Heute wurden an der Eurac die Ergebnisse der zweiten Kolipsi-Studie über die Zweitsprachkenntnisse Südtiroler Schülerinnen vorgestellt.
Erste Bemerkungen dazu:
- Hurra, endlich gibt es »vergleichbare« Daten! Über Jahre hatten wir immer und immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass es sinnlos ist, über die Entwicklung der Zweitsprachkenntnisse in Südtirol (Verbesserung? Verschlechterung?) zu diskutieren, wenn keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen. Und vor allem: Dass es hanebüchen sei, Schulpolitik nicht aufgrund wissenschaftlicher Erhebungen, sondern aufgrund von Mutmaßungen und Mythen zu machen.
- Für ein mehrsprachiges Land wie Südtirol ist es wahrlich eine Schande, dass im Jahr 2017 erstmals Daten zur zeitlichen Entwicklung von Zweitsprachkenntnissen vorliegen, die nicht auf Selbsteinschätzung der Befragten beruhen. Und sie liegen noch immer nur für eine spezielle Gruppe (Oberschülerinnen der 4. Klasse der Schuljahre 2007/08 und 2014/15) vor. Zudem gibt es m. W. nach wie vor keine Vergleichsdaten über die Erstsprachkenntnisse.
- Wie wichtig solche Erhebungen sind, zeigt sich dadurch umso klarer, dass die Ergebnisse vielem von dem, was während der letzten Jahre gemutmaßt wurde, widersprechen.
- Dass die Zweitsprachkenntnisse, die ich schon 2009 ernüchternd fand, in einem mehrsprachigen Land wie unserem weiter abgenommen haben, halte ich für eine extrem schlechte Nachricht.
- Die Sprachkenntnisse nahmen bei den deutschsprachigen Schülerinnen deutlicher ab, als bei den italienischsprachigen. Bei ersteren gab es allerdings auch eine größere Fallhöhe.
- Die absoluten Sprachkenntnisse der deutschsprachigen Schülerinnen sind dennoch nach wie vor klar besser, als die der italienischsprachigen.
- Content and language integrated learning (CLIL), das vor allem in den italienischen Schulen massiv gefördert wurde, scheint nicht die erhoffte — und übrigens auch von mir erwartete — positive Auswirkung auf die individuellen Zweitsprachkenntnisse zu haben. Die sogenannte Evaluation hatte erste Hinweise in diese Richtung gegeben.
- Angeblich ist — vor allem bei deutschsprachigen Schülerinnen — ein deutlicher Zusammenhang zwischen (außerschulischem) aktivem Gebrauch und Beherrschung der Zweitsprache erkennbar.
- Bei Italienischsprachigen soll vor allem die Beherrschung des Südtiroler Dialekts für gute Deutschkenntnisse verantwortlich sein (wobei ich mich frage, ob erforscht wurde, welches die Ursache und welches die Wirkung ist).
- Eine provokante Frage drängt sich mir auf: War früher alles besser? — Sprich: Warum waren die Zweitsprachkenntnisse besser, bevor begonnen wurde, ihren Ausbau immer hysterischer zu forcieren?
- Vielleicht wäre es nun gut, bevor man von dieser Studie politische Forderungen ableitet, einen Schritt zurück zu machen, tief durchzuatmen und — endlich — besonnen nach Lösungen zu suchen.
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71 replies on “Kolipsi II — endlich.”
Jetzt kommt CLIL erst recht. Und es wird noch ein Schritt weiter gegangen. Natürlich wird das dann so kontraproduktiv wie alle Maßnahmen der letzten Jahre.
Bist wohl ein Hellseher…
Ja, aber nur so hobbymäßig☺
Mit Mut zur Besonnenheit, wage ich eine erste vorsichtige Bemerkung:
– JA zur ladinischen, italienischen und deutschen Schule
– JA zu räumlicher Integration der Schulen und Klassen
– JA zu integrativen Freizeitangeboten
– JA zu gemeinsamen Englischunterricht
– JA zu Freiwahlfächern nach Begabung z.B.: Sprachförderunterricht oder Technikföderunterricht oder Sportföderunterricht oder Musikföderunterricht
Wo kann man sich das ganze anschauen?
