Autorinnen und Gastbeiträge →

Deutschsprachige Ärztinnen: Sezessionsgefahr.
Besorgniserregender als »Namensstreit«

Autor:a

ai

Am Montag ist im Corriere della Sera — zumindest online — ein Beitrag von Marco Angelucci erschienen, mit dem ein wenig Ordnung ins mediale Chaos um die Ersetzung von »A. Adige« mit »Provincia di Bolzano« gebracht werden sollte. Alles in allem, so der Journalist der Südtiroler Lokalredaktion, handle es sich um eine »Provokation« der sezessionistischen Kräfte — nichts mehr, aber auch nichts weniger.

Was jedoch wesentlich besorgniserregender sei, so Angelucci, ist etwas ganz anderes: Im sogenannten »Europagesetz« gebe es einen für die Sezessionistinnen fundamentalen Passus, der die Möglichkeit einführe, sich auch dann in ein Berufsverzeichnis eintragen zu lassen, wenn man kein einziges Wort Italienisch spreche.

Für! Die! Sezessionistinnen! Das schlägt aber wirklich bald dem Fass den Boden aus. Muss man jetzt echt schon für Abspaltung (und damit fast der Teufel in Person) sein, wenn man ein Grundprinzip der Autonomie einfordert — nämlich die Gleichstellung der deutschen mit der italienischen Sprache?

Kürzlich hatten die deutschsprachigen Landtagsabgeordneten des gesamten (gewählten) politischen Spektrums einen Rekurs gegen die Entscheidung der zuständigen Berufskammer beschlossen, auf römischen Druck einen deutschsprachigen Arzt rauszuwerfen. Darüberhinaus hatten sich dem Einspruch informell auch mehrere Abgeordnete italienischer Zunge angeschlossen.

Darüber, von welch übersteigertem Nationalismus die von Fake News begleitete Diskussion zur Verteidigung von »A. Adige« auf staatlicher Ebene wieder einmal geprägt ist, war ich eigentlich schon bestürzt  Dass aber ein Südtiroler Journalist, der angetreten war, die vielen Fehlinformationen zu korrigieren, einen Grundkonsens der Südtirolautonomie de facto als Gefahr darstellt, finde ich geradezu unerträglich.

Damit wird nichts weniger als das Fundament unseres Zusammenlebens in Frage gestellt.

Siehe auch: 01 02 03 || 01 02 03 04 05



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL