Ich kenne sogar Leute, die […] nur in Österreich einkaufen — auch eine Art von Steuerhinterziehung, oder?!
— Sylvia Rier, grüne Landtagskandidatin 2013, Facebook
Bei den Grünen, die mitunter gerne Herz- und Panikattacken vortäuschen, sobald von staatlicher Unabhängigkeit die Rede ist (»Wir müssen Grenzen abbauen!« oder »Es gibt keine Grenzen mehr!«) tummeln sich also Leute, die im angeblich doch so grenzenlosen Europa von Steuerhinterziehung (!) reden, wenn man in der Euregio (»Ausland!«) einkauft. Zum Verzweifeln, diese Kohärenz.
Demzufolge muss es sich wohl auch um Bekämpfung der Steuerhinterziehung handeln, wenn Italien mit lauteren und unlauteren Mitteln versucht, grenzüberschreitenden Handel unattraktiv zu machen (Intrastat-Regelung, Generalverdacht etc.).
21 replies on “Steuerhinterziehung?
Quotation”
Für Frau Rier bin ich also ein vorsätzlicher Steuerhinterzieher, da ich doch nicht selten im benachbarten Ausland einkaufe.
Für etliche SüdtirolerInnen sind es teils auch recht banale Gründe die einen Kauf in Innsbruck oder München attraktiv machen. Neben dem Preis können auch andere Gründe eine Rolle spielen. In gar nicht wenigen Geschäften der anscheinend (siehe Benko Diskussion) so authentischen Bozner Lauben ist es nicht mehr ganz selbstverständlich auf Deutsch bedient zu werden. Zudem ist es etwas müßig als zahlender Kunde um eine deutsche Beschreibung betteln zu müssen. Um klarzustellen, es geht nicht um Verständnisprobleme. Aber in einem mehrsprachigen Land müssen Etikettierungen, Gebrauchsanweisungen und eine kompetente Beratung in allen Landessprachen garantiert sein. Dies ist bei uns nicht der Fall.
Unabhängig von diesen Aspekten höre ich heraus, dass Frau Rier an den nationalstaatlichen Grenzen wieder gerne Zollstangen errichten möchte. Damit mehr national eingekauft wird? Nicht regional, nein national. Ziemlich zukunftsweisend einige unserer Unionisten, die sonst gerne von Weltoffenheit reden.
Wieso die Aufregung? Hat sie doch vollkommen Recht! Alto Adige geht bis zum Brenner und wenn sich einer erdreist drüberzufahren (wieso haben wir eigentlich keine vollständigen Grenzkontrollen mehr?) und den hart erarbeiteten italienischen Euro im Ausland auszugeben, der gehört mit aller Härte des Gesetzes bestraft! Italia gehen immerhin Milliarden an Steuergeldern verloren.
Aber Moment, das heißt ja, wenn konsequent zu Ende gedacht, dass auch keine Touristen mehr ins Land dürfen, für Deutschland wäre das ja dann auch Steuerflucht…
Und was darf ich da auf der grünen Internetseite, über diese nette Frau lesen:
Na dann, aber es geht noch weiter:
Hm, da beißt sich ja was, und mir fällt irgendwie das Wort dafür nicht ein! Vielleicht Blödheit, Beschränktheit oder das gute alte “dumm wie 1 Meter Feldweg” würden es annähernd umschreiben.
PS: Langsam frage ich mich, was die Südtiroler Grünen überhaupt befähigt diesen Namen zu tragen, außer, dass sie sich mal alle fünf Jahre für drei Fichten am Waldhang einsetzen…
.. hat die Dame überlegt, dass Bundesdeutsche die in einem Residence in Kastelruth anstatt in Berchtesgaden ihren Urlaub verbringen dann auch Steuerflüchtige sind ?
… hat sie den Beitrag entfernt, oder ist er nur nicht öffentlich einsehbar?
ersteres wäre peinlich für sie, letzteres für den Autor.
