Heute ist auf der Facebook-Seite von »Non una di meno – Trento« der anonyme Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin des Brixner Nazi-Bademeisters erschienen. Darin schildert sie die schwerst sexistischen und menschenfeindlichen Erniedrigungen, denen er sie ausgesetzt haben soll, bis sie schlussendlich kündigte, auch weil er vom Arbeitgeber protegiert worden sei.
Ferner berichtet sie von homophoben und von gröbst rassistischen Ausfällen, unter denen etwa ein schwarzer Mitarbeiter zu leiden gehabt habe. Eine Bestätigung, dass die stolz zur Schau getragenen Nazisymbole keine rein oberflächliche Angelegenheit waren. Im Moment gibt es natürlich keine absolute Gewissheit, dass die Schilderung der Wahrheit entspricht, sie scheint mir aber sehr glaubwürdig.
Das eröffnet freilich gleich mehrere weitere Fronten:
- Erstens, dass eine öffentliche Einrichtung überhaupt erst ihre Sicherheit über Jahre einem Menschen anvertraut hat, dem man derart Monströses ohne mit der Wimper zu zucken zutraut. Mich jedenfalls würde eher wundern, wenn so ein Typ kein misogyner, homophober Rassist wäre — und damit bin ich wohl kaum allein.
- Zweitens wirft allein schon die Vorstellung, dass sich all das (mit großer Wahrscheinlichkeit) zugetragen hat, einen dunklen Schatten auf die Berichterstattung einiger — insbesondere italienischsprachiger — Medien, die dem Nazi bzw. seinem Arbeitgeber Security GmbH die Möglichkeit gegeben haben, ihn völlig unkritisch als harmloses und unschuldiges Opfer darzustellen.
- Drittens die Rolle von Acquarena und Stadtwerken, die von all dem (Nazisymbolik und Arbeitsklima bzw. etwaiges Mobbing) nichts mitbekommen haben wollen und sagen, der Mitarbeiter habe erst seit Juni in Brixen gearbeitet, obwohl er eigenen Angaben zufolge (s. heutige Corriere-Südtirolausgabe) schon seit sieben Jahren in der Acquarena war. Uns liegt zudem auch eine schon vor rund einem Jahr offiziell eingereichte Beschwerde gegen den Bademeister wegen diskriminierenden Verhaltens vor. Was also wusste man in Brixen wirklich?
- Viertens das Problem, dass die Acquarena weiterhin mit einer Firma zusammenarbeitet, die auch die neue Ausschreibung für den Bademeisterdienst gewonnen hat und völlig uneinsichtig ist, wie Berichte im gestrigen A. Adige und z. B. im Messaggero beweisen. Darin wird der Nazi von seinem Trentiner Arbeitgeber als sein »bester« bzw. als der »ideale« Mitarbeiter bezeichnet. Laut der römischen Tageszeitung gibt er sogar an, den Vorfall für lächerlich zu halten. Inzwischen bereue er, der Bitte, den Mann abzuziehen, nachgekommen zu sein. Gekündigt wurde ihm natürlich keineswegs, vielmehr tut er nun angeblich in seiner Heimatregion Venetien Dienst.
Problembewusstsein unter null — und immer mehr offene Fragen. Was auch zeigt, wie wichtig es wäre, über strenge Gesetze wie in Deutschland oder Österreich zu verfügen.
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