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Das Hotel Elephant bleibt stabil.
Brandmauer

Autor:a

ai

Natürlich gefällt es den Rechtsextremen nicht, wenn ein renommiertes Brixner Hotel den Nazi-Verharmloser Alexander Gauland nicht mehr zu den eigenen Gästen zählen möchte. Sowohl Jürgen Wirth Anderlan (JWA) als auch Roland Stauder (F) kritisieren laut Rai Südtirol, dass der ranghohe AfDler von der Inhaberin des Hotels ersucht wurde, sich in Hinkunft eine andere Bleibe zu suchen.

Der eigentliche Skandal ist, dass dieses Hotel sehr bekannt ist und dass die Führung dort zu den Gutmenschen gehört, die immer von Meinungsfreiheit und Toleranz sprechen. Hier wird eine rote Linie überschritten, wenn in Südtirol plötzlich Gäste wegen ihrer politischen Anschauungen nicht mehr willkommen sind.

LAbg. Jürgen Wirth Anderlan

Sollte der Bärtige noch nie etwas vom Toleranz-Paradoxon gehört haben, würde es mich nicht wundern. Dass Politiker, die Menschen an den Grenzen abweisen oder sogar Eingebürgerte nach Gutdünken deportieren wollen, plötzlich ein Problem damit haben, wenn jemand sein Hausrecht durchsetzt, ist aber zumindest ein klein wenig widersprüchlich. Dabei wurde mit Gauland sogar das Gespräch gesucht: weder gab es einen Rauswurf, noch wurde er in den Steinbruch geschickt.

Es kann nicht sein, dass ein Hotelier sagt, dieser Gast passt nicht in meine politische Weltanschauung, deshalb darf er nicht mehr nach Südtirol kommen.

– Roland Stauder

Stimmt, das darf nicht sein. Nur die Blauen dürfen sagen, wer auszuweisen wäre. Doch Stauders Aussage geht ohnehin an der Realität vorbei: Niemand hat gesagt, dass Gauland nicht mehr nach Südtirol kommen darf, wiewohl ich persönlich gar nichts dagegen hätte, Menschenfeinde als Personæ non gratæ zu erklären. Er wurde lediglich von einem Privatunternehmen in dessen eigener Einrichtung für unerwünscht erklärt.

Ich jedenfalls will hier den Schritt des Hotel Elephant ausdrücklich würdigen und ziehe vor diesem mutigen Engagement meinen (imaginären) Hut. Es macht mich als Brixner und als Südtiroler sogar etwas stolz, dass Herrn Gauland hier eine Grenze aufgezeigt wurde. Personen, die unsere demokratische Grundordnung verachten, totalitäre Ideologien verharmlosen oder schwer rassistische Positionen vertreten, dürfen — und sollen — ruhig spüren, dass sie nicht willkommen sind und selbst etwas von der Ausgrenzung erfahren, mit der sie so gerne hantieren. Wer die wesentlichen Grundlagen unser aller Zusammenleben und unserer Menschlichkeit zerstören will, hat unsere Toleranz definitiv nicht verdient.

Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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Comentârs

23 responses to “Das Hotel Elephant bleibt stabil.
Brandmauer

  1. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Das seltsame an der Sache ist, dass der Herr Gauland, so lange er politisch aktiv war und seine unguten politischen Ansichten publik gemacht hat, im Hotel Elephant viele Jahre lang durchaus willkommen war. Jetzt, wo er als Politpensionär keine Rolle mehr spielt, ist er plötzlich Persona non grata. Das Positive an dieser Entscheidung ist wohl, dass nun auch Politiker der Fratelli d’Italia sich in Brixen eine andere Absteige suchen müssen. Soviel Gleichheit muss sein.

    1. Simon avatar

      Gauland ist noch immer aktiv und kandidiert auch jetzt wieder zum Bundestag.

      1. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        Danke für die Berichtigung. Alexander Gauland hatte bereits seinen Rücktritt aus der Politik verkündet. Das war mir bekannt. Dass er jetzt doch noch einmal für den Bundestag kandidieren will, ist mir entgangen.