… und wenn ich zu dumm war das Zitat zu finden ist das natürlich peinlich für mich ;)
Die Steilvorlage kapp ich mal schnell :)
Ich glaube letzteres trifft zu. Allerdings gibt es mildernde Umstände, es wäre wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen gewesen.
Hier geht’s zur entsprechenden FB-Diskussion.
Warum?
Klingt aber etwas anders als euer Zitat, aus ideologischen Gründen war woll der Kernpunkt.
Außerdem fehlt der Smiley und der Kontext. Es muss wohl eher etwas Scherzhaft gemeint sein.
Viel “Zacher” finde ich den Kommentar von Armin Kobler zum Thema “System Südtirol”.
Hab mir jetzt nicht alles bis zum Ende durchgelesen und kenne die Diskutanten auch nicht persönlich, allerdings erscheinen sie mir als müsste man sie nach Hall senden (nicht zu ernst nehmen).
»Aus ideologischen Gründen« war der Kernpunkt? Es ist also (nur dann) Steuerhinterziehung, wenn man aus ideologischen Gründen im nördlichen Teil der Euregio einkauft?!?!
Seit wann ist die Ideologie relevant, wenn es darum geht, etwas als Steuerhinterziehung einzustufen? (Nicht alles, was man an den Haaren herbeizieht, ist ein Argument, lieber Libertè.)
Nein, das man aus ideologischen Gründen nach Österreich fährt.
Und ob nur “Eine Art”= Steuerhinterziehung ist auch fraglich.
Generell sollte man hier besser die die Betroffene selbst befragen.
Manche Dinge schreibt man eben so, und sind nicht aus ganz so gemeint.
Frau Rier antwortet via Facebook:
Ändert dies irgendwas? Ich glaube nein: Wer aus welchen Gründen auch immer in Österreich einkauft ist kein Steuerhinterzieher — denn nach gesetzlicher Lage bezahlt er damit sämtliche Steuern und handelt völlig legal.
Der Terminus “ideologisch” hat hier nichts zur Sache. Rier bewegt sich innerhalb eines “nationalen” Gedankengebäudes, in diesem Fall wird der Rahmen dieses Gedankengebäudes durch das italienische Steuersystem abgesteckt. Auf subtile Art und Weise findet man dies bei vielen Südtirolern. Ich erinnere mich noch an Diskussionen darüber, dass man einen Fiat kaufen müsse um unsere Wirtschaft zu unterstützen. Auf meine Gegenfrage, was denn “unsere” Wirtschaft sei, bricht dann das subtil-nationale (den nationalstaatlichen Grenzen folgend) hervor.
Dass Betriebe wie Driveline (Ex Birfield, in Bruneck) und Röchling in Leifers, international vernetzt sind und ebenso die deutsche Autoindustrie beliefern ist diesen Figuren nicht bewusst. Dies nur als kleines Beispiel dafür, dass Wirtschaft global vernetzt ist. Und im Falle von Südtirol nach nationalstaatlichen Kriterien zu agieren ist sowieso ein verdrehter Ansatz (diese Message an Frau Rier, die sich gerne weltoffen gibt, aber allzuhäufig der nationalstaatlichen Logik folgt – Weltoffenheit endet nicht an nationalen, vielfach willkürlich gezogenen Grenzen).
Wenn man aus ökologischen Gründen und als Gegenpol zu den negativen Auswüchsen des globalen Turbokapitalismus regionale Wirtschaftskreisläufe etablieren und fördern möchte, dann ist dies ein anderer Ansatz. Seit wann ein regionaler Wirtschaftskreislauf aber nationalstaatlichen Grenzen folgen sollte, muss mir jemand erklären. In Südtirol hat man teilweise den Eindruck da werden einige Dinge verwechselt. Was ist regional? Für mich ist ein Produkt aus Nordtirol, Osttirol oder Trentino auch regional. Regional im Umkreis von sagen wir mal 200 km Luftlinie wär ein interessanter Ansatz. Ein Produkt aus Nordtirol, Oberbayern, Belluno, Südtirol, Graubünden, Trentino fällt da selbstverständlich rein.
