Im Südtiroler Landtag wurde gestern in namentlicher Abstimmung ein Beschlussantrag der Süd-Tiroler Freiheit abgewiesen, mit dem die ablehnende Haltung zur Wiederanbringung des venezianischen Markuslöwen und der römischen Wölfin am Bozner Siegesplatz hätte zum Ausdruck gebracht werden sollen.
Der beschließende Teil des bereits am 14. November eingebrachten Antrags bestand aus folgendem Satz
Der Südtiroler Landtag spricht sich entschieden dagegen aus, dass der Markuslöwe und die römischen [sic] Wölfin vor dem faschistischen Siegesdenkmal in Bozen wieder aufgestellt werden.
und aus einer Aufforderung, die Stadt Bozen über die Haltung des Landtages zu informieren.
Löwe und Wölfin waren im Faschismus angebracht worden, um die Zugehörigkeit Südtirols zur erfundenen Region der »drei Venetien« (Markuslöwe) und zu Italien (Wölfin) zu unterstreichen. Sie mussten kürzlich aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands abgenommen und restauriert werden. Nicht mehr die Originale, sondern (rund 50.000 Euro teure) originalgetreue Kopien der beiden Werke von Ignaz Gabloner sollen nun wieder an Ort und Stelle angebracht werden, worauf insbesondere italienische Rechtsparteien gepocht hatten.
Gegen den Antrag, der mit 9 Ja- und 21 Neinstimmen abgelehnt wurde, sprachen sich unter anderem die SVP, die Grünen und Paul Köllensperger (5SB) aus.
Siehe auch ‹1 ‹2 ‹3 ‹4 ‹5 ‹6 ‹7 ‹8 ‹9 | 1›
31 replies on “Löwe und Wölfin, Antrag abgelehnt.”
Der AA frohlockte heute bereits, dass Tommasinis Moratorium halte.
Ich hatte das Moratorium eigentlich so verstanden, dass man bis auf weiteres alles unterlassen wollte, was eine der Ethnien kränken könnte. Aufstellen ist aber das Gegenteil von unterlassen, also muss die Lesart sein: man unterlässt es, die Aufstellung von den beiden Viechern zu unterlassen. Ist Politik kompliziert!
Ja die arme gekränkte Ethnie. Wer der Historisierung und Restaurierung des Siegesdenkmals zustimmt, der sollte es auch bei den beiden Figuren schaffen.
Diese beiden Figuren bilden mit diesem nebenbei ein Ensemble.
Ich wette viele wussten nicht, um was es sich handelt, genau so wie viele nichts vom Pifrader Relief wussten, bevor es Teil einer Polemik wurde, damit sich eine Ethnie gekränkt fühlen konnte.
Wir sollten uns alle eine Dornenkrone aufsetzen als Zeichen unserer Kränkung.
Ich sehe das nicht als Kränkung einer Sprachgruppe. Es geht einfach um den richtigen Umgang mit solchen Relikten.
Wobei natürlich klar ist, dass nur eine Sprachgruppe das Copyright auf Kränkung und Unbehagen hat, nämlich jene, die zum »eigenen« Nationalstaat gehört, die mit allen Behörden auf kommunaler, Landes- und Staatsebene (einschließlich aller Gerichtsinstanzen) in der eigenen Sprache kommunizieren kann, die ein Anrecht auf Etiketten und Produktbeschreibungen (einschließlich Packungsbeilagen von Medikamenten) in ihrer Sprache hat, »deren« großteils aufoktroyierten Ortsnamen als einzige amtlichen Charakter haben und deren Leitmedium zum Beispiel einem Landesrat vorschreiben will, zu welchem Fußballteam er sich bei einer EM bekennen darf und zu welchem nicht.
@gorgias: es geht mir bestimmt nicht um Dornenkronen, aber es empört mich, wenn…
1. der Bozner BM behauptet, uns Boznern würde das gar nicht auffallen
2. Du sagst, wir Bozner wüssten nicht um der Viecher Bedeutung
3. Der Tommasini ausruft, den Ball flach zu halten, und dann aber zur Tat schreiten lässt
Sollen die Viecher weiterhin Bozens schönstes Postkartenmotiv dominieren, hier hat wirklich niemand mehr Lust auf einen weiteren Ethnostreit. Aber ich fordere ein, dass der Nicht-Protest als gutwillige Leistung gewürdigt wird, anstatt das lächerlich zu machen.
Omg, wie tief sind wir (volkstumspolitisch) gesunken …
>>Er hat “volkstumspolitisch” gesagt, steinigt ihn!<<
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Ja, auch dieser Begriff ist hässlich.
Was hätte man von der Volksverräterpartei auch erwarten sollen?