    2. Karl-Heinz Völker avatar
      Karl-Heinz Völker

      Ich vermute, dass sich die Ansichten des Herrn Gauland nicht urplötzlich im Jahr 2024 radikalisiert haben.

      Gesammelte Aussagen Stand 2019

      https://politik.watson.de/politik/deutschland/157299681-afd-7-zitate-von-alexander-gauland-die-zeigen-wie-buergerlich-er-wirklich-ist

      Warum wurde er nicht schon damals “ausgeladen”?

      Vielleicht haben andere Stammgäste der Familie Heiss ins Gewissen geredet (und mit sanftem Druck künftige Besuche davon abhängig gemacht,dass Herr Gauland dort persona non grata ist)?

      Es geht immer um Werte, meistens in Cent und Euro.

      1. Simon avatar

        Warum wurde er nicht schon damals “ausgeladen”?

        Wissen Sie, ob er seit »damals« öfter/überhaupt noch im Hotel Elephant war? Außerdem ist es sicherlich keine einfache Entscheidung für die Gastgeberinnen, so gesehen wäre meiner Meinung nach spät besser als gar nicht.

      2. Karl-Heinz Völker avatar
        Karl-Heinz Völker

        Der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland ist in einem Südtiroler Hotel, in dem er lange Jahre Stammgast war, nicht mehr willkommen.

        meldet rnd, das als zuverlässige Quelle anzusehen ist

        https://www.rnd.de/politik/alexander-gauland-ist-in-seinem-suedtiroler-lieblingshotel-nicht-mehr-erwuenscht-3EGWEUZQBFPTBDISLT4ECMESSQ.html

        Wissen Sie, ob er ausgerechnet zwischen 2019 und 2024 dort nicht mehr aufgekreuzt ist?

        Ja, ich denke, es ist keinesfalls eine “mutige Entscheidung”, denn welche Folgen hat sie denn für Familie Heiss? Es geht wohl eher darum, welche finanziellen Folgen die Entscheidung mit sich bringt. “Unruhe” im Haus bedeutet geringere Einkünfte.
        Der rosa Elephant steht mitten im Raum.

      3. Simon avatar

        Dass er »lange Jahre« Stammgast war, heißt nicht notwendigerweise, dass er es bis zuletzt war.

        Wissen Sie, ob er ausgerechnet zwischen 2019 und 2024 dort nicht mehr aufgekreuzt ist?

        Nein, das weiß ich nicht. Ich bin es ja aber auch nicht, der Frau Heiss unterstellt, sie hätte Herrn Gauland schon früher »ausladen« können.

        Ja, ich denke, es ist keinesfalls eine “mutige Entscheidung”, denn welche Folgen hat sie denn für Familie Heiss?

        Es war allein schon deshalb mutig, weil mit Gauland das Gespräch gesucht und auch gegenüber den Medien alles offen kommuniziert wurde. Dadurch könnten dem Hotel jetzt Gäste, die so denken, wie Sie, abhanden kommen. Wäre man den feigen Weg gegangen, den HGV-Direktor Mooswalder empfiehlt, hätte man die »Unruhe« beseitigen können, ohne möglicherweise AfD-freundlich gesinnte Gäste zu vergraulen.

      4. Karl-Heinz Völker avatar
        Karl-Heinz Völker

        Herr Constantini, da wir stets bei Privatvermietern Urlaub machen, gehe ich Familie Heiss auch nicht als Gast verloren.
        Und es ist tatsächlich Sache der Familie Heiss, wenn sie auf eine Falte der Vielfalt verzichten möchte.
        Ich halte “mutig” in diesem Fall für sehr pathetisch, OK, wenn’s halt nur noch Gut und Böse in Brixen gibt, stehen Sie jedenfalls auf Seiten des Guten.

      5. Simon avatar

        Herr Constantini, da wir stets bei Privatvermietern Urlaub machen, gehe ich Familie Heiss auch nicht als Gast verloren.

        Wer lesen kann…

        Und es ist tatsächlich Sache der Familie Heiss, wenn sie auf eine Falte der Vielfalt verzichten möchte.

        Solange es jene »Falte« ist, die Vielfalt selbst ablehnt, halte ich das für vertretbar. Wie gesagt: Toleranz-Paradoxon.

