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Nationalistisch uminterpretierte Ardeatinische Höhlen.
Revisionismus

Autor:a

ai

Zum 79. Jahrestag des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen vom 24. März 1944 brachte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (FdI) eine neue, revisionistische These in Umlauf: Die 335 von den Nazis mit Hilfe der Faschisten als Rache für das Attentat in der via Rasella liquidierten, unschuldigen Menschen seien umgebracht worden, weil sie Italienerinnen waren. Diese Geschichtsfälschung erinnert mich an das rechte Narrativ über die Opfer der Karsthöhlen, die ebenfalls aus ethnisch-nationalen und nicht aus ideologischen Gründen ausgewählt worden seien.

Wahr ist: In den Ardeatinischen Höhlen wurden von den Nazis — zu einem erheblichen Teil von Italienern ausgesuchte — Menschen hingerichtet, die nahezu ausnahmslos zu Gruppen wie Jüdinnen, Dissidentinnen oder Partisaninnen gehörten. Selbst ohne darauf hinzuweisen, dass neun Opfer gar keine Italienerinnen waren, ist offensichtlich, dass die Nationalität nicht das ausschlaggebende Auswahlkriterium war. Bestimmend waren vielmehr ideologische Erwägungen.

Kein einziges der Opfer war übrigens am Attentat in der via Rasella beteiligt gewesen.

Noch tiefer buddelte sich dann Senatspräsident Ignazio Benito La Russa (FdI) in den revisionistischen Schlamm, als er zur Verteidigung seiner Parteichefin in einem Interview mit der rechten Zeitung Libero die Partisaninnen angriff (das Attentat sei kein Ruhmesblatt gewesen) und das — hauptsächlich aus Südtirolern bestehende — Polizeiregiment Bozen, dem das Attentat in der via Rasella gegolten hatte, als Senioren-Musikkapelle verharmloste. Eine Behauptung, die keinem Faktencheck standhält und in jeder Hinsicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Das Regiment wurde gerade für die Partisanenbekämpfung ausgebildet und war bewaffnet.

Die daraufhin laut gewordenen Rücktrittsforderungen gegen La Russa werden wohl wieder ungehört verhallen, während der antifaschistische Konsens in Italien sich erneut einen Schritt weit verabschiedet. Man darf jetzt schon auf den ersten 25. April unter neofaschistischer Führung gespannt sein.

Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01



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