Mit Eiern will Jürgen Wirth Anderlan in den Landtag ziehen. Der ehemalige Schützenchef und Corona-»Widerstandskämpfer« findet, dass Südtirol Eier braucht.

Er meint damit die Landtagspolitikerinnen und Politiker, die Eier bräuchten. Allesamt seien eingeknickt, besonders die Landesregierung, »analysierte« J. W. Anderlan. Er importiert den »deutschen Kulturkampf«, angefeuert von der Bild-Zeitung, mit der Nazi-Partei AfD, im Schlepptau die Schwestern und Brüder der neofaschistischen Fratelli d’Italia.

Das tönt dann folgendermaßen:

Eine links-grüne Minderheit vergewaltigt unsere Muttersprache, schreibt uns vor, wann wir die Zähne zu putzen haben, wie wir zu heizen haben, welches Auto wir fahren sollen und ob wir Fleisch essen dürfen oder nicht.

– Jürgen Wirth Anderlan

Ob er diesen Unfug selber glaubt? Sagt er das, weil seine Eier zu groß sind und das Hirn nach unten ziehen?

Möglich bis wahrscheinlich, setzt er doch nach. Er schwafelt von einer angeblichen Klima-Hysterie, die Klima-Hysteriker würden sogar so weit gehen, dass sie ins Privatleben eingreifen. Wer macht das wo und wie?

Wie der rechte Mainstream in Deutschland und Österreich, angeheizt von Bild und Krone, rotzt sich J. W. Anderlan über das Gendern aus und findet die Frauenquote »bescheuert«. Er befürchtet, dass zukünftige Lehrer in den Universitäten darauf gedrillt würden, Mädchen und Buben nicht mehr als solche anzusprechen. Die Universitäten, schlussfolgert der Neo-Landtagskandidat deshalb, mutierten zu Mutanten-Stadeln.

Der Kalterer Weinbauer, Ex-Schütze, Corona-Fachmann und Rapper stellt der Landesregierung schlechte Noten aus. Das Land sei ein Desaster, liege in Schutt und Asche, sagte Anderlan laut Salto bei der Vorstellung seiner Liste. Arg stehe es um das Land, um Autonomie, Ehrenamt, Proporz, Bürokratie, Bettenstopp, Sanität, Strom und Wasser. Südtirol, ein Land des »globalen Südens«?

Anderlan versteht sich als »Patriot«, setzt auf die Selbstbestimmung, auf »vollständige Kompetenzen bei Bildung, Sicherheit, Migration, Wohnen, Wasser, Energie, Landwirtschaft, Steuern und Gesundheit. Doppelte Staatsbürgerschaft für deutsche und ladinische Südtiroler, die diese wollen.« Mit einem Migrationsstopp will Anderlan die Ausländerfrage lösen. Ein breites Angebot wie im Supermarkt.

Das Wie lässt er offen. Politik scheint für Anderlan eine Art Wunschkonzert zu sein. Es wundert deshalb keineswegs, dass Anderlan und seine »Bart«-Liste kein Programm haben. Warum auch, begründete Anderlan das Fehlen eines Programms, auch die anderen Parteien böten nur leere Versprechungen an.

Anderlan wirbt mit seinem Islamistenbart und seinen Eiern. Ein zugkräftiges Programm? Die »Bart«-Liste greift hoch und verspricht ihren Einsatz für das Südtiroler Volk, die Verteidigung der Grund- und Menschenrechte sowie die Selbstbestimmung für Mensch und Land.

Ein hehres Vorhaben, für das Anderlan gar die »bescheuerte Frauenquote« auf seiner Liste erfüllt hat. Ob für das große Ziel die von Jürgen Wirth Anderlan eingeforderten Eier reichen?

Braucht dieses ach so angeblich kaputte Land tatsächlich Landtagsabgeordnete wie Anderlan — mit großen Eiern, aber mit wenig Hirn? Warum versucht er es nicht mit Verstand?