ich glaube nicht, dass rier ernsthaft jemanden der steuerhinterziehung bezichtigt, der in österreich einkauft. jedoch offenbart ein derartiges zitat genau jenes denkschema, das niwo aufzeigt. es zeigt, wie sich viele – oft auch unbewusst – der nationalen logik nicht entziehen können. selbst dann nicht, wenn sie sich ansonsten “weltoffen” gebärden.
Uh, ich kann auch nur Schreiben wenn ich zuhause bin, hapiger Tonfall der eindeutig, wie in dieser restlichen Konversation das Gedankengut aufzeigt.
Ich Frage mich wenn die EFA die BürgerUnion wegen rechter Einstellungen ausgeschlossen hat wieso unternehmen die europ. Grünen nichts gegen ihre Südtiroler Freunde, so etwas ist doch eine Schande für die ganze Partei!
Und meiner Einstellung nach ist Steuerbetrug am Italienischen Staat kein verbrechen da:
1. Meine generelle Einstellung zu Steuern, die ich in diesem Ausmass einfach pervers finde
2.Wir uns nie dazu entschieden haben bei diesem Staat zu sein, oder wäre es Korrekt wenn ich jetzt ein Afrikanisches Land überfalle und dort Steuern eintreibe?
@pérvasion
Bin ich damit gemeint, bzw. was ist an den Haaren herbeigezogen, der Ideologie Grund?
Als Obervinschger bin ich nahezu “prädistiniert” zur “Rierschen” Steuerhinterziehung…. :)
Was ist das bitte für ein Argument? Und was heißt schon “ideologische Gründe”? Wenn ich auf deutsch bedient werden möchte, dann hab ich mein gutes Recht, das Geld dort auszugeben, wo meine Wünsche berücksichtigt werden. Wäre ja noch schöner…
Anstatt wieder die bösen Nazi…öhm…produkt-/serviceorientierten Kunden anzufahren, sollte man sich evtl. vllt. an die eigene Nase fassen und Angebot/Service verbessern? Dann klappts auch mit der einheimischen Kundschaft.
Sehr geehrte Herren, erlauben sie: Ich bin enttäuscht. Ohne dass ich mich groß mit dieser Seite auseinander gesetzt hätte, war ich immer der Meinung, man diskutiere hier auf hohem Niveau. Pah!
1. @Simon Constantini: Ich bin ein ganz einfaches und sehr beliebiges grünes Partei-Mitglied – es ist nicht in Ordnung, mich bzw. meine (Facebook!-)Aussagen mit der Grünen Partei in Verbindung zu bringen. Wirklich – wenn ihr nichts Besseres zu tun habt und das, was ihr macht, nicht besser macht, und jedenfalls: Shame!
2. Wenn du schon zitierst, dann tu das bitte, wie es sich gehört: Vollständig und korrekt.
3. Ich glaube nicht, dass ihr “Weltoffenheit” gepachtet habt. Ich bin sogar vom Gegenteil überzeugt, vor allem, wenn ich in eurer “freien” Denke immer wieder, mal mehr mal weniger, antiitalienische Ressentiments lese höre spüre. Da fallen alle eure Kartenhäuser ganz schnell in sich zusammen.
4. An den “Herrn” da oben, der sich anmaßt, aufgrund meiner Berufswahl und meines beruflichen Werdegangs Rückschlüsse auf meine Intelligenz zu ziehen: Ja, ich bin überzeugt, er ist mehrfach “studiert”. Allein: Bildung ist dabei nicht herausgekommen.
