Das 2019 eröffnete Hausmuseum Villa Freischütz in Meran zeigt seit letztem Samstag und noch bis 6. November eine Sonderausstellung mit dem Titel Der äthiopische Mantel. Im Rahmen des Euregio-Museumsjahrs widmet sich das Haus damit einer der aktuellsten Fragen am Schnittpunkt zwischen Kultur und Kolonialismus: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit soll es sich bei dem Artefakt, um das sich die Ausstellung dreht, nämlich um Raubkunst handeln. Das edle Kleidungsstück, das in Afrika auch ein Symbol von Macht und Prestige darstellt, wurde wohl vom italienischen General Enea Navarini nach Meran gebracht.
Der in Cesena geborene Navarini hatte schon im Ersten Italienisch-Libyschen Krieg sowie im Ersten Weltkrieg gedient. Im Abessinienkrieg, einem völkerrechtlich geächteten Aggressionskrieg, kämpfte er unter dem berüchtigten Statthalter Rodolfo Graziani für das faschistische Italien.
Der sogenannten Sozialrepublik und somit dem Faschismus hielt er bis zuletzt die Treue.
Im Jahr 1925 heiratete Navarini Luisa Fromm i Hilliger, deren Vater die Villa Freischütz 1921 erworben hatte. Dort residierte der General denn auch von 1938 bis zu seinem Tod 1977.
Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, die Berlinerin Ariane Karbe und der Südtiroler Historiker Hannes Obermair, wollen mit der Ausstellung eine öffentliche Debatte über den Umgang mit dem Mantel — und mit Raubkunst allgemein — anstoßen. Insbesondere, aber nicht nur von den Ausstellungsbesucherinnen erhoffen sie sich Hinweise und Meinungen zu dem Thema.
Laut TAZ-Interview vom 3. September könnte es in Südtirol weitere ähnlich problematische Objekte geben. Obermair vermutet sie zum Beispiel im Meraner Stadtmuseum, in den Messner Mountain Museen oder in der Brixner Hofburg.
Im Fall des in der Villa Freischütz ausgestellten Mantels gebe es zwar noch keine offiziellen Restitutionsansprüche aus Äthiopien, entsprechende Kontakte seien aber bereits hergestellt worden.
One reply on “Raubkunst in Südtirol.
Villa Freischütz – Postkolonialismus”
Bei diese Gelegenheit möchte ich zum wiederholten Male darauf hinweisen, dass der Kriegsverbrecher Gennaro Sora, der in Äthiopien rund 1500 Frauen und Kinder mit Giftgas und Flammenwerfern umgebracht hat, immer noch Ehrenbürger von Brixen ist. Der emeritierte Papst Benedikt dürfte vermutlich nicht wissen, mit wem er sich die Ehrenbürgerschaft von Brixen teilen muss. Die SVP, immerhin noch stärkste Partei in Brixen, weicht jeder Diskussion über dieses heikle Thema aus, weil sie den italienischen Koalitionspartner nicht verärgern will, der anscheinend eine Identifikationsfigur braucht, auch wenn es ein Kriegsverbrecher ist.. Für die Grünen sind faschistische Verbrechen anscheinend kein Thema. Gendersternchen sind wichtiger.