Südtirol unterscheidet sich in mancher Hinsicht von seinen Nachbarregionen. Eine unserer Eigenheiten ist die ethnische Differenzierung, doch die soziale und ökonomische Ungleichheit gibt es bei uns genauso. Wie hängt die Zugehörigkeit zu einer der autochthonen Sprachgruppen oder zur Gruppe der Zuwanderer mit Bildung, Einkommen, Vermögen, Berufstätigkeit und anderen zentralen Aspekten der Sozialstruktur zusammen? Klafft auch in Südtirol die Schere zwischen privilegierten und Benachteiligten in Bezug auf Lebensstandard, Bildungschancen, Berufs- und Karrieremöglichkeiten, Mitbestimmungsrechten usw. zunehmend auseinander? Wie wird die soziale Schichtung in der Südtiroler Gesellschaft durch die Verteilung auf drei Sprachgruppen beeinflusst?
Solchen grundlegenden Fragen geht ein Sammelband nach, der zu den wichtigsten Publikationen gehört, die 2016 zu Südtirol erschienen sind. Es geht um die umfassende sozialwissenschaftliche Analyse und Darstellung der Südtiroler Gesellschaft mit ihren strukturellen Besonderheiten, unter spezieller Berücksichtigung ihrer ethnischen Zusammensetzung. Themen sind nicht nur objektive Sachverhalte wie die Ungleichheit bei Bildung, Einkommen, Vermögensverhältnisse, Reproduktionsarbeit, Familienformen. Thema ist auch die subjektive Einschätzung der eigenen Lebenslage und Schichtzugehörigkeit.
Die zentrale empirische Grundlage der Studie war eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zu einem breiten Spektrum an Fragestellungen. 1.200 Haushalte mit 3.500 Mitgliedern haben sich daran beteiligt. Das Forschungsprojekt ist von der Michael-Gaismair-Gesellschaft und dem Institut Apollis unter der Federführung der Professoren Günther Pallaver, Max Haller, Max Preglau, Antonio Scaglia sowie Apollis-Leiter Hermann Atz betreut worden. Ein zehnköpfiges Wissenschaftlerteam aus Soziologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaft hat drei Jahre daran gearbeitet. Das Ergebnis ist eine fundierte Reflexion über die besondere soziale Struktur und die Chancen und Risiken der künftigen Entwicklung: »In erster Linie geht’s darum,« schreibt Herausgeber Hermann Atz, »das Potenzial und die Gefahren für eine ethnisch stark diversifizierte Gesellschaft aufzuzeigen.« Für die Südtiroler Sozialforschung ist damit ein Grundlagenwerk entstanden. Keine leichte Kost, doch für das Verständnis der Südtiroler Gesellschaft heute ein Muss.
Hermann Atz, Max Haller, Günther Pallaver (Hrsg.)
Ethnische Differenzierung und soziale Schichtung in der Südtiroler Gesellschaft
Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojekts
2016, 407 S., brosch., 79 Euro
ISBN 978-3-8487-3329-3
Mit Beiträgen von: Hermann Atz, Max Haller, Günther Pallaver, Thomas Benedikter, Saskia Buiting, Romana Lindemann, Erika Pircher, Eike Pokriefke, Max Preglau, Antonio Scaglia.
6 replies on “Ein Grundlagenwerk zur Südtiroler Gesellschaft.
Ethnische Differenzierung und soziale Schichtung in Südtirol”
Danke für die Informationen, ich habe das Buch nicht gelesen und werde es jetzt wohl auch nicht mehr lesen. Es tut mir leid, aber ich vermute das Buch ist nicht das Papier wert auf dem es geschrieben ist.
Schade das hier 3 Jahre, ich drücke es Mal bewusst provokant aus, vergeudet wurden. Wahrscheinlich hat man hier aber vor lauter Dr. Dr. den Wald nicht mehr gesehen.
Allein schon als ich “repräsentative Bevölkerungsumfrage” gelesen habe musste ich lachen. 1200 Haushalte mit 3500 Mitgliedern!? Das sind 0,7% der Bevölkerung (Bitte jetzt nicht mir Lehrbuchformeln für Stichproben werfen). Das wird vielleicht repräsentativ sein für einfache, simple Umfragen (wie z.B. “Gehen Sie regelmäßig wählen” usw.). Niemals kann man aber mit dieser Grundlage die Komplexität der “Ethnischen Differenzierung und sozialen Schichtung” abbilden.
Zudem gibt es noch andere fragliche Punkte:
Annahme: Typischerweise werden solche Umfragen telefonisch über Festnetz gemacht.
– Jene welchen keinen Festnetzanschluss haben werden nicht erfasst.
– Jene welche den Anschluss nur für einen Internetzugang benutzen werden nicht erfasst.
Annahme: Die Teilnahme wird nicht verpflichtend gewesen sein
– Da nur freiwillige daran teilnehmen verzerrt dies deutlich das Bild
Annahme: Befragungen wurden nicht an Sonn und Feiertagen gemacht
– Personen welche sich nur am Wochenende bzw. gelegentlich hier befinden (Studenten/Monteure usw.) werden nicht erfasst
Wie viel solche repräsentativen Umfragen Wert sind, hat man in letzter Zeit zur genüge gesehen (Flughafen/Referenden/Brexit/US-Wahl).
Dies sollte mittlerweile auch den so gern im Felsenkeller sitzenden und Wein saufenden Professoren und Doktoren klar sein, welche mit Forschungs-Methoden aus den 80er Jahren ihrer Schulzeit, mit solchen Umfragen und Statistiken in Nostradamus-Manier, eigentlich nur in ihre eigene Blase repräsentieren, in der sie selbst leben.
Möchte keinesfalls Ihre fachlichen Fähigkeiten in Frage stellen aber bei Aussagen wie:
Zweifle ich. Ist nicht dies die Definition von “Privilegiert”? Werde es bei Gelegenheit, also wahrscheinlich nie, lesen. Freue mich auf das Linke Produkt Südtiroler Pseudo Wissenschaftler.
versus
Kannst du den Vorwurf »Pseudowissenschaftler« mit Fakten untermauern? Andernfalls bitte ich dich, diese Unterstellung zurückzunehmen.
Das Aufsagen von 1+1=2 kann man nicht als Wissen schaffen bezeichnen
mal sehen, ob 2017 deine kommentare an substanz gewinnen. die latte liegt ja nicht hoch. schön wär’s, denn hohle phrasen kann ich schon auf facebook genug lesen.
argumente, belege, schlüsse und quellen sind kein teufelszeug.
mal schauen, denke aber nicht