Ende letzten Jahres hatte Premierminister Matteo Renzi (PD) einen sogenannten Kulturbonus von € 500,- für 18jährige angekündigt, den sie in Bücher, Museums- oder Kinobesuche investieren können. Die Maßnahme war als Teil der Terrorbekämpfung gedacht, um nicht ausschließlich einem Gewalt- und Kriegsreflex zu erliegen, sondern Kulturlosigkeit mit Bildung zu begegnen.
Für den 15. September war nun der tatsächliche Start der Initiative angekündigt, doch am Stichtag blieb der offizielle Webauftritt www.18app.it leer. Auch die Südtiroler Landesregierung klagte, noch keine Informationen zur Umsetzung der Kulturoffensive erhalten zu haben.
Seit gestern lässt sich die Internetseite zwar endlich abrufen, doch handelt es sich um eine grafisch und inhaltlich sehr schlichte Betaversion. Eigentlich ein No-Go.
Zudem erscheint die Umsetzung äußerst umständlich und bürokratisch.
Zumindest aus Südtiroler — aber auch aus aostanischer, sardischer friaulischer… — Sicht wiegt jedoch wohl noch schwerer, dass gerade im Kulturbereich mal wieder absolute »nationale« Nivellierung vorherrscht: Keine Information auf der Webseite, die nicht in der lingua franca nazionale formuliert wäre und somit von der sprachlich-kulturellen Vielfalt zeugen würde, die den italienischen Staat hinter der monlingualen, alles homogenisierenden Kulisse kennzeichnet. Bliebe nur, darauf hinzuweisen, dass eigentlich ein Rechtsanspruch auf die Verfügbarkeit der Seite in deutscher Sprache bestünde. Aber dafür wird die zuständige und ach so engagierte Regierungskommissärin wahrscheinlich keine Zeit haben.
Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 | 1› 2› 3›
5 replies on “Auch der Kulturbonus ist »national«.”
Es ist wohl ein Projekt die italienische Kultur zu fördern, weshalb sollte man es dann in anderen Sprachen präsentieren?
Meines Wissens geht es darum, Jugendlichen die Kultur näherzubringen… selbst wenn es sich dabei um einen drittklassigen Hollywoodstreifen handeln sollte. Wenn es darum ginge, die cultura unica nazionale zu fördern, wäre es noch schlimmer.
Außerdem besteht zumindest in Südtirol und (leider) beschränkt auf die deutsche Sprache sogar ein Rechtsanspruch auf Mehrsprachigkeit.
Anstatt über national vs. regional könnte man diese Form von plakativer Aktionspolitik als softpower- Politik auf euregionaler Ebene einsetzen, daher könnte BBD z.B. fordern:
– Kulturbonus auf EuregioTirolPass
– geförderter Kulturzugang auf euregionaler Ebene
P.S.: nur ein basisdemokratischer Vorschlag!
Ich hab mal der sehr engagierten Regierungskommissärin eine Anfrage via PEC geschickt. Bin gespannt auf die Antwort (wenn ich denn eine bekomme).
Laut Fatto Quotidiano ist die Registrierungsprozedur für die digitale Identität (SPID) äußerst anfällig für Identitätsraub.