Gefunden: http://webfolder.eurac.edu/EURAC/Publications/Institutes/autonomies/commul/Kolipsi_II_2017.pdf
Den Leuten von Eurac ist aber schon bewusst das wird das Jahr 2017 des Herrn schreiben und so etwas in Deutsch und Italienisch (jeweils teilweise einsprachig) zu veröffentlichen, und damit völlig unbrauchbar zu machen, eher vor 100 Jahren aktuell war?
Haha:
Und wie bitte können derart viele Schüler nur Level A2 besitzen? Zum Vergleich in diesem Jahrgang bzw. einem darunter (!) ist in Österreich B2 in Englisch angesagt.(https://www.uibk.ac.at/srp/lehrplaene.html)
In Südtirol sollte man sich so langsam aber sicher anfangen zu überlegen wo das hier hinführt…
Mich erstaunt, wieviele Rechtschreibfehler im Kolipsi-Bericht enthalten sind. 😳
Meine Erfahrung: Bruneck: eine Hand voll Italiener. Folge. brauchbares Deutsch, weil überlebensnotwendig
Bozen: zwei Hände voll Italiener. Folge: Deutsch und Mandarin auf ähnlichem Niveau, weil eben unnötig.
Meine Generation (44): “Italia uno- Generation”, daher gutes It.
Junge: Satellitengeneration, also deutsch. Wenn ich im Pustertal 20-jährige reden höre, gibts kein “puttana”, “porggo”usw. mehr.
Ich bin froh darüber. Italien säuft eh ab, jetzt müssen wir nur noch die Italiauno-Kompatschers los werden.
Was ist das für eine Logik? Italienisch ist eine Landessprache!
Soweit ich das verstehe (Kapitel 9 des Kolipsi-Berichts) wurden nur Korrelationen herausgearbeitet und interpretiert. Die Kausalität wurde nicht analysiert.
Südtirol News meint:
Die heutige TAZ (Printausgabe) ist erleichtert:
Und online schreibt die TAZ:
Die Südtiroler Grünen fordern hingegen:
Es ist ja auch nur mehr lustig weil es “nur” um Südtirol handelt.
Versteh nicht was du sagen willst.
Landesrat Philipp Achammer schreibt auf Facebook:
Weitere Verbesserung? Hab ich da was verpasst? Aber ein »Weiter so« ist wohl die einzig mögliche Konsequenz aus diesem Ergebnis… 🤔
Landesrat Achhammer lügt sich selbst in den eigenen Sack. Er weiß (und erlebt) genau dass die derzeitige Didaktik den Italienischunterricht betreffend, nicht zielführend sein kann.
Deshalb plädiere ich einmal mehr für einen Unterricht in der Grundschule in Fremdsprachdidaktik abgehalten von Lehrern die der Muttersprache der Kinder angehören. Das Vertrauen und der Wohlfühleffekt würden enorm gesteigert, was Voraussetzung für eine Akzeptanz der Sprache sind, die im Kindesalter grundgelegt wird und für das weitere Lernverhalten prägend ist. Auch die didaktische Kontinuität könnte so stärker gewährleistet werden, da Lehrpersonen vor Ort zur Verfügung stünden, was auch für Achhammer ein Anliegen ist. Für diese Maßnahme müsste aber das Autonomiestatut geändert werden, was man natürlich nicht angehen will, da man ethinsches Konfliktpotential befürchtet. Da wurstelt man lieber weiter und verbreitet beschwichtigende Parolen. Dass der Englischunterricht in der Grundschule ja auch auf diese Art organisiert ist, wird geflissentlich ignoriert.
Volle Zustimmung.
Leute mal ganz rational über die Sache nachdenken, und zum Schluss kommen dass Italienisch endlich als das behandelt wird was es ist: eine Fremdsprache unter vielen!
Italienisch ist die zweitgrößte Landessprache; laut Mehrheitsmeinung die wichtigste Sprache, um in Südtirol zu leben; erforderlich, um mit vielen MitbürgerInnen und Behörden zu kommunizieren; in vielen Branchen ausschlaggebend, um einen Arbeitsplatz zu finden. Eine Fremdsprache unter vielen??