Volksverräter?!
https://de.wikipedia.org/wiki/Volksverrat
Die Nazikeule funktioniert bei mir leider nicht😊
@TirolaBua
Du hast unmissverständlich nationalsozialistisches Vokabular verwendet. Wüsste nicht, was das Hinweisen darauf mit einer Nazikeule zu tun hat.
Warum weist Du mich dann darauf hin? Übrigens haben Nazis auch geatmet und Brot gegessen und geschlafen…..
Ich habe darauf hingewiesen, um es bewusst zu machen. Ich habe allerdings nicht dich darauf hingewiesen.
Du hältst es für ein menschliches Grundbedürfnis, den Begriff Volksverräter zu verwenden?
Natürlich. Wenn jemand sein Volk verrät, ist er ein Volksverräter.
Und wenn jemand »dem Volk« schadet ist er/sie wohl ein Volksschädling???
Ich denke, Du kannst Dir die Frage schon selbst beantworten. Oder geht es Dir vielleicht gar nicht um die Antwort?
Wie ist das denn so bei rhetorischen Fragen?
Il leone e la lupa non vanno bene perché simboli fascisti… il vocabolario nazista invece si può sdoganare: un po’ di coerenza, no?
Da wird wieder so manches offensichtlich. In Deutschland ist jedwedes Vokabular das die Nazis jemals verwendet haben verpönt ( auch solches das vorher unverdächtig war) und hier werden faschistische Symbole nicht nur nicht entfernt, sonder sogar noch kopiert um sie ja der Öffentlichkeit präsent zu erhalten.
Interessant wäre was Sabina zu dieser Vorgangsweise (die eigentlich Gegenstand dieses Beitrags ist) zu sagen hat.
Ich jedenfalls fände es ein Zeichen des guten Willens, wenn ALLE faschistischen Symbole musealisiert (nicht vernichtet) und für die Nachwelt erklärt würden. Das sollte keine Zumutung, sondern selbstverständlich sein.
Was aber keineswegs geht, ist, dass man sich eines eindeutigen Nazijargons bedient, während man die Entfernung faschistischer Relikte fordert. Das ist genauso unglaubwürdig, wie wenn Urzì sich über die angeblichen Wehrmachtgewehre der Schützen empört. Auf einem Auge blind kommen wir hier nicht weiter.
Natürlich.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Volksverraeter
Bin vollkommen deiner Meinung. Sollte aber auch umgekehrt gelten. Man sollte nicht jemanden des Nazijagons zeihen und gleichzeitig, NICHT die Entfernung von faschistischen Symbolen (topic des Artikels) fordern. So quasi Nazijargon ist verwerflich, faschistische Symbole nicht (was freilich niemand explizit behauptet hat, aber so rüberkommen könnte).
@Astner
Das Siegesdenkmal jetzt zu schleifen wäre ein Armutszeugnis. Genauso die beiden Figuren irgendwo hin zu musealisieren, anstatt sie zu Historisieren. An diesen beiden Symbolen kann man doch gut veranschaulichen was das faschistische Regime vorhatte und wie es die Zugehörigkeit unseres Landes für seine Ziele umleiten.
Ich frage mich wieviele Südtiroler deutscher Muttersprache die an diesen beiden Figuren vorbeigelaufen sind überhaupt wussten was das für Figuren sind.
@ gorgias
Habe nie gesagt, dass das Siegesdenkmal zu schleifen wäre. Im Gegenteil, es gehört (evtl. mit Glas) eingehaust um damit den musealen Charakter zu unterstreichen und der Nachwelt durch erklärende Texte zu veranschaulichen was das faschistische System vorhatte, wie du richtig sagst. Was bei den Adlern von der Drususbrücke möglich war nämlich sie zu musealisieren muss auch mit allen anderen Symbolen möglich sein. Denn nur durch eine solche kommt der historische Bezug voll zur Geltung, es kann nichts (Faschismus, Italianita`) mehr damit demonstriert werden. Das Kurioseste an der Geschichte ist nämlich der Umstand, dass die zusammenbrechenden Figuren in ein Museum kommen sollen, GLEICHZEITIG aber Kopien von ihnen angefertigt und am selben Platz aufgestellt werden sollen. Wölfin und Löwe also doppelt zu sehen sein werden. Was etwa damit demonstriert werden soll?
Nein, ein Verbrechen, denn es gibt sehr viele Menschen, denen es Stecken und Stab ist
Eigentlich gehört jedes faschistische Denkmal auf den Misthaufen der Geschichte.
Nicht schleifen ist die Lösung sondern abreißen oder sprengen.
@rüegg
erklär mir mal schnell den unterschied zwischen “denkmal schleifen” und “denkmal abreißen”
Beim Schleifen können noch Teile erhalten werden, es muß nicht unbedingt komplett abgetragen/entfernt werden. Abreissen oder sprengen ist eindeutiger.
Kann die Musealisierung nicht ein Teil der Historisierung sein?