      6. Karl-Heinz Völker avatar
        Karl-Heinz Völker

        Nein, “mutig”, ist es nicht.
        Es geht darum, dass sich Gäste über Gauland beschwerten.

        Die Frage war, will man diese Gäste verlieren oder Gauland.?
        Kosten-Nutzen-Analyse.

        Mutig war z.B. der Mann, der in Achaffenburg den Kundern zu Hilfe geeilt ist und erstochen wurde.

      7. Simon avatar

        Hätte man Herrn Gauland in Zukunft einfach immer gesagt, es sei kein Zimmer frei, hätte man beide Ziele erreichen können: man wäre ihn los gewesen und man hätte sich die ganze Aufregung und Shitstorms erspart. Diesen Weg des geringsten Widerstands, den eine reine Kosten-Nutzen-Analyse sicher nahegelegt hätte, hat die Familie Heiss ganz offensichtlich nicht gewählt.

      8. Karl-Heinz Völker avatar
        Karl-Heinz Völker

        Diesen Weg des geringsten Widerstands, den eine reine Kosten-Nutzen-Analyse sicher nahegelegt hätte, hat die Familie Heiss ganz offensichtlich nicht gewählt.

        Offensichtlich wurde die Sache doch anders publik

        Bereits im Oktober 2024 wurde Alexander Gauland in einer deutschen Talkshow gefragt, ob er seine Mitgliedschaft in der AfD zu spüren bekommen habe. Daraufhin meinte er wörtlich: „Aus meinem Lieblingshotel in Südtirol – seit Jahrzehnten schon – ist mir gesagt worden, dass man mich nicht mehr als Gast haben möchte. Den Rest meiner Familie ja, aber mich nicht.“

        Ein Satz, der jetzt, drei Monate später, in Südtirol plötzlich hohe Wellen schlägt. Der Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth-Anderlan machte den Satz am vergangenen Freitag in den sozialen Medien publik, mit dem Verweis, dass es sich hier um ein Brixner Hotel handle.”

        https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2025/02/gauland-in-brixner-hotel-unerwunscht-so-ein-gast-bringt-unruhe-ins-haus-af03fbb2-bbd3-46af-884f-7a0d982cf703.html

        Heißt doch, dass Familie Heiss es nicht an die große Glocke hängen wollte. Grund ist mir klar: pecunia non olet. Würde die Angelegenheit jetzt nicht in der Öffentlichkeit beigetreten, hätte man den Gast Gauland verloren, diejenigen, die sich am seinem Hotelaufenthalt störten, wären Kunden geblieben. Weniger prominente Gesinnungsgenossen Gaulands wären auch künftig im Hotel abgestiegen, Alpenkönige und Menschenfeinde unter einem Dach.
        Das könnte sich jetzt ändern, nachdem J Wirth das Hotel genannt hat.

        Und nochmals; aufrichtiger wäre es gewesen, Herrn Gauland schon vor Jahren nach seinen o.g. Aussagen um Abreise zu bitten.

      9. Simon avatar

        Dass es die Familie Heiss an die große Glocke hängt, wäre wohl niemals zu erwarten und auch höchst unprofessionell gewesen. Trotzdem hat das Hotel nicht den Weg des geringsten Widerstands — nämlich den, den der HGV empfiehlt — gewählt. Indem mit Herrn Gauland das Gespräch gesucht wurde, hat man ihm natürlich auch die Entscheidung überlassen, die »Ausladung« öffentlich zu machen und somit auch bewusst in Kauf genommen, dass es zu einem Shitstorm kommt. Dieses Risiko wäre man nicht eingegangen, wenn man ihm fortan einfach jedes Mal gesagt hätte, es seien keine Zimmer mehr frei.

        Und nochmals; aufrichtiger wäre es gewesen, Herrn Gauland schon vor Jahren nach seinen o.g. Aussagen um Abreise zu bitten.

        Ich verstehe nicht, warum das aufrichtiger gewesen wäre.

  2. Prof. Dr. Hugo Scheer avatar
    Prof. Dr. Hugo Scheer

    Was für ein widerliches, erbärmliches Verhalten dieser Hotelinhaberin ! Es gibt leider noch Leute, die sich noch im Kindergartenalter befinden

    1. Simon avatar

      Möchten Sie uns vielleicht noch verraten, warum das Verhalten der Hotelinhaberin »widerlich« und »erbärmlich« sein soll und was das mit dem angeblichen »Kindergartenalter« zu tun hat? Ich habe nämlich zu erklären versucht, warum ich den Schritt für mutig und richtig halte, während Sie hier nur Ihren Zorn abgeladen haben, ohne auch nur ein einziges Argument zu bemühen.

  3. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Es steht jedem Gast frei, sich seine bevorzugte Herberge auszusuchen, in der er sich willkommen fühlt. Es steht aber laut Gesetz dem Gastgeber nicht frei, sich seine Gäste nach Hautfarbe, Religion oder Ideologie auszusuchen.

    1. Simon avatar

      Nun, ich denke einem schlimmen religiösen Hassprediger dürfte man den Zugang beispielsweise schon verwehren. Liege ich falsch?

      1. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        Ja. Wenn jemand im Hotel Hasspredigen verbreiten will, kann man ihm das verbieten. Wenn er sich unauffällig benimmt, seine Zeche zahlt und niemanden belästigt, darf man ihm laut Gesetz das Gastrecht nicht verwehren. Sollte Herr Gauland im Hotel seine wirren, inakzeptablen Ideen verbreitet haben, dann wäre das ein Grund, ihn auszuladen. Sofern er sich unauffällig benommen hat, ist das nicht möglich.

      2. Hartmuth Staffler avatar
        Hartmuth Staffler

        Wenn der schlimme religiöse Hassprediger in einem Hotel predigen will, kann man ihm das verbieten. Wenn er sich unauffällig benimmt, kann man nichts gegen ihn tun. Im gegeständlichen Fall geht es aber, so viel ich verstanden habe, nicht um ein Hausverbot, das rechtlich nicht möglich wäre, sondern um eine höfliche Bitte, den Betrieb nicht mehr zu besuchen, um die Empfindsamkeit der Mehrheitseigentümerin nicht zu verletzen.

      3. Simon avatar

        […] Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes [besagt], dass niemand aufgrund seiner politischen Überzeugung benachteiligt werden darf. Dies gilt jedoch zunächst nur für den Staat. Privatpersonen können sich grundsätzlich gegenseitig unterschiedlich behandeln. Daher können Hoteliers auch entscheiden, keine Verträge mit bestimmten Gästen abzuschließen oder ihnen den Zugang zum Hotelgelände zu verwehren.

        Abwägung ermöglicht Ausnahmen

        In bestimmten Situationen ist es jedoch Privatpersonen nicht erlaubt, Unterschiede zu machen oder sogar diskriminierende Entscheidungen zu treffen. Hintergrund: Die Grundrechte der Beteiligten müssen im Rahmen einer Abwägung immer berücksichtigt werden.

        – Anwalt.de (Auszug)

        Ich kenne die Rechtslage in Südtirol nicht. Die in dem Beitrag geschilderte Argumentation des deutschen Bundesverfassungsgerichts in einem ähnlich gelagerten Fall finde ich aber sehr schlüssig — und bin der Meinung, dass es sich dabei um eine gute Lösung handelt.

  4. Jens Zimmermann avatar
    Jens Zimmermann

    Nur mal so nebenbei: In Dresden wurde einem Grünen-Politiker der Zugang zu einem Restaurant verwehrt. Hintergrund war, dass genau dieser Politiker einen von den Gästen des Restaurants genutzten Parkplatz für den Autoverkehr gesperrt hatte. Also ein konkreter Grund, der zu Lasten des Restaurants ging. Anders als im “Elephant”. Hier sind Sie dann angesichts der persönlichen Betroffenheit hoffentlich auch der Meinung, dass die Durchsetzung des Hausrechts gegen diesen Grünen-Politiker gerechtfertigt ist!?

    1. Simon avatar

      Ich wüsste nicht, was die beiden Vorfälle — bis auf die Durchsetzung des Hausrechts — gemein haben sollten. Deshalb und auch weil ich den von Ihnen geschilderten Fall nicht kenne, werde ich ihn sicher nicht kommentieren.

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