Auch wenn Italienisch eine Landessprache ist, ist sie doch für den Großteil der Kinder eine Fremdsprache (nicht Muttersprache und auch nicht Zweitsprache), genauso wie es das Deutsche für viele italienischsprachige Kinder ist, obwohl es Landessprache ist. Deshalb sollten sie als solche unterrichtet werden, nach der Didaktik eines gängigen Fremdsprachunterrichts, genauso wie das Englische. Landesrat Achhammer konnte beim heutigen “Pro und Kontra” die Klippe gekonnt umschiffen indem er einfach auf die diesbezügliche Frage des Moderators nicht eingegangen ist und auf eine Antwort auch nicht beharrt wurde. Diese ganze Problematik bezüglich Fremdsprachdidaktik würde nämlich eine politische Dimension bedeuten, der Achhammer wohlweislich ausweichen möchte. Eine bessere Qualität des Sprachunterrichts muss da natürlich hintanstehen. Aber es bleibt trotzdem wahr: Kleine Kinder lernen ausschließlich über die emotionale Schiene und diese ist bei Lehrern, die eine Sprachen mittels genau der Unterrichtssprache vermitteln, die das Kind erst lernen soll, nicht gegeben, sondern passt für jene für die das Italienische wirklich eine 2. Sprache ist. Und bei Kindern nisten sich Prägungen über Emotionen stark ein und beeinflussen oft den (positiven oder negativen) Zugang zu bestimmten Dingen lebenslang. Nicht nur bei Sprachen.
Über Fremdsprachendidaktik können wir gerne reden… aber zu sagen, dass Italienisch in Südtirol »eine Fremdsprache unter vielen« wäre, ist einfach lächerlich.
Natürlich, wer nicht gerade in Bozen oder in einer zweisprachigen Familie lebt, kommt höchstselten in den Genuss italienisch zu sprechen. Und dann fühlt es sich eben als Fremdsprache an.
Selbst in Brixen gibt es Läden und Bars, wo man mit Deutsch nicht weiterkommt. Geschweige denn Behörden. Und wer im Beruf Kundenkontakt oder Kontakt mit italienischen Zulieferern bzw. KollegInnen hat, kommt um die zweitgrößte Landessprache auch nicht herum. Erstaunlich, dass man das hier wem erklären muss… eine groteske und surreale Diskussion.
Ist es nicht, die überwältigende Mehrheit außerhalb Bozens ist Deutsch bzw. Ladinischsprachig, hier dem Italienischem Nationalismus Vorschub zu leisten indem man Italienisch irgendeine, künstlich erschaffene, Sonderrolle zukommen lässt halte ich für Gefährlich.
Das ist ein Umstand der sich schnell ändern muss, und er wird sich nicht mit einer deutsch-italienisch Zweisprachigkeit ändern.
@Waltraud Astner
Kleine Kinder (bis zu welchem Alter sprichst du von “kleinen Kindern”?) lernen nicht ausschließlich über die emotionale Schiene, aber darüber, dass die Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden von zentraler Bedeutung ist, besteht spätestens seit der Hattie-Studie weitgehender Konsens und sicher hat auch jede und jeder von uns entsprechende persönliche Erfahrungen gemacht.
Dies gilt für Schule ganz allgemein, also auch für das Erlernen einer anderen als der Muttersprache.
Beziehung läuft auch, nicht nur, über sprachliche Kommunikation und daher ist es, wie du schreibst, wichtig, dass sich Kinder auch in ihrer Muttersprache mit der Lehrkraft verständigen können. Das ist dadurch gesichert, dass, im Gegensatz zu allen anderen Lehrkräften, Zweitsprachenlehrende in Südtirol den Zweisprachigkeitsnachweis erbringen müssen, um in die Stammrolle aufgenommen zu werden.
Ich sehe also keine Notwendigkeit dafür, dass der Zweitsprachenunterricht von Lehrkräften durchgeführt wird, welche dieselbe Muttersprache haben, wie die SchülerInnen selbst (wie du in anderen Kommentaren explizit, hier nur implizit forderst). Wichtig ist hingegen deren Beziehungsfähigkeit, verbunden mit einer angemessenen Kenntnis der Muttersprache der SchülerInnen (nebst fachlichen und didaktischen Kompetenzen). Wie bei allen anderen Lehrenden auch, wie du richtig schreibst.
@Libertè
Was sich deiner Meinung nach ändern »muss« ist das eine — die Realität wieder was anderes. Schau dir einfach die Stellenanzeigen in einer beliebigen Südtiroler Zeitung an und erzähl uns dann, wie oft die Kenntnis der Sprachen Deutsch und Italienisch und wie oft die Kenntnis einer der vielen [anderen] Fremdsprachen verlangt wird.
Wenn du dem Italienischen seinen Status als wichtige Landessprache (und gerade nicht Fremdsprache unter vielen) aberkennst — wie willst du dann eigentlich die italienischen MitbürgerInnen von der Eigenstaatlichkeit überzeugen??
@Sabina
werde versuchen die Sache genauer zu erklären: Wenn Kinder in der Schule mit dem Italienischunterricht in Berührung kommen, sind sie in der Regel zwischen 5 und 6 Jahre alt, also doch noch eher kleine Kinder und der positive oder negative Zugang zur Sprache beginnt hier. Zum erfolgreichen (schulischen) Lernen gehört eine gute emotionale Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, ansonsten ist erfolgreiches Lernen nicht möglich, die Lerninhalte müssen mit positiven Emotionen einhergehen. Und genau da kommen wir zum Italienischunterricht. Es genügt nicht dass Italienischlehrer den Zweisprachigkeitsnachweis haben (der auch nicht immer ein Qualitätsmerkmal ist), sondern woran es hakt ist die Unterrichtssprache die in italienischer Sprache erfolgt. Kinder werden plötzlich mit Anweisungen, Erklärungen und einem gesamten Unterrichtsgeschehen in einer fremden Sprache konfrontiert, die ihnen nicht geläufig ist und sie verunsichert. Wenn die Lehrperson sie auch zur Not in Deutsch versteht, bleibt das Gefühl des Unwohlseins und des sich Fremdfühlens. Eine Lehrperson hingegen, die der Sprache (auch und gerade Dialekt) und Kultur des Kindes angehört, steht den Schülern a priori gefühlsmäßig näher, Persönliches kann besser besprochen und verstanden werden, man trifft sich vielleicht auch außerhalb der Schule usw. Die Unterrichtssprache (Erläuterungen und Heranführungen) könnten bei den kleinen Kindern in deren Muttersprache erfolgen, welche dann mit zunehmenden Kenntnissen sukzessive zurückgenommen werden kann. Noch positiver ist es wenn diese Lehrperson auch noch ein anderes Fach in der Klasse unterrichtet, wodurch eine unnatürliche Sonderstellung des Fachs Italienisch vermieden werden könnte. Die didaktische Kontinuität vor allem in der Peripherie könnte ebenfalls eher beibehalten werden, welche ja laut Achhammer immer noch ein Manko darstellt. Alle diese Maßnahmen würden zu einer positiven Grundhaltung der italienischen Sprache gegenüber beitragen, die im Kindesalter grundgelegt wird und häufig den weiteren Lernzugang bestimmt. Übrigens wird Englisch in der Grundschule genau nach den von mir beschriebenen Vorgaben unterrichtet, meist von einheimischen, vor Ort lebenden Lehrpersonen, die eben oft noch ein oder mehrere andere Fächer in derselben Klasse unterrichten. Was für den Englischunterricht recht ist, sollte auch für den Italienischunterricht billig sein. Es spricht nichts dagegen diesen Versuch nicht zu wagen, zumal der derzeitige Unterricht offenbar nicht das Gelbe vom Ei zu sein scheint, vielmehr trotz zunehmender Anzahl der Italienischstunden die Kenntnisse zurückgehen.
@ Waltraud Astner
Wir sind beide der Ansicht,
– dass eine gute Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden von zentraler Bedeutung für den Lernerfolg ist
– dass dies vor allem (nicht nur) bei GrundschülerInnen notwendig ist
– dass die Verantwortung für eine gute Beziehung bei der Lehrkraft liegt.
Nicht zustimmen kann ich dir bei den folgenden Aussagen:
Aufgrund meiner direkten persönlichen Erfahrungen als Schülerin und Lehrende einerseits und meiner indirekten Erfahrung als Mutter andererseits kann ich diese Aussage nicht bestätigen. In all diesen Rollen war “gefühlsmäßige Nähe” (ich würde es eher als vertrauensvolle Beziehung definieren) immer unabhängig von der Übereinstimmung der Muttersprache und auch bei Kenntnis von Muttersprache und Dialekt nicht a priori gegeben. Das ist natürlich meine beschränkte persönliche Sicht. Forschungsbefunde hierzu habe ich nicht gesucht. Vielleicht hast du welche für diese These (und auch die folgenden) zur Hand.
Dieser Diskurs würde dann auch auf die “unnatürliche Sonderstellung” der ReligionslehrerInnen zutreffen, denen hingegen gemeinhin ja eine besonders hohe Beziehungskompetenz zugeschrieben wird. Meine indirekte persönliche Erfahrung als Mutter bestätigt letzteres übrigens. Davon würde ich allerdings keine allgemeine Aussage ableiten.
Diesen Aspekt konnte ich nicht als förderlich für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden feststellen. Zum Teil war er sogar hinderlich. Aber auch das ist subjektiv und ich lasse mich anhand entsprechender allgemeingültiger Forschungsbefunde gern eines Besseren belehren.
@Sabina,
mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen kann ich natürlich nicht aufwarten, aber dafür mit jahrzehntelangen Beobachtungen des Italienischunterrichts als Klassenlehrerin (nebenbei Mutter) und einschlägigen Erfahrungen meiner Schüler an denen ich hautnah teilnehmen konnte, wodurch ich zu meiner Einschätzung der Situation gekommen bin. Aber auch unabhängig davon finde ich (und viele Kollegen) dass es grundsätzlich kontraproduktiv ist Kindern die einsprachig aufwachsen einen Zweitsprachunterricht überzustülpen, der in genau der Unterrichtssprache stattfindet, die die Kinder erst lernen sollen. Abseits aller Studien sagt einem doch die elementarste Theorie der Unterrichstdidaktik , dass dies nur kontraproduktiv sein kann. Oder einfachst ausgedrückt: Für Kinder für die Italienisch keine Zweitsprache ist, ist ein Zweitsprachunterricht mittels italienischer Unterrichtssprache grundfalsch.
Wo ich komplett widersprechen muss ist dass die gefühlsmäßige Nähe (nicht nur vertrauensvolle Beziehung) unabhängig von der Übereinstimmung bei der Muttersprache sei. Die gemeinsame Sprache ist das wichtigste Element um Beziehung und Nähe herzustellen. Die eigentliche Muttersprache der Kinder, nämlich der Dialekt eignet sich in besonderer Weise um auch in der Schule z.B. vor Unterrichtsbeginn, nach Unterrichtsschluss und in Pausen eine intensivere Beziehung zu den Kindern herzustellen. Auch dies habe ich bewusst gepflegt. Wie soll Nähe und Beziehung entstehen wenn die Sprachen der in Beziehung treten sollenden unterschiedliche, bzw. von einem Teil erst zu lernende sind. Auch darüber gibt es glaube ich einen allgemeinen Konsens und muss nicht erst durch Studien belegt werden.
Was die Sonderstellung des Italienischunterrichts betrifft ist zu sagen, dass durch Lehrpersonen die auch andere Fächer unterrichten dieser besser in den Gesamtunterricht (nicht Fachunterricht) welcher für die Grundschule typisch und kindgerecht ist, integriert werden könnte, natürlich aber kein Muss ist. Der Vergleich mit dem Religionsunterricht hinkt insofern als dass dieser ein fakultativer Unterricht ist.
Durch jahrzehntelange Beobachtungen ebenfalls feststellbar ist, dass durch den offenbar nicht effizienten Unterricht viele Kinder durch Apathie, Lernverweigerung oder auffälliges Verhalten auffallen. Oft wird daher durch vermehrte Beschäftigungsstrategien wie Schreiben Malen Schneiden usw. reagiert und das Mündliche in den Hintergrund gestellt, damit die Disziplin aufrechterhalten werden kann. Dies betrifft mitunter natürlich auch andere Bereiche, für den Italienischunterricht wo der aktive Sprachgebrauch besonders wichtig ist, ist das aber besonders fatal.
Wie gesagt immer wieder diesselben Beobachtungen, nicht belegt. Was jetzt sehr wohl belegt wurde ist, dass das derzeitige System nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt, also der BELEG da ist etwas zu ändern. Ich weiß nicht inwieweit die Ergebnisse in Englisch zufriedenstellend sind, sollte dies aber zutreffen, dann wäre dies ein weiterer BELEG den Italienischunterricht ebenso zu gestalten.
E quindi?
Wer die neue Kolipsi-Studie gelesen hat, weiß, dass diese Feststellung Schwachsinn ist.
Ich nehme mir mal heraus, in aller Arrogantz, zu behaupten schlauer als Tribus zu sein der zeitlebens nie das Land verlassen hat. Es ist schon lustig wenn Leute die noch nie im “Ausland” waren die Weltbürger spielen
Haha tribus, weshalb können die Leute dann Englisch etc., nur mehr lächerlich
Einereiner bringt es auf den Punkt!
Diese ganz besonderen Dummelen die mit der Kombination Mittlere Löhne + hohe Besteuerung + hohe Lebenshaltungskosten in Südtirol zufrieden sind
Dir ist hoffentlich klar, dass es hier um Südtirol geht. Wenn jemand die hiesigen Umstände/Voraussetzungen meiden und zum Beispiel ins Ausland abwandern will, ist die deutsch-italienische Zweisprachigkeit wahrscheinlich nicht interessant. Für alle anderen aber schon.
Gibt es eigentlich Erhebungen bezüglich der Englischkenntnisse der SüdtirolerInnen?
Vorausgeschickt: Ich bin meinerseits noch zu keinem Schluss gekommen, wie (angesichts des Kolipsi-Ergebnisses) sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Mehrsprachigkeit aussehen könnten.
Umso mehr erstaunt mich, wie schnell manch andereR mit Forderungen ist. Von der in der Studie enthaltenen Erkenntnis, Kontakte zwischen Jugendlichen unterschiedlicher (Mutter-)Sprache wären der Zweitsprachkenntnis förderlich, leiten einige die Forderung nach mehrsprachigen Schulen ab. Ob das allerdings funktionieren kann? Damit die mehrsprachige Schule zu mehr Kontakten zwischen Jugendlichen unterschiedlicher (Mutter-)Sprache führt bedarf es vermutlich eines gewissen Verhältnisses zwischen den Sprachgruppen. In Stadtvierteln oder Dörfern, in denen die kleinere Sprachgruppe nur 10-15% ausmacht, wird sich dies wohl kaum spürbar auf die Zweitsprachkenntnisse der größeren Sprachgruppe auswirken — eher würde ich einen Assimilierungseffekt (Assimilierung der ItalienerInnen auf dem Lande und Assimilierung der Deutschen in den italienischen Stadtvierteln) vermuten, also eine weitere sprachliche Homogenisierung. Dies auch in Berücksichtigung der Tatsache, dass sich CLIL laut Kolipsi-Ergebnis nicht wirklich bewährt hat.
Man könnte natürlich über asymmetrische Modelle nachdenken, doch auch diesbezüglich müsste man wahrscheinlich sehr stark zwischen unterschiedlichen Rahmenbedingungen (Stadt-Land, jeweilige Mehrheitsverhältnisse usw.) differenzieren. Ein Einheitsmodell fürs ganze Land wäre vermutlich völlig falsch.
@pervasion:
Ist es echt gerechtfertigt von Assimilierung zu sprechen?
Und wiese weitere (sic!) Homogenisierung?
Angst ist jedenfalls kein guter Berater für kluge Entscheidungen. Und wenn von deiner Seite immer wieder auf Studien verwiesen wird, so muß man auch betonen, daß ein Assimilierungseffekt (sic!) eine reine Vermutung ist.
Sowas nennt man dann den Teufel mit dem Belzebub austreiben, gell.
– JA zur ladinischen, italienischen und deutschen Schule – JA zu räumlicher Integration der Schulen und Klassen – JA zu integrativen Freizeitangeboten – JA zu gemeinsamen Englischunterricht – JA zu Freiwahlfächern nach Begabung z.B.: Sprachförderunterricht oder Technikföderunterricht oder Sportföderunterricht oder Musikföderunterricht
Ich denke schon. Du nicht? Warum nicht?
Weil wir jetzt schon eine relative Homogenität haben, das heißt, die Sprachgruppen leben räumlich voneinander getrennt.
Es geht darum, die besten Lösungen zu finden, die auch zielführend sind. Das bisherige Rumexperimentieren war ja offenbar eher nicht so erfolgreich.
Meinst du jetzt die drei getrennten oder eine einheitliche/gemeinsame?
Geht halt nur dort, wo es überhaupt (genügend) Kinder unterschiedlicher (Mutter-)Sprache gibt.
Ok.
Geht ebenfalls nur, wo es (genügend) Kinder unterschiedlicher (Mutter-)Sprache gibt. Ob es sinnvoll ist, weiß ich auch nicht.
Was hat das jetzt mit dem Thema zu tun?
Also was jetzt: Homogenisierung ist schlecht und Assimilierung ist auch schlecht?
Es geht eben nicht nur um Trennung von Sprachgruppen. Es geht auch um unterschiedliche Möglichkeiten in Peripherie und Zentren. Die Spaltung in der Gesellschaft verläuft mittlerweile genau an dieser Linie (Bsp.: Bundespräsidentenwahlen Österreich).
Wir sollten aufpassen diese Dinge nicht zu vermischen.
Freiwahlfächer sind eine Möglichkeit individuellen Spielraum zu schaffen für Schüler, die an anderen oder (!) anderssprachigen Schulen bei entsprechenden Leistungsnachweisen, bestimmte Fächer belegen wollen.
Was spricht gegen gemeinsamen Englischunterricht?
Und was hat Muttersprache mit Englischuntericht zu tun?
Ich meine drei Schulsysteme, die aber wesentlich weniger voneinander getrennt sind.
Kannst Du den 5 JAs zustimmen?
Wenn wir Vielfalt und sprachgruppenübergreifenden Kontakt fördern wollen ist Homogenität ein Hindernis. In einem Dorf mit 90% Deutschsprachigen kann ich gern Vermischen, aber da kommt wohl eher nicht viel raus.
Versteh ich jetzt nicht. Wenn die Sprachgruppen getrennt leben (Dörfer mit >90% Deutschsprachigen, Stadtviertel mit >90% Italienischsprachigen) fällt die schulische Durchmischung eben schwer.
Genau… sag ich doch.
Wie meinen?
Du meinst also, dass diejenigen, die in der Zweitsprache nicht so gut sind, anderweitig gefördert werden sollten?
Gegen gemeinsamen Englischunterricht könnte (!) zumindest in den ersten Klassen die unterschiedliche Muttersprache der Kinder sprechen. Weil man die Fremdsprache über die Muttersprache erlernt und die Lehrkraft eine Bezugsperson ist, die die Sprache der Kinder sprechen sollte.
Ich kann mit solchen Slogans grundsätzlich nicht viel anfangen, obwohl darin einiges enthalten ist, was ich teile. Wir brauchen meiner Meinung nach ausdifferenzierte Lösungen.
@pervasion
Ja dann, worauf warten?
Schlag bring mal ausdifferenzierte Vorschläge ein! 10 Jahre madig machen sind genug! Und: die Selbstbestimmung ist für dieses Problem keine Lösung!
90% vs 10%
Der Unterschied zwischen dem 90:10 Verhältnis ist, dass in der Stadt ein Großteil der italienischsprachigen Mitbürger deutsch lernen möchten. In der Peripherie hingegen sind sich die die meisten der 90% einig auf Italienisch verzichten zu können.(beides Mutmaßungen!)
Das ist die Demarkationslinie zwischen Stadt und Land, das ist ein klein wenig auch eine Spaltung zwischen den abgehängten, die nicht von der Globalisierung profitieren und Angst vor der Zukunft haben und den Bewohnern der Stadt, die am Fortschritt beteiligt sein wollen oder eben wollen müssen.
Neue Mythen bringen uns nicht weiter. Die Mehrheit der deutschsprachigen SüdtirolerInnen hält Italienisch für die wichtigste Sprache in Südtirol.
Ausdifferenzierte Vorschläge haben wir hier einige vorgebracht, ich weiß nicht, wie du auf »madig machen« kommst. Aber nachdem jetzt neue Daten vorliegen, will ich mir diese genauer ansehen, statt wie hierzulande üblich gleich mit neuen Mutmaßungen und Slogans loszulegen. Hast du die Kolipsi-Studie gelesen?
@pervasion
In dem Positionspapier BBD zu Vorschlägen für ein neues Schulsystem bleibt übrig, wenn man davon ausgeht, dass Südtirol einem Nationalstaat auch in Zukunft angehören wird.
– exklusive Zuständigkeit Bildung
– Streichen des Muttersprachlichkeitsprinzips für Lehrer und Aufwertung des
Lehrerberufs
– Entbürokratisierung
– Änderung des Schulkalenders
– wissenschaftliche Evaluation
– Ladinischunterricht für alle
Aus der Kolpisi –Studie geht hervor, dass diejenigen die besten Sprachkenntnisse haben, die am meisten Kontakt zur anderen Sprache haben, selbst wenn es sich um Dialekt handelt. Das ist in den Vorschlägen bisher nicht abgebildet.
Wann wagt Ihr endlich den Schritt von einem Blog hin zu einer progressiven Partei?
Demokratie ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders. Demokratie ist ein langer komplizierter Prozess.
Wette, dass?
Es in 50 Jahren sehr viele topzweisprachige Italiener geben wird, die sich mit Südtirol identifizieren.
Die übriggebliebenen deutschen Hotelbesitzer werden mit Ihren Sklaven auf Englisch kommunizieren, Ihre Kultur aber wird nur noch jeden Freitag abend zum Urlaubsabschied von schlechtbezahlten Laien inszeniert.
Okay, wir lesen uns in einem halben Jahrhundert.
neues Positionspapier?
– Aufgabe des Muttersprachlichkeitsprinzips für Lehrer (Meritokratieprinzip)
– exklusive Zuständigkeit Bildung Land
– Beibehaltung ladinischer, deutscher, italienischer Schulen
– Förderunterricht/-kurse nach Begabung (Freiwahlfächer)
– räumliches Nebeneinander von anderssprachigen Schulklassen und Schulen
– Förderung von integrativen Freizeitmöglichkeiten
– probeweiser und wissenschaftlich begleiteter Beginn gemeinsamer Englischunterricht letzte 3./4./5. Oberstufe (10.,11.,12.,13 Schuljahr)
– Entbürokratisierung Schulbereich und Aufwertung des Lehrerberufs
Demokratie ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders. Demokratie ist ein langer komplizierter Prozess.
Langsam haben wir es verstanden mit der Demokratie.
In Kolipsi 2 sind Vergleichswerte aus Kolipsi 1 enthalten (siehe Balkendiagramme oben), die mit den in Kolipsi 1 enthaltenen Werten nicht übereinstimmen. Ist das sonst noch wem aufgefallen? Habe ich irgendwas übersehen?
Stimmt. Das ist ja komisch. Hast du irgendwelche Zahlen falsch abgeschrieben?
Könnte es irgendwas mit dem “Aufgabe 1” zu tun haben?
Zitat Kolipsi 1
Du zitierst dort die Gesamtergebnisse.
Und jetzt im zweiten Artikel vergleichst du die Ergebnisse aus Aufgabe 1.
Ich finde die in Kolipsi 2 angegebenen Vergleichswerte, die ja angeblich aus Kolipsi-1 stammen, in der Kolipsi-1-Studie nirgends… weder bei den Gesamtergebnissen noch bei irgendeinem Teilergebnis.
schreibst du sie an, wo sie die zahlen her haben?
Du wirst also auch nicht schlau?
Ich habe Frau Abel heute angeschrieben und sie hat mir — trotz Abwesenheitsnotiz — schon heute (Sonntag) geantwortet:
Kapitel 2 hatte ich schon vollständig gelesen, es ist auch bei erneuter Lektüre kaum hilfreich. Das Wesentliche steht in Abschnitt 1.7.2.
Wundert mich nicht
Warum?