5. Ich kaufe auch in Österreich ein, aber ich kaufe eben nicht NUR dort ein, und auf den Gedanken, mich beim Einkaufen von irgendwelchen oder anderen nationalistischen Gefühlen oder Untergefühlen (ver-)leiten zu lassen, muss man (ja ja ) erst mal kommen. Ich wäre jedenfalls nie drauf gekommen – da könnt ihr noch so lange herumklauben und suchen und an den Haaren herbei ziehen. Und wer das “nur-in-Österreich-Einkaufen” so sehr und mit so viel Nachdruck und Vehemenz verteidigt, wie ihr das hier drin tut, der hat sich schon verraten, und zwar als der Nationalist, als den er mich bezichtigt.
Es schreiben hier durchaus auch Frauen mit.
Was denn nun? Immer wieder oder doch nicht?
Welche denn zum Beispiel? Ich empfinde diesen Blog als sehr objektiv, auf welchem die dargelegten Argumente stets mit Quellenangaben versehen werden. Dass Italien bei verschiedenen Indikatoren schlecht abschneidet, ist nun mal Fakt und kein Ressentiment. Ansonsten bitte genaue Angaben, nicht bloß ins Blaue geschossene Vorwürfe. Btw.: Dass Kommentatoren sich gelegentlich im Ton vergreifen, kann dem Blogbetreiber nicht vorgeworfen werden, da er sich ja bewusst für eine offene Diskussion ausspricht und beispielsweise auch ausgesprochen anti-deutsche Kommentare zulässt (siehe etwa Catalano oder Gadilu).
Wie die Blogteilnehmer hier auch. Der eine mehr, die andere weniger.
Mal abgesehen von den sonstigen sprachlichen Schnitzern, so stammt die folgende Aussage
ja wohl von ihnen. Die Verbindung zwischen Einkaufsverhalten und Ideologie wurde also von Ihnen geschlagen, auf diesem Blog wurde dieses Verhalten bisher weder propagiert noch kommentiert. Ich persönlich kenne übrigens keine Südtiroler, welche (aus welchem Grund auch immer) NUR in AUT einkaufen. Wäre auch etwas umständlich, wegen einem Liter Milch jedesmal hinter den Brenner zu fahren, v.a. wenn man etwa im Unterland oder Etschtal wohnt.
Wer verteidigt hier das ”nur-in-Österreich-Einkaufenâ€? Soweit ich das mitbekommen habe, ging es den Kommentatoren hier darum, dass es nicht Steuerhinterziehung sein kann, wenn man (aus welchem Grund auch immer) im Ausland einkauft. Von Boykottaufrufen, welche Sie hier wohl subtil unterstellen möchten, konnte ich bei bestem Willen nichts entdecken. Ansonsten, wie bereits angemerkt, bitte genaue Angaben,
Vermute, Sie haben den Begriff Weltoffenheit aus meinem Kommentar herausgefischt. Niemand hat hier jemals behauptet, auf diesen Terminus hätten wir einen Alleinvertretungsanspruch – da unterstellen Sie etwas. Zumindest endet Weltoffenheit für uns nicht an nationalstaatlichen Grenzen. Der von ihnen zitierte Ausspruch suggeriert dies geradezu.
Sie verwechseln Fakten mit Ressentiments. Und da Südtirol nun mal ohne jemals gefragt worden zu sein, Teil Italiens ist, müssen wir uns notwendigerweise mit den institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dieses Landes auseinandersetzen.
Übrigens, welche “Kartenhäuser” meinen Sie?
wenn ich das richtig interpretiere, dann bedienen wir zum beispiel mit diesem artikel hier antiösterreichische ressentiments. und hier auch. wir hatten sogar auch schon antidänische ressentiments. von den ganzen anti-svp, anti-pd, anti-stf, anti-grün, anti-pdl, anti-freiheitlich, anti-usw. ressentiments ganz zu schweigen.
Zum glück gibt es auf italienischer Seite keinerlei Ressentiments:
http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-Ueberblick/Politik/Berlusconi-Fuer-die-Deutschen-haben-KZs-nie-existiert