In Kärnten/Koroška und in Südtirol stehen für einige Tage die Minderheiten im Mittelpunkt
In Klagenfurt/Celovec beschäftigen sich Vertreter mehrerer sprachlicher und nationaler Minderheiten mit ihrem Status quo. Mit der eingefrorenen Minderheitenpolitik. Seit den 1990er Jahren steht die Minderheitenpolitik still. EU-weit, exemplarisch dafür auch Österreich, stellte letzthin immer wieder der Rat der Kärntner Slowenen fest.
Auf Einladung des Volksgruppenbüros der Kärntner Landesregierung diskutieren (am 21. Oktober) beim Europäischen Volksgruppenkongress im Klagenfurter Konzerthaus Experten und Minderheitenvertreter:innen über ihre Perspektiven. »Zeitenwenden – Zukunft denken« das Motto des Kongresses.
Eine düstere Zukunft, wenn — wie Ende Juli geschehen — österreichische Sicherheitskräfte ein Antifa-Bildungscamp des Klubs der slowenischen Studierenden im Süden von Kärnten/Koroška stürmten. Das Bildungscamp fand auf der Gedächtnisstätte des slowenischen antinazistischen Widerstandes – Peršmanhof – statt. Wie US-Präsident Donald Trump wettern die Freiheitlichen gegen die angebliche linksradikale Antifa.
Bei einer solchen Zeitenwende Zukunft denken wird schwierig werden
In Bozen treffen sich vom 23. bis zum 26. Oktober die Delegierten der Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) zu ihrem Jahreskongress. Der amtierende Präsident Vincze Loránt kündigte grundlegende Entscheidungen an — für die Zukunft der FUEN, der nationalen Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgruppen: »Unser Ziel ist es, ein Europa aufzubauen, in dem alle traditionellen Minderheiten und Sprachgruppen geschätzt und geschützt werden und frei sind, ihre eigenen Entscheidungen in Angelegenheiten zu treffen, die sie betreffen.«
Realer Traum Südtirol
In seiner Einladung zum Kongress schreibt der Vincze Loránt: »Unser großer Traum ist hier in Südtirol bereits Wirklichkeit. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass es in ganz Europa Realität wird!«
Der gastgebende FUEN-Vize, Daniel Alfreider (SVP), nennt diesen FUEN-Traum Südtirol ein »kleines Europa in Europa«, das für kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit steht. Deshalb unterstützte das FUEN-Mitglied Südtiroler Volkspartei die Minority Safepack MSPI mit dem Ziel, den Schutz und die Förderung der Minderheiten zu einem Schwerpunkt des vereinten Europas zu machen. Die EU-Kommission als »Kartell der Vaterländer« versenkte die MSPI.
»Als Minderheiten erleben wir jeden Tag, wie wertvoll der Zugang zu unterschiedlichen Förderprogrammen ist, um unsere Sprache, unsere Kultur und unsere Identität zu bewahren«, wirbt Alfreider für eine Politik für die und mit den Minderheiten. Für die Minority Safepack-Initiative.
EU für Minderheiten?
»Lassen Sie uns diesen Geist der Vielfalt weiterführen und gemeinsam auf eine Zukunft hinarbeiten, in der alle europäischen Minderheiten ihre Stimme erheben können« — Alfreider gibt diesen Auftrag an die FUEN-Führung weiter, die auf dem Jahreskongress neu gewählt wird.
In einem Interview mit der deutschsprachigen Zeitung Der Nordschleswiger in Dänemark unterstrich die FUEN-Vize Olivia Schubert die Notwendigkeit, endlich auch von der EU gefördert zu werden. Laut Schubert, sie ist Angehörige der deutschen Minderheit in Ungarn, würde eine garantierte Förderung aus Brüssel für finanzielle Stabilität sorgen. Und, so die mögliche Botschaft zwischen den Zeilen, die Abhängigkeit von den derzeitigen Förderern verringern. Dazu zählt auch das illiberale Ungarn des Viktor Orbán.
Was heiẞt hier Minderheiten?
Anlässlich des FUEN-Jahreskongresses präsentiert die Europäische Akademie in Bozen (am 23. Oktober um 11.00 Uhr im Waltherhaus) die Wanderausstellung Was heißt hier Minderheit? Die vom Minderheitensekretariat der »Plattdeutschen«, Dänen, Friesen, Sorben und Sinti angebotene Ausstellung informiert über Geschichte und aktuelle Lage der Sprachminderheiten in Deutschland.
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