch für die Erwähnung der zu oft vergessenen friaulischen und sardischen Sprachen neben dem Deutschen und Ladinischen.

  5. Hans avatar
    Hans

    Stimmt das eigentlich, dass zumindest eure Personalausweise auf Wunsch italienisch-deutsch ausgestellt werden? Ich bilde mir ein, dass mir so etwas einmal jemand erzählt hat. Ich würde dann aus Sturheit für Reisen innerhalb der EU grundsätzlich nur den Personalausweis verwenden.

    1. Libertè avatar
      Libertè

      An der Britischen Grenze genauer begutachtet da normale Italienische Ausweise anders ausschauen…

    2. pérvasion avatar

      Nicht auf Wunsch, sondern standardmäßig. Auch Personalausweise/Identitätskarten in Aosta (Italienisch-Französisch, blau) und Friaul-Julisch Venetien (Italienisch-Slowenisch, dunkelgrün) sind zweisprachig, wobei dort anders als in Südtirol die »Regionalsprache« wesentlich kleiner dargestellt wird, als die Nationalsprache. Frankoprovenzalisch und Deutsch in Aosta sowie Friaulisch und Deutsch in Friaul-Julisch Venetien werden nicht berücksichtigt.

    3. Libertè avatar
      Libertè
  6. fabivS avatar
    fabivS

    Das mit die Farben wäre keine schlechte Idee an sich; leider musste ich feststellen dass solche Identitätskarten in Länder wie Norwegen, Schweden oder England als sehr verdächtig gelten. Musste selbert mehrmals am Flughafen etwas länger warten…

  7. bzler avatar
    bzler

    Ist es möglich, dass ihr euch beim Diskutieren über die I-Karte auf den alten, grünen Lappen konzentriert und komplett auf die neue Plastikkarte vergesst? Hat sich das noch nicht herumgesprochen, weil besagte Wikipediaseite da noch unvollständig ist?

    Auf internationalen Flughäfen ist nicht etwa das Grün peinlich, sondern dieser zerfledderte Papierfetzen im Vorkriegsstil mit Verlängerungsstempel auf der letzten Seite. Verlängerte Wartezeiten wegen des Grüns sollte man als Selbstbestimmungsbefürworter doch mit inbrünstigem Stolz ertragen. Stellt euch vor, ihr hättet einen echten Südtirolpass, und keine Sau wüsste, ob es dieses Land irgendwo in der Zivilisation tatsächlich gibt! Da ist das Grün ein willkommener Vorgeschmack.

    1. pérvasion avatar

      Bei der Einreise von Deutschland in die Schweiz in der Nähe von Basel ist mir tatsächlich mal passiert, dass ich aufgrund des grünen Ausweises länger warten musste. Das hatte aber nichts damit zu tun, dass der sehr (!) freundliche Zollbeamte nicht wusste, wo Südtirol ist, sondern damit, dass der grüne Ausweis in seinem »Katalog« (er hatte tatsächlich ein großes dickes Buch — oder einen Ordner, ich weiß es nicht mehr genau — mit allen gültigen Pass- und Ausweisversionen) nicht zu finden war. Dabei hat er mir ganz ohne überhebliche Attitüde anvertraut, dass Italien leider ziemlich schlampig und nachlässig sei, wenn es darum geht, anderen Ländern seine vielen Ausweisdokumente und die damit zusammenhängenden Änderungen mitzuteilen (ja, ich weiß: Bashing).

      Ich gehe mal davon aus, dass der Reisepass und der Ausweis eines unabhängigen Südtirol in so einem Kompendium zu finden wären. Ob ein Staat groß oder klein, bekannt oder unbekannt ist, hat meiner Meinung nach wenig Einfluss auf die Bekanntheit seiner Ausweisdokumente bei den Ordnungskräften anderer Länder.

      1. bzler avatar
        bzler

        Ich habe wegen dem grünen Lappen schon mehrfach Sonderrunden eingelegt – selbst in Italien. Aber durch die Plastikkarte im EC-Format ist das Thema für jeden, der will, Geschichte.

    2. niwo avatar
      niwo

      Stellt euch vor, ihr hättet einen echten Südtirolpass, und keine Sau wüsste, ob es dieses Land irgendwo in der Zivilisation tatsächlich gibt! Da ist das Grün ein willkommener Vorgeschmack.

      Habe noch nie gehört, dass EinwohnerInnen von Malta, Luxemburg, Zypern, Slowenien, Island, Estland und Lettland die einwohnermäßig alle zwischen 300.000 und knapp über 2 Millionen liegen, Probleme haben, da Einreisebehörden nicht über die Existenz ihres Landes Bescheid wüßten.
      Aber für Seitenhiebe gegen die Unabhängigkeit ist jedes Argument recht. Umgekehrt sind UnabhängigkeitsgegnerInnen – damit meine ich nicht bzler – ja der festen Überzeugung, dass die Sichtbarkeit Südtirols innerhalb des Nationalstaates im speziellen und von Minderheiten im allgemeinen, absolut gewährleistet